»57«

3K 318 235
                                    

[Jungkook]

„Bääähhhh! Du bist ja ganz nackig!", hörte ich eine sehr helle Stimme fast schon schreien, die mich eher unsanft aus meinem Schlaf riss, weshalb ich mich mit dröhnenden Kopfschmerzen aufsetzte und umschaute. Die Sonne stand weit oben am Himmel, es war wirklich sehr hell und sie wärmte dort, wo sie auf die Haut traf.

„Young-Mi, lass Jungkook in Ruhe. Er hätte noch weiter schlafen sollen", sagte nun Taehyung, ihn erkannte ich an seiner einzigartig tiefen Stimme, der gerade in den Raum kam und seine Tochter von dem Bett hob. „Außerdem trägt er noch Unterwäsche", meinte er noch und zog mir die Decke weg, womit er meinen halbnackten Körper entblößte.

„Wieso erinnere ich mich an nichts?", fragte ich leise und schaute verwirrt zum Älteren, der seine Tochter auf dem Arm trug. „Ich habe gestern doch gar nicht so viel getrunken, du sogar viel mehr als ich!"

Mein Ex lachte nur kurz leise und ließ das Mädchen wieder hinunter, woraufhin sie schnell in ihr Zimmer lief und uns somit alleine ließ. Dies nutzte er aus, um sofort zu mir auf das Bett zu kommen, dabei über mich krabbelnd und mir immer näher kommend, bis nur noch wenige Zentimeter unsere Lippen voneinander trennten, jedoch ließ ich ihn mich nicht küssen, drückte meine Hand auf seinen Mund und stieß ihn so von mir weg.

„Wieso willst du mich denn nicht küssen? Heute Nacht hast du noch darum gebettelt, mich endlich wieder zu küssen, weil du es ja so sehr vermisst hattest", grinste der Mann und setzte sich aufrecht hin, ging mit seinen Fingern einmal lässig durch seine braunen Haare. „Taehyung, bitte. Ich halte das nicht mehr aus, küss mich endlich!", äffte er mich nach und fing dann laut an zu lachen, als ich meinen Blick beleidigt abwandte.

„Du lügst! Das habe ich nie gesagt", entgegnete ich und verschränkte die Arme vor der Brust, während ich ihm nicht einmal in die Augen schauen konnte, so peinlich wie es mir gewesen war. Außerdem hasste ich es, wie direkt er darüber reden konnte, lediglich, um mich damit zu ärgern. „Ich habe ja nicht mal viel getrunken! Irgendwer hat mir bestimmt was ins Getränk getan."

„Tatsächlich hast du ziemlich viel getrunken und warst letztendlich betrunkener als ich. Wir waren fast schon bis zum Morgengrauen weg, weshalb ich noch ein wenig ausnüchtern konnte, du aber konntest nicht mal mehr deine Augen richtig aufhalten", erzählte er mir. Plötzlich wurde sein Grinsen wieder breiter und er beugte sich vor, sodass er mir ins Ohr flüstern konnte. „Du warst so ungeduldig, dass du keine fünf Minuten warten konntest und es daher gleich schon im Wohnzimmer auf dem Tisch machen wolltest. Und ein zweites Mal dann hier im Bett."

Sofort riss ich die Augen weit auf und zog die Luft scharf ein, schubste Taehyung von mir, sodass er sich wieder aufsetzte. Sein Grinsen war fies, es war so dreckig, denn er wusste Dinge, die ich nicht wusste und hatte die Erinnerung an heute Nacht, die ich jetzt gerade brauchte.

„Ich weiß gar nicht wovon du redest. Was sollen wir bitte getan haben, dass ich so ungeduldig war? Ich mag dich ja nicht einmal", nuschelte ich schon etwas bockig vor mich hin und schmollte wie aus einem Reflex leicht, die Stirn gerunzelt und zu einer der Pflanzen schauend, die hier im großen Schlafzimmer waren. Lange konnte ich das nicht tun, denn der Braunhaarige legte seine Hand an mein Wange, sodass ich zu ihm schauen musste, nur damit ich sah, was er tat.

Mit der einen Hand formte er ein Loch, mit der anderen zeigte er nur einen Finger, bevor er den Finger in das Loch führte.

Ohne eine weitere Sekunde zu zögern, schlug ich gegen die Hände des Älteren, versteckte mich sofort peinlich berührt unter der Decke und schrie einfach.

„Du bist wirklich unmöglich! Das ist niemals passiert! So peinlich", rief ich. Mein Plan war wohl nicht richtig aufgegangen, sonst wäre ich nicht in dieser Lage gewesen. Ich hatte vorgehabt, Taehyung ein wenig zu provozieren, ihn eifersüchtig zu machen, sodass seine Augen nur auf mir liegen würden und in zweiter Phase meines Planes wären wir dann Nachhause gefahren, wo ich ihm nur den Anschein geben wollte, ins Bett zu steigen, mich dann aber zurückzuziehen und ihn abzulehnen. Er sollte es nicht so leicht haben und vor allem durfte er nicht wissen, dass ich am liebsten gleich sofort einfach wieder in seine Arme springen würde. Jackson sagte selbst, dass dann wieder das Risiko bestünde auf Alles, was damals schon passierte.

„Na komm schon hoch. Ich habe dir Sachen ins Bad gelegt, geh also duschen. Die Kater-Suppe ist gleich auch schon fertig", merkte der Mann noch an, dann spürte ich schon kein Gewicht mehr auf mir, was bedeutete, dass er nicht mehr auf mir saß. Nur ganz vorsichtig kam ich unter der Decke hervor, um zu kontrollieren, ob er denn auch wirklich weg war und sobald ich dann sah, dass er gerade den Raum verlassen hatte, sprang ich auf wie eine Gazelle, rannte ins Bad als hätte mich ein Tiger gejagt, sperrte mich dort ein und musste erst einmal tiefe Atemzüge machen, um mich beruhigen zu können.

Einige Male schlug ich gegen meine Brust, da mein Herz raste und kurz davor war, zu explodieren. Mir war wirklich heiß, obwohl ich nur eine Boxershorts trug, welche, wie ich erkannte, nachdem ich einmal in den Spiegel schaute, nicht einmal mir gehörte. Sofort schaute ich an mir hinunter und riss sie fast schon von mir, sodass ich nackt hier stand, griff aber einfach einem der Handtücher, die hier hingen, und wickelte es um meine Hüfte.

So stand ich dann letztendlich wieder vor dem Spiegel und schaute mich genauer an. Man sah mir an, dass es eine lange Nacht war, denn mein Gesicht prägten tiefe, dunkle Augenringe, die durch meine blasse Haut nur noch weiter herausstachen. Ich hatte gerötete Augen und ausgetrocknete Lippen. Ich schaute weiter herab auf meinen Hals, an dem ich zwei Flecken wahrnehmen konnte, die Taehyung gestern wohl gemacht haben musste und genauso fand ich einen auf meiner Brust, etwas unter meiner Brust, auf meinen leicht trainierten Bauchmuskeln, an meiner V-Linie und ein kleines Stückchen weiter unten. Es sah aus als hätte er einen Pfad markiert, überall eine Markierung gesetzt, wo er war. Es sah nicht extrem aus, aber ich hatte nie zuvor einen wirklichen Knutschfleck gehabt, weshalb ich jetzt so deswegen staunen musste.

Aber länger wollte ich mich damit nicht befassen, weshalb ich schnell unter die Dusche sprang, um den ausgeschwitzten Alkohol und den Geruch von Zigaretten und Sex von mir zu waschen, bevor ich dann in Taehyungs Kleidung, einem weißen T-Shirt und einer grauen Jogginghose, mit noch nassen Haaren ins Schlafzimmer ging. Lange konnte ich nicht dort bleiben, denn plötzlich kam Young-Mi hineingerannt und ohne ein Wort zu sagen, griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her, in das Esszimmer, wo bereits ein voller Tisch auf mich wartete.

Sie setzte mich an den Platz direkt neben sich, während Taehyung sich vor uns setzte. Wir blieben ruhig, aber Young-Mi redete sehr viel, erzählte uns von allem, was sie mit Jimin gemacht hatte, was sie spielten und auch, was sie deswegen letztendlich geträumt hatte.

Ich wusste nicht wieso, aber ich bekam auf einmal ein so warmes Gefühl in mir, während ich hier saß und den Beiden zuschaute, Young-Mi allerlei Geschichten erzählend, total überdramatisch, und Taehyung, der sehr interessiert zuhörte und die ganze Zeit lächelte.

Mein Herz raste wieder.

———

teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt