chapter 13

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Changbin POV:

Das hab ich nicht erwartet.

Warum interessiert es ihn auf einmal was ich mit Felix mache?
„W-wie? Was? Woher der Sinneswandel?"
„Kein Sinneswandel. Ich habe schon immer so gedacht, hatte aber leider nie den Mut mich gegen dich zu stellen."

Immer noch irritiert starrte ich in sein Gesicht, doch sein Blick lag auf dem weißen Tisch vor uns.
„Er hat das nicht verdient. Noch nie hatte er das verdient was du und die anderen ihm fast täglich antut. Keiner hat das..." Seine Stimme wurde zum ende hin leiser und er hob langsam seinen Kopf, um mir in die Augen zu sehen.
„Aber warum besprichst du das jetzt nur mit mir und nicht auch mit den anderen? Außerdem warst du doch auch immer dabei, also verurteile mich nicht!"
„Erstens Verurteile ich dich nicht. Du hast recht ich war dabei und obwohl ich immer nur zugesehen habe und nie etwas unternommen hatte trifft auch mich Schuld und zweitens bespreche ich das nur mit dir, da ich weiß das die anderen einfach auf dich hören würden, egal ob sie nun hier sind oder nicht."

„Ich hatte heute doch eine Freistunde" ich nickte einfach, da ich mir nicht sicher war ob dieser Satz eine Frage sein sollte.
„Ich hab Felix völlig aufgelöst im Krankenzimmer vorgefunden. Seine Haare waren aus irgendeinem Grund komplett nass und man konnte erkennen das er geweint hat. Ich wollte ihm helfen, doch kaum bin ich einen Schritt auf ihn zu bekam er Panik und ging immer weiter nach hinten und als es keinen Ausweg mehr gab, hat er die Augen zusammen gekniffen und es sah so aus als ob er auf einen Schlag gewartet hatte."
„Und hast du ihn geschlagen?"
„Changbin!! Hätte ich ihn geschlagen, würden wir jetzt nicht sitzen und ich würde dich nicht bitten mit der Scheiße aufzuhören!!"
Er war sichtlich gereizt, also senkte ich meinen Kopf leicht und vermied Augenkontakt.

Zwar war ich sowas wie der Anführer unserer Gruppe, doch wenn es mal wirklich ernst wird oder sonstiges merkt man schnell, das Chan das sagen hatte und man ihn nicht reizen sollte, egal wie harmlos er von außen aussah.

„Also wie ich schon gesagt hatte, bevor du mich so einer dummen, irrelevante Frage unterbrochen hattest, hatte er Angst vor mir und als ich merkte das er zitterte wie sonst was, hab ich ihm eine Decke umgelegt und schon wieder floh er als er merkte das ich ihn auch nur berührt hatte. Das schlimmste ist das er beim weg laufen hingefallen war und das nicht gerade sanft. Er hatte Schmerzen und selbst in solch einem Moment weigerte er sich Hilfe anzunehmen."
„Und? Was soll ich mit der Info? Ich meine wa- AU EYY!"
Ich sah Chan wieder an und merkte sofort das ich mir meine letzte Bemerkung hätte verkneifen sollen. Die stelle an meiner Stirn, welche gerade noch einen schönen, harten Schnipser von meinem gegenüber kassierte, brannte leicht und ich rubbelte dran, als ob es helfen würde.
„Sag mal bist du eigentlich so dumm oder tust du nur so?! Merkst du nicht dass du ihn zerstörst??! Wie kann man bloß so herzlos sein?"
„Ich bin nicht herzlos!"
Das er mich herzlos nannte tat weh, erst recht weil er meine Geschichte von meiner früheren Schule kannte. Chan hat mich auf der neuen Schule mit den anderen so zusagen aufgenommen, aber er war der einzige der weiß wie sehr ich die Leute an meiner alten Schule hasste und wie sehr sich mich hassten... auch wenn ich bis heute nicht weiß warum.
„Chan...du weißt genau wie es angefangen hat... ich weiß es ist nichts schönes und meine Wut rechtfertigt nichts von all dem was ich getan hatte... aber selbst wenn ich aufhöre.... du meintest selbst er zerbricht an allem... es sieht zwar nie so aus, aber ich habe immer ein schlechtes Gewissen.... Jedes mal wenn ich ihn schlage, bei jedem einzelnen Schlag den ich ihm verpasse zerreißt es mich im inneren...Ich fühle mich schuldig.."
Langsam kamen mir tränen auf, die ich jedoch schnell weg blinzelte. Ich durfte nicht weinen. Zwar offenbarte ich ihm gerade meine Gefühle, was mir wirklich schwer fiel, doch als Felix bei mir zuhause war, sah ich genau das was Chan mit gerade beschrieben hatte und in dem Moment realisiert wie schlimm meine taten doch waren.
„Und warum tust du es immer noch? Du hättest aufhören können. Du hättest dich dafür entschuldigen können, als du ihn das erste mal verprügelt hattest. Es hätte nicht so eskalieren müssen!" Chan wurde zwar lauter, doch sein Gesichtsausdruck blieb monoton. Ich war in diesem Moment einfach nur froh das wir ganz hinten saßen und uns dadurch die wenigen Leute, die mit uns in diesem Raum saßen nicht wirklich beachteten. Dazu waren sie in ihren eigenen Gesprächen vertieft.

