Kapitel | 15

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Hey, ich bin's wieder. In diesem Kapitel geht es um das Erntedankfest. Ich musste etwas improvisieren, da ich keinen Plan habe, wie man das Fest im Mittelalter gefeiert hat. 😅 Hoffe es gefällt euch. Viel Spaß!

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Es war Erntedankfest. Die ganze Burg war geschmückt und die Bewohner in Feierlaune. Am Morgen hatte es einen Gottesdienst gegeben und der König eine Rede gehalten. Jetzt liefen die Leute durch die Burg und machten sich auf den Weg zur gigantischen Speisehalle des Königs. Dieser hatte viele wichtige Persönlichkeiten eingeladen und hielt ein Festessen mit ihnen ab. Auf dem Feldweg, der zur Birg hinführte hatten sich Menschen versammelt, um die Gäste zu begrüßen.

Einige Bettler krochen dort herum, in der Hoffnung auf eine Gabe. Es war irgendwie interessant zu erfahren, wie das Fest früher gefeiert wurde. Doch trotz der feierlichen Stimmung und der Heiterkeit der Menschen lag etwas in der Luft. Wie eine dunkle Wolke, eine Vorahnung auf etwas Entsetzliches. Irgendetwas würde passieren. Ich spürte es. Doch dies war nicht meine einzige Sorge. Ich hatte in den letzten Tagen Hvitserk besucht und er sah nicht gut aus. Er wirkte schwächer und war manchmal mit den Gedanken ganz woanders.

Ich hoffte, er wurde nicht krank. Aber vielleicht setzte ihm der Kerker auch nur zu. Wer würde nicht krank werden, wenn er nur bei Wasser und Brot, und Tag und Nacht in dieser schummrigen Zelle verbringen müsste? Gestern hatte ich ihn das letzte Mal besucht. Wir hatten jetzt einen Plan entwickelt. Ich hatte aus der Schmiede eine Axt gestohlen und sie unter meinem Kissen versteckt.

Heute Nacht, nachdem das Fest vorbei war und alle (hoffentlich) betrunken in ihren Betten lagen, würde ich mich rausschleichen und das Schloss im Kerker knacken. Ich hoffte, dass es mkt der Axt überhaupt funktionierte, doch Hvitserk meinte, es müsste gehen. Nun wartete ich wie auf Kohlen die Stunden zum Abend ab. Dabei war es nicht einmal Mittag.

Ich traf die restlichen Vorkehrungen, schmuggelte Essen und verstaute alles bei der Axt. Wir durften heute Nacht keine Zeit verlieren.

Als zum Mittag die Kirchenglocken läuteten, atmete ich auf. Ich hatte Judith gerade ihr neues Kleid gebracht, das sie für das Festessen anziehen würde ind kämmte ihr Haar. Das Essen sollte am Nachmittag beginnen und die Königin hatt mir eingeschärft mich zurückzuziehen. Bedienstete und Zofen waren bei Festen nicht gerne gesehen - es sei denn, sie mussten das Essen bedienen.

Ich beteuerte der Königin ihren Anweisungen zu folgen. Innerlich glich ich einer Bombe. Ich war nervös wegen heute Abend. Um mich zu beruhigen lauschte ich den Kirchenglocken. Da fiel es mir auf: Irgendetwas stimme nicht. Ich wusste nicht was, aber etwas war anders. Ich wollte die Königin gerade fragen, ob es ihr genauso ging, da sagte sie: "Die Glöcken läuten immer noch? Was hat Priester David dieses Mal?"

Das war es! Die Kirchenglocken hörten nicht auf! Aus irgendeinem Grund beunruhigte mich das. Es kribbelte überall auf meinem Körper und ich wurde unruhig. Doch die Königin blieb gelassen. Anscheinend kam das öfter vor.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und ein Wachmann stürmte hinein. Sein Helm war schief und er hatte das Schwert gezückt. "Eure Majestät! Ein Angriff! Von Süden! Die Wikinger kommen!"

Ich schrak hoch. Das war es also. All die Aufregung verpuffte plötzlich und erfüllte mich mit einem Gefühl der Befriedigung. Sie waren nicht tot. Und sie waren gekommen. Ich grinste über beide Ohren. Die Königin sprang von ihrem Stuhl auf. Sie wandte sich zu mir, doch die Wache packte sie am Arm. "Wir müssen Euch in Sicherheit bringen, eure Hoheit." Judith drehte sich zu mir um. "Lauf. Versteck dich bei den anderen Bediensteten. Neben der Kirche ist eine-"

"Wir kümmern uns darum." Unterbrach der Soldat sie und sie wurde davongebracht. Ein anderer Soldat kam ins Zimmer. Er war ungefähr in meinem Alter und wollte meinen Arm packen. Doch ich duckte mich weg und rannte davon. Ich würde mich nicht verstecken! Ich musste Hvitserk befreien!

Auf dem Schlosshof herrschete Chaos. Überall rannten panische Menschen herum, gefolgt von gepanzerten Kriegern. Die Kirchenglocken dröhnten über den Platz und verdeutlichten das Grauen, das an diesem Tag über Winchester hereinbrach. Pferde wieherten und Menschen schrien. Ich zuckte zusammen, als eine Frau mit einer Axt niedergestreckt wurde.

Sie waren tatsächlich hier. Unsere Rettung.
Doch meine Freude wurde sofort gedämpft, als ich einen stämmigen Mann mit rotem Bart sah. Er stieß seine Axt in den Brustkorb eines Soldaten. Die Klinge durchbrach den Brustharnisch wie Butter. Doch da fiel es mir erst richtig auf. Ich erkannte sie nicht. Das waren nicht meine Freunde aus Kattegat!

Erschrocken wich ich zurück. Dann wandt ich mich um und rannte davon. Ich wich Schwertern aus, Menschen und Pferden, betete dabei, dass niemand auf mich achtete. Ich bog um eine Ecke. Plötzlich stand ich auf einem Platz, um mich herum tosende Kämpfe.

Ich wich erschrocken zurück und achtete darauf, dass ich niemandem in die Quere kam. Da hörte ich ein irres Lachen, vom anderen Ende des Platzes. Es war tief und klang beinahe wahnsinnig. Dieses Lachen kannte ich doch! Und tatsächlich sah ich weiter hinten Ivar auf einem Wagen.

Er trug einen Helm und schwang seine geliebte Axt. Mit der anderen Hand lenkte er die kleine Kutsche. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken, riss ich die Arme hoch und rief: "Ivar! Hier! Hier bin ich!"

Er hielt inne und sah sich suchend um. Als er mich entdeckte, wendete er und fuhr zu mir. Unterwegs schlug er einige Gegner zur Seite.
"Eivor!" Sein weißes Pferd hielt schaubend vor mir an und ich strich über seine Nase. Ich war so erleichtert, ein bekanntes Gesicht zu sehen, dass ich fast in Tränen ausgebrochen wäre.

"Du lebst!", sagte er erstaunt. Sein Gesicht war voller Blut und ein wildes Grinsen umspielte seine Lippen. "Wo ist Hvitserk?"
Schnell erzählte ich ihm was passiert war, wie wir gefangen genommen wurden. Ivar berichtete mir von ihrem Schiffunglück und dass sie es glücklicherweise an die Küste geschafft hatten.

Nach langem Diskutieren hatte Ivar seinen Kopf durchgesetzt und beschlossen, dass sie Winchester angreifen würden. Ivar lachte. "Wir dachten alle ihr seit ertrunken. Ubbe hat geheult wie ein kleines Baby!"
Ich musste mir ein Lachen verkneifen. "Wir müssen ihn befreien, bevor jemand mitkriegt, dass wir zu euch gehören! Ich kann euch hinführen."

"Kleinen Moment.", Ivar drehte sich auf seinem Sitz um und schie in die Menge. "Haaraaald!"
Kurz darauf kamen Harald Schönhaar und sein Bruder Halfdan angelaufen. "Ivar, was- Oh!", Harald starrte mich an, als ob ich ein Geist wäre. "Du hast sie gefunden. Und das lebend! Wir dachten schon-"

"Jetzt ist keine Zeit für Geplänkel!", unterbrach Ivar ihn barsch. "Wir müssen meinen Bruder befreien!"

Between Two WorldsWhere stories live. Discover now