Kapitel | 16

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Mit Ivar, Harald und Halfdan ging ich in Richtung Kerker. Niemand achtete auf uns oder hielt uns auf. Die Wachen des Königs waren alle mit dem Angriff der Wikinger beschäftigt. So konnten wir ungehindert durch die Hallen marschieren. Ivar blieb mit seinem Wagen am Eingang zurück, um mögliche Angreifer zur Strecke zu bringen. Und wahrscheinlich weil er laufend viel zu langsam gewesen wäre und er sich nicht dieser Blöße stellen wollte. Also führte ich die Brüder in den Kerker hinab.

Hvitserk sprang auf sobald er mich sah. Er wirkte noch müder und schwacher, als das Mal davor, dass ich ihn gesehen hatte. "Eivor! Was ist da oben los? Hat der Angriff begonnen?" Sein Gesicht hellte sich auf, als er Harald und Halfdan entdeckte! "Harald! Was macht ihr hier?"
Dieser lachte und zuckte seine Axt. "Dich befreien was sonst." Hvitserk grinste übers ganze Gesicht.
"Und wieso hat das so lange gedauert?"

Harald holte aus und schlug mit seiner Axt auf das Vorhängeschloss. Nach ein paar Schlägen war es brüchig und man konnte die Tür öffnen.

"Kannst froh sein, dass wir deine Freundin getroffen haben, sonst würdest du immer noch hier unten versauern.", lachte Halfdan und grinste mich an. "Und jetzt schnell raus hier. Ivar hält oben die Stellung!"
Als wir nach oben kamen, war Ivar nicht mehr alleine. Ubbe stand neben seinem Wagen und schlug gerade einen der Wächter nieder. Als er uns sah, lächelte er erleichtert.

"Hvitserk! Eivor! Wie schön euch zu sehen! Ivar hat mir bereits alles erzählt." Er riss uns in eine feste Umarmung und ich musste aufpassen, nicht von seiner Axt getroffen zu werden. Ubbe klopfte seinen Bruder strahlend auf die Schulter, doch sein Blick verdunkelte sich, als er Hvitserk gensuer betrachtete.
"Gebt mir eine Axt!", rief Hvitserk und wollte auf Ivars Wagen springen, doch Ubbe hielt ihn auf. "Auf keinen Fall kämpfst du mit uns. Du bist nicht ausgeruht genug!"

Der Jüngere runzelte die Stirn und lachte. "Ich war tagelang in der Zelle eingesperrt! Ich bin genug ausgeruht." Ubbe packte ihn beimahe liebevoll an der Schulter. "Ich weiß, Bruder, aber du siehst echt nicht gut aus. Ich will nicht, dass du dich verletzt oder gar stirbst." Er klopfte ihm noch einmal kräftig auf die Schulter.
Hvitserk wollte protestieren, doch Ubbe nickte mit dem Kopf in meine Richtung. "Bring sie in Sicherheit!" Hvitserk schnaubte wütend und biss die Zähne zusammen.

"Wir sind hier eh bald fertig.", sagte Ivar und schnalzte mit der Zunge. Sein Pferd setzte sich in Bewegung und Ubbe sprang schnell auf den Wagen. "Wir sehen uns im Lager!"
Hvitserk starrte ihnen verärgert hinterher. "Das ist unfair!"
"Nein, er hat Recht!", Harald schlug ihm auf die Schulter. "Du schläfst uns ja fast im Stehen ein. Und sie kann nicht kämpfen." Naja, dachte ich. Ich hätte es zumindest versuchen können. Wahrscheinmich hätte ich aber eh nicht lange durchgehalten.

Hvitserk warf mir einen kurzen Blick zu. Er stöhnte auf. "Schön! Wir gehen zum Lager! Komm Eivor" Ich folgte ihm durch die Seitengasse. Harald und Halfdan brachten uns sicher zu einem kleinen Tor an der Westseite der Brug. "Unser Lager liegt an der Flussbiegung. Nicht zu übersehen."
"Viel Spaß beim Kämpfen. Bringt mir etwas Beute mit.", grummelte Hvitserk. Halfdan lachte und schulterte seine Axt. "Machen wir. Bis dann." Die beiden verschwanden hinter einer Ecke und wir stapften durch das Gras.
Hvitserk grummelte die ganze Zeit vor sich hin, aber ich fand, Ubbe hatte recht. Er war wirklich nicht in Form. Ich hoffte, er würde nicht krank.

Bald schon hörte ich den Fluss und sah braune Tuper durch das Dickicht des Waldes. Auf einer weiten Lichtung neben dem Flussufer standen unzählige braune Zelte. Sie hatten eine dreieckige Form und wurden mit Holzkanten aufrecht gehalten. Zwei der Drachenschiffe lagen hintereinander im Fluss und dümpelten auf und ab. Außer einigen Tieren, wie Ziegen und Kaninchen, die in einem Käfig am Rand standen, konnte ich niemanden entdecken. Klar, sie waren alle bei der Burg, aber waren nicht auch ein paar Frauen mitgekommen? Und Hela, sie hatte ich in Winchester gar nicht gesehen. "Wo sind alle?", flüsterte ich Hvitserk zu. Er grinste mich an und seine Laune wurde schlagartig besser.

Between Two WorldsWhere stories live. Discover now