„Hallo! Mussten sie lange warte? Wissen sie den schon was sie nehmen wollen?" fragte aufeinmal eine Kellnerin, von der wir beide nicht mal bemerkten das sie neben uns stand, dementsprechend zuckten wir leicht auf.
„Oh ..ehhm, nein, nein, wir mussten nicht lange warten." schnell nahm sich Chan die kleine Karte die auf dem Tisch stand und überflog sie, bevor er sie mir überreichte und sich wieder zu der Frau neben uns drehte und mit einem kleinen Lächeln seine Bestellung aufsagte.
„Einen Schoko - Milchshake, bitte."
„Ich nehme einen schwarzen Kaffee."

Kaum war die Kellnerin weg, verschwand das Lächeln von Chan und er blickte mir wieder mit der selben ernsten Miene, mit der er mich von ein paar Minuten schon betrachtet hatte.

„Also? Wieso hast du nicht aufgehört?"
„Das erste mal als ich es getan hatte...ich sah diesen schmerz-„ Ich stockte. Schon wieder stachen mir diese drecks Tränen in den Augen und mein Sichtfeld verschwamm. Fast schon aggressiv schluckte ich den aufkommenden Kloß in meinem Hals runter und setzte wieder zum reden an.
„Als ich diesen...schmerz sah, verflog mein Stolz wie im Flug und diese Wut kam wieder in mir hoch. Nur dieses mal war es keine Wut gegenüber anderen die mich verletzt hatten... es war Wut m-mir gegenüber... Verstehst du? Egal ob ich jetzt aufhöre oder nicht, es ändert nichts an meiner Wut und ich muss sie irgendwo raus lassen. Wenn ich bei ihm aufhöre...Würde ich bei wem anderen Anfangen... Es ist ein scheiß Teufelskreis und ich weiß nicht ob ich da wieder raus komme! Ich weiß es klingt herzlos, aber was kann ich denn machen?"
„Changbin... Ich weiß du hast gelitten, trotzdem rechtfertigt das nicht dein Verhalten und das hast du anscheinend selber auch schon verstanden. Das hört sich für dich jetzt vielleicht etwas tackt los an, dass ich das in diesem Moment erwähne, in welchem du eh schon ein Wrack bist.."

Der Satz ließ mich schmunzeln. Ich bin mir nicht sicher warum. Vielleicht liegt es daran, dass ich, egal wie sehr ich einen auf Tuff mache, im inneren einfach nur ein Wrack bin.
Wer weiß....

„...Ich denke, dass du mit den Geschehnissen aus deiner Vergangenheit nie klar gekommen bist und du, dadurch das du mit deinen ganzen Gefühlen überfordert warst, jetzt eventuell leichte aggressions Probleme entwickelt hast."
Geschockt starrte ich ihn an und wollte etwas sagen, doch er redete weiter bevor ich eine Chance dazu bekam.
„Ich sage leicht, weil es mit Sicherheit schlimmere Fälle gibt als dich. Menschen die aggressiver sind und bei jeder Kleinigkeit ausrasten und ich denke das deine Aggressionen nur dann kommen, wenn du Felix siehst oder an ihn denkst und das schlechte Gewissen wütend macht."
„Ich-..."

Ich konnte es nicht leugnen.
Er hatte recht.
Ich hatte Aggressions Probleme.
Das schlechte Gewissen gegenüber Felix lässt mich aggressiv werden.

„...Ich kann es nicht leugnen. Chan,....du hast recht... oh gott was bin ich für ein scheiß Mensch?!"
Eine Träne rannte meine Wange herunter und schnell blickte ich zur Seite, als ich sah das die Kellnerin von vorhin mit unserer Bestellung auf uns zu kam.
„Hier eure Milchshakes! Ich hoffe sie schmecken euch!"
Chan verbeugte sich leicht mit seinen Kopf, ich presste jedoch nur ein „Danke" heraus, da ich nicht wollte das jemand, erst recht nicht jemand fremdes meine Tränen sah.
Wie ein kleines Kind umklammerte ich das hohe glass vor mir und sah den Milchshake mit so einer Faszination an, als gäbe es nichts wichtigeres in meinem Leben.

Ich wollte Chan's blick nicht sehen.
Ich könnte Wetten es lag pure Enttäuschung in seinen Augen.
Das konnte ich nicht ertragen.
Im inneren war ich ein softie, zeigte es aber nur den engsten Leuten in meinem Umfeld.

„So, ich hab dein Problem gelöst! Der Freund meines Onkels hat ein kleines box studio, zu welchem er dir gerne eine Kopie von dem Schlüssel geben würde, damit, wenn du wieder diese Wut in dir spüren solltest, du dort hingehen kannst, um dich abzuregen.
Pure Verwirrung breitete sich in mir aus.
Wann hatte er das geklärt?
Wie kann er von komplett ernst zu so strahlend in nur wenigen Sekunden wechseln?
Ob er seine Tage hatte?
„Während du deinen Milchshake so angesehen hast als würde er das einzige auf diesem Planeten sein, hab ich meinem Onkel geschrieben. Ich hatte mich daran erinnert, das er einmal einen Freund zu besuch hatte, als ich meine Cousine abholen wollte und dieser meinte wenn ich wollte, könnte ich mal vorbei schauen. Zwar bin ich nur hingegangen, aber du kannst ja hin."
Er lächelte mich bloß an und wendete sich gelassen seinem Getränk zu.

War er ein Engel?

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Bonjour

Ich habe Beethoven gehört als ich dieses Kapitel geschrieben habe
Hat was 🌚
Solltet ihr auch mal machen, Klassische Musik ist eigentlich richtig geil 😗✊🏻🌚

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