Kapitel | 24

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Hallihallo. Wie geht es euch so? Ich hab mal ein bisschen gemalt. Leider ist Eivor nicht so geworden wie, ich sie mir vorstelle 😅 Aber ist egal. Ich wünsche euch auf jeden Fall viel Spaß bei diesem Kapi ;)

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Die Welt drehte sich. Das musste in Irrtum sein. Ich schloss die Augen und merkte, wie meine Hände zu zittern begannen. Tief Luft holdend, versuchte ich die Kontrolle über mich zu erlangen, doch das machte es nur noch schlimmer. Erst jetzt merkte ich, dass ich weinte. Wütend schlug ich mit der Faust auf den harten Steinboden.

Es tat höllisch weh, aber das war mir in dem Moment egal. Ich sah auf und entdeckte plötzlich Ivars Messer einige Meter von mir entfernt. Hoffnung keimte in mir auf. Ich krabbelte darauf zu und und wie nach einer Rettungsleine griff ich nach Ivars Messer. Ich betete. Schloss die Augen. Doch es passierte nichts.

Kein Zeitstrudel, der mich zurück brachte. Ich öffnete die Augen und schluchtzte. Mein Gehirn versuchte immer noch all das zu verarbeiten, doch ich wusste bereits, dass ich wirklich wieder in der Zukunft war. Dort wo ich nicht hingehörte. Denn das wusste ich jetzt: Ich gehörte ins 9 Jahrhundert. Zu Hvitserk und Ubbe. Kattegat und ans Meer. Ich schmeckte noch den salzigen Wind auf meinen Lippen und trug immer noch die Kleider der Wikinger. Ich holte zitternd Luft. Dann steckte ich das messer vorsichtig zwischen die gewebte Schnur, die meinen Gürtel darstellte. Es war mir egal, ob mich jemand damit sah. Ich musste es behalten. Es war meine einzige Chance. Meine letzte Verbindung.

Vorsichtig trat ich aus der Halle heraus und blinzelte gegen die Sonne. Und da realisierte ich es erst wirklich. Ein Fahrrad stand an eine Wand gelehnt, wahrscheinlich von irgendeinem Mitarbeiter. Laternen beleuchteten den Weg und Mülleimer standen in regelmäßigen Abständen daneben. In der Ferne stehen die Lehmhäuser, die vor wenigen Minuten noch so viel echter und zahlreicher waren.

Ich sank auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht. "Nein nein nein nein nein", murmelte ich verzweifelt. Meine Hände zitterten immer noch unkontrolliert.
"Nein! Ich muss zurück! Hvitserk!" Ich schrie verzweifelt auf und ballte die Fäuste. Vor meinen inneren Augen sah ich Ivar und Hvitserk kämpfen. Wer hatte jetzt gewonnen? Hatten sie bis zum Tod gekämpft? War gemand gestorben? Da fiel mir auf: Sie waren alle bereits tot. Mein Magen krampfte sich zusammen und ich würgte. Ich schluchtzte vor mich hin. Meine Ganze Welt war aus den Fugen geraten.

Irgendwann berührte mich jemand an der Schulter. Instinktiv schnellte ich hoch, riss das Messer aus dem Gürtel und hob es an die Kehle des Mannes vor mir. Erschrocken zuckte dieser zurück. Meine Reflexe waren besser geworden, Hvitserk wäre stolz auf mich. Doch ich ließ das Messer schnell wieder sinken, als ich den älteren Mann sah. Er trug eine Arbeitshose und sah aus wie der Gärtner hier.

"Ist alles in Ordnung?", fragte er mich besorgt, ignorierte das Messer an meinem Gürtel. "Gehören Sie zu der Forscher-Gruppe, die Historien nachspielt, um authentischer forschen zu können?", fragte er. Ich stotterte. Der Mann sah so fremd aus. Nicht fremd, weil ich ihn nicht kannte, seine Kleidung, sein Ausstrahlen, seine gesamte Art wirkte anders.

Wie nicht aus dieser Zeit. Obwohl, vielleicht war ich auch die aus der falschen Zeit. Ich wusste gar nichts mehr. "Ich äh... Ja, ich gehört zu der Gruppe. Ich wollte nur, äh..."
"Was reden Sie da?"

Erst da fiel mir auf, dass ich noch Altnordisch sprach und nicht Deutsch. Ich brauchte eine Sekunde, um mich wieder daran zu erinnern und übersetzte schnell: "Ich gehöre zu dem Forscherteam. Danke." Damit hastete ich davon. Bloß weg hier. Weg von all den Erinnerungen. Ich ließ Haithabu hinter mir und lief dir Straße entlang. Ich kannte den Weg zur Bushaltestelle. Doch da fiel mir auf, dass ich gar kein Geld hatte. Ich stöhnte. Warum war die Zukunft so mega kompliziert?

Ich zuckte erschrocken zur Seite als plötzlich etwas Schnelles an mir vorbei zischte. Es war laut, viel zu laut. Und ich zitterte. Doch dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ein Auto. Das alltäglichste Ding überhaupt. Ich hatte selbst eines. Und jetzt fürchtete ich mich davor. Den ganzen Rückweg nach Hause zuckte ich jedes Mal zusammen, wenn ein Auto kam. Und den ganzen Weg lang vergoss ich Tränen.

...

Zuhause angekommen war ich vollkommen fertig. Das Gehen selbst war ich inzwischen gewohnt, aber in der Stadt gab es viel zu viele Eindrücke. Eigentlich müsste ich das alles doch kennen. Doch ich kam mir vor wie auf einem fremden Planeten. Erst als ich unser Haus sah seufzte ich auf. Doch dann stürzte alles auf mich ein. Die Erinnerungen an meine Eltern. An mein früheres Leben.

Und erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich sie in den letzten Monaten vermisste hatte. Mir stiegen erneut Tränen in die Augen.
Vorsichtig öffnete ich die Haustür. Sie war offen, das hieß, Mum war wohl Zuhause. Ich betrat das Haus und kam mir vor wie ein Eindringlich. Obwohl ich hier 19 Jahre lang gewohnt hatte. Aus der Küche kam Musik und als ich um die Ecke bog, sah ich meine Mutter am Herd.

"Mum?", flüsterte ich ungläubig. Ich hatte angenommen sie nie wieder zu sehen. Meine Mutter drehte sich um und seufzte erleichtert. "Eivor! Da bist du ja, ich-"Ich sauste auf sie zu und zog sie in die dickste Umarmung der Welt. Ich kniff die Augen zusammen, versuchte diese verflixten Tränen aufzuhalten. Mom ließ mich viel zu früh los und ich wischte mir schnell über die Augen. Mom lächelte und wandt sich wieder dem Herd zu.

"Wo warst du denn?", fragte sie, doch es klang nicht sorgenvoll, sondern eher belustigt. "Und wie siehst du denn aus?"
Ich sah an mir herunter. Der Saum meines Kleides war verdreckt, meine Haare zu unordentlichen Zöpfen geflochten. Und da fiel mir ein, dass ich mich seit Tagen nicht gewaschen hatte. Das letzte Mal am Fluss in England. Plötzlich kam mir die Szene wieder in den Sinn und ich sah Hvitserks Augen vor mir.
"Ich hab heute Morgen direkt deinem Vater Bescheid gesagt, nachdem dein Lehrer angefufen hat. Ich wollte eigentlich im Museum vorbeifahren, aber-"

Es traf mich wie einen Blitz. "Heute Morgen!? Aber... Aber ich war doch Monate weg!", flüsterte ich fassungslos.
Meine Mutter lachte nervös, um ihre Besorgnis zu verstecken. "Sei nicht albern, Schätzchen. Das waren höchstens vier Stunden."
Ich starrte wie vom Donner gerührt auf ihren Rücken. Vier Stunden? Aber ich war garantiert vier Monate weg gewesen!

Plötzlich wurde mir ganz schwindelig. Alles drehte sich. "Ich.. Ich geh duschen.", murmelte ich und verschwand im Flur. Mom rief mir hinterher. "Und entsorg dieses komische Kleid. Wo hast du das überhaupt her?"
Doch ich antwortete nicht. Um nichts in der Welt würde ich dieses Kleid wegschmeißen!

Ich ging ins Bad, zog mich aus und stellte mich unter die Dusche. Ich stellte die Tenperatur auf lauwarm, wie immer. Doch plötzlich prasselte kochend heißes Wasser auf mich herab. Ich jaulte auf, sprang zur Seite. Vorsichtig streckte ich meine Hand unter den Strahl. Das Wasser war viel wärmer als sonst.

Ich stöhnte auf und lehnte meinen Kopf gegen die Wand. Kurzentschlossen duschte ich kalt und stellte mir vor ich stünde unter einem Wasserfall in Norwegen.

Between Two WorldsTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon