»48«

3.9K 330 322
                                    

[Jungkook]

„Du kannst doch nicht einfach so gehen! Wo willst du überhaupt hin? Du bist noch ein Kind!", schrie meine Mutter mir direkt ins Gesicht und zog mich dabei an meiner Tasche zurück, jedoch befreite ich mich relativ schnell aus ihrem Griff.

„Von mir aus schlafe ich auch auf der Straße und würde mich trotzdem wohler fühlen, als in einem Haus, indem meine eigenen Eltern mich per Video überwachen wollen, weil ich einen einzigen, klitzekleinen Fehler gemacht habe!", entgegnete ich noch und riss die Haustür auf. Ich hätte bereits gehen sollen, als ich wusste, dass sie diejenigen waren, die die Kamera aufgestellt hatten, jedoch wollte ich sie vorher zur Rede stellen. Dass das natürlich ein vollkommener Reinfall werden würde, wusste ich und aus diesem Grund hatte ich meine Tasche bereits gepackt gehabt, um von Zuhause abhauen zu können. Dieses Mal aber angekündigt und vorbereitet.

Meine Mutter rief mir noch irgendetwas hinterher, jedoch achtete ich gar nicht darauf, richtete die Umhängetasche noch einmal, als ich mich dann auf den Weg in Richtung der Bushaltestelle machte, wurde aber aufgehalten von einem Auto, das vor mir hielt. Eigentlich wollte ich rundherum gehen, weil ich nicht erwartet hatte, dass es für mich angehalten war, jedoch ließ der Fahrer das verdunkelte Fenster hinunter und ich erkannte, dass es Eunwoo war.

„Wo willst du hin? Schon vergessen, dass wir ein Treffen haben?", fragte er mich und lächelte dabei leicht.

„Nein, ich dachte ich fahre Bus", meine ich nur, was nicht wirklich Sinn ergab, da er geschrieben hatte, er würde mich abholen, aber ich wollte mir nicht anmerken lassen, dass ich es wirklich vergessen hatte. Er kam gerade aber wirklich zur richtigen Zeit, weshalb ich einfach einstieg, ohne mir dabei weiter Gedanken zu machen. Zu meinem Glück hinterfragte Eunwoo nicht, weshalb ich eine so vollgepackte Tasche dabei hatte und fuhr einfach los.

„Hast du keine Angst, dass dich jemand mit mir sieht? Die Paparazzi sind überall, das weißt du doch", meinte ich leise und spielte mit meinen Fingern. „Ich möchte nicht dafür sorgen, dass du in irgendwelchen Skandalen eingewickelt bist!"

„Mach dir darüber keine Sorgen, ich hab damit kein Problem. Paparazzi interessieren sich nicht wirklich dafür, wenn ich mit Männern unterwegs bin, weil sie denken, es könnten ohnehin nur Freunde sein. Sollte ich mit einem Mädchen rumlaufen, dann habe ich keine Ruhe mehr", erklärte mir der Schauspieler und lachte leise. „Wieso? Hast du Angst, die Leute würden denken, wir seien ein Paar?"

Ich schüttelte nur leicht den Kopf und sagte nichts mehr. Genauso blieb es die restliche Fahrt über dann auch, denn wir schwiegen uns nur an und fanden kein Thema, über das wir reden konnten. Die Fahrt dauerte nicht allzu lang, denn Mandeok-Dong, wo ich lebte, war nicht allzu weit entfernt von Marine City, wo wir hingefahren waren. Marine City war Busans wohl luxuriösester Distrikt überhaupt, in dem überwiegend wohlhabende Leute lebten, die sich die teuren Mieten der modernen Hochhäuser leisten konnten.

„Ich habe glaube ich nicht genügend Geld dabei, um hier essen zu können", gab ich nervös von mir und holte dabei mein Portemonnaie raus, weil ich gucken wollte, wie viel ich denn tatsächlich dabei hatte. Bevor ich aber reinschauen konnte, nahm mein alter Freund es mir aus der Hand und lächelte mich dabei, wie so oft, herzlich an. Er hatte ein wirklich schönes Lächeln, das konnte man nicht leugnen, schließlich war er ja auch Schauspieler und wäre das wohl nie geworden, wenn er nicht ein solch Herz-erwärmendes Lächeln gehabt hätte.

„Jungkook, ich verdiene viel Geld, denkst du da wirklich, ich bringe dich hier her und lasse dich dann irgendwas selbst bezahlen? Letztendlich habe ich dich eingeladen, also sollte ich auch bezahlen, findest du nicht?"

Auch wenn ich sowas wirklich nicht mochte, nickte ich leise seufzend und packte mein Portemonnaie dann wieder in meine Tasche. Ich hatte ein ziemlich schreckliches Outfit an, weil ich vergessen hatte, mich umzuziehen, bevor ich das Haus verließ, vielleicht konnte ich mich aber irgendwo noch umziehen.

„Aber wieso sind wir hier? Ist das nicht ein Wohngebäude? Ich sehe keine Restaurants", murmelte ich und schaute mich verwirrt in der etwas ruhigeren Straße um, obwohl hier um uns herum riesige Häuser standen. Es lag daran, dass es hier keine Läden gab und die Menschen hier nur wohnten, weshalb dieser Stadtteil nicht allzu voll war, wie die anderen.

„Eigentlich haben wir eine Reservierung in einem wirklich schönen Restaurant, wenn nicht sogar das teuerste in ganz Busan, weshalb ich dir gesagt habe, du sollst dich schick anziehen. Jetzt hast du aber eine Jogginghose und ein dreckiges Oberteil an", erwiderte der Ältere lachend und schaute dabei zu mir. Mit meinem Blick an mir selbst herunter gehend, fiel mir auf, dass ich tatsächlich ein dreckiges Oberteil trug und legte den Kopf daher angestrengt seufzend in den Nacken.

„Es tut mir leid, ich will ehrlich mit dir sein", seufzte ich wieder und fing somit an zu erzählen, was gerade überhaupt das Problem war. „Ich war nicht wirklich in Eile, aber hatte viel Stress und habe daher vollkommen vergessen, dass das Treffen stattfinden sollte. Momentan ist es alles wirklich sehr nervenaufreibend und es passieren nur Dinge, die mir wirklich viel Stress bereiten, weshalb ich manchmal vollkommen neben der Spur bin. Meine Eltern gehen mir dazu auch noch total auf die Nerven, was immer wieder zu Streit führt. Sie machen einfach total dumme Dinge, sie haben eine Kamera aufgestellt Zuhause, um mich zu kontrollieren, verbieten mir Freundschaften und lassen mich nicht einmal meine eigene Zukunft planen."

Der Braunhaarige hatte mir die ganze Zeit mit voller Aufmerksamkeit zugehört und schien langsam auch ein wenig besorgter zu sein, als ich anfing davon zu erzählen, was meine Eltern für Dinge taten.

„Bist du deswegen von Zuhause raus? Ich habe Kleidung in deiner Tasche gesehen, als du dein Portemonnaie eingepackt hast. Bist du einfach weggelaufen?", fragte er mich und deutete auf das vollgestopfte Teil, das ich bei meinen Füßen liegen hatte.

„Meine Eltern wissen es, sie haben auch versucht mich aufzuhalten, aber das konnten sie nicht mehr tun. Bisher weißt auch nur du davon, obwohl ich eigentlich schon längst mit meinem besten Freund Yoongi darüber reden wollte. Ich wollte ihn fragen, ob ich für einige Tage bei ihm bleiben könnte, bis ich einen Minijob gefunden hätte, mit dem ich bis zu meinem Abschluss in einem Hotel bleiben oder irgendwo als Untermieter leben könnte", sagte ich und wollte gerade mein Handy rausholen.

„Weiß nicht einmal Taehyung davon? Wieso gehst du nicht zu ihm?", fragte er sofort interessierter.

„Taehyung und ich habe uns dazu entschieden, dass es besser wäre, wenn ich, sofern ich zu ihm ziehen und wir nicht in eine neue Wohnung oder ein Haus ziehen, das erst nach meinem Abitur mache, weil er zu riskant ist, wenn wir pausenlos beieinander sind. Zwar ist das hier gerade eigentlich so gesehen ein Notfall, da ich mehr oder weniger Obdachlos bin, aber ich möchte ihm auch nicht weiter Stress bereiten oder eine Bürde sein. Daher habe ich ihm auch noch nichts erzählt, weil er sich sonst Sorgen machen würde und das will ich nicht", erzählte ich.

„Wieso kommst du nicht zu mir? Du wärst finanziell kein Problem für mich und ich habe noch ein Gästezimmer, in dem du schlafen könntest", schlug Eunwoo, nun wieder lächelnd, vor. Zwar war das vielleicht keine ganz so gute Idee, weil er schließlich mehr von mir wollte, als nur eine Freundschaft, je länger ich aber darüber nachdachte, desto besser klang es, schließlich war er der einzige, dem ich keine wirkliche Bürde sein würde, da er finanziell am stabilsten ist. Ich mochte es nicht, wenn andere für mich bezahlten oder überhaupt einen Cent für mich ausgaben, aber bei ihm war es was anderes.

„Ginge das denn wirklich?", fragte ich leise noch einmal zur Sicherheit und er nickte hastig.

„Na klar! Es würde mich freuen, die zweit Monate, die ich hier bin, nicht alleine zu sein. Dann hast du ja auch deinen Schulabschluss", meinte er noch lächelnd. „Ich freue mich wirklich sehr darüber!"

———

teacher's pet ᵛᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt