Kapitel | 32

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Am nächsten Tag beschlossen wir, zu dritt zurück nach Haithabu zu fahren. Dieses Mal musste es klappen. Die Jungs mussten zurück in ihre Zeit. Und ich? Ich hatte keine Ahnung und versuchte die quälenden Fragen zu verdrängen. Doch insgeheim wusste ich genau, was ich mir wünschte. Doch ich wusste auch, dass das unmöglich war.

Am Frühstückstisch besprachen wir noch einmal unseren Plan. Wir wollten Ivars Messer zurück an seinen Platz legen, um so die Zeit zu beeinflussen. Denn irgendwie war Ivars Messer der Dreh- und Angelpunkt dieser ganzen Sache. Ich hatte keine Ahnung ob das funktionieren würde. Es musste einfach!

Wir packten unsere Sachen und Hvitserk und Ubbe zogen wieder ihre Wikingerkeidung an, die inzwischen frisch gewaschen war.
Hvitserk und ich warteten schon unten in der Küche, bereit zum Aufbruch. Da kam Ubbe mit einem beunruhigten Gesichtsausdruck herein. Mit dem Daumen zeigte er nach draußen. "Ehm, Eivor... Da kommt so ein Autoteil hierher."

Ich runzelte die Stirn und sah aus dem Küchenfenster. "Was!?" Das Auto meiner Eltern parkte neben meinem. Direkt auf unserer Auffahrt. Mir wurde heiß und ich fihr herum. Meine Eltern durften die beiden nicht entdecken! Panisch sah ich mich um, ob ich sie irgendwo verstecken könnte. Doch allein der Gedanke daran war lächerlich. Wo sollte die sich bitte schön verstecken!?

"Sind das deine Eltern?", fragte Hvitserk neugierig und ich nickte nur beklommen. Was in aller Welt machten sie hier? War Oma so schnell wieder gesund?
Ich sah die Jungs eindringlich an. "Bleibt bloß hier!"
Damit rannte ich aus der Küche hinaus zur Haustür. Mein Vater wollte gerade aufschließen, da riss ich die Tür auf. Erschrocken zuckte er zurück. Dann atmete er lachend auf. "Eivor! Du bist das!" Meine Mutter hievte eine Tasche aus dem Auto.
"Was, was macht ihr denn hier?", fragte ich und versuchte nicht zu entgeistert zu klingen.

Mama stellte die Tasche in den Flur und wollte anscheinend direkt in die Küche gehen. Doch ich hielt sie davon ab, indem ich nach ihrer Jacke griff, die sie sich über den Arm gelegt hatte. "Geht es Oma wieder besser?"
Meine Mutter sah sich verwirrt um, als suche sie etwas. "Was? Ja ja."
"Sie hat sich gut erholt. Wir sind nur übers Wochenende hier und wollten gucken, ob bei dir alles okay ist."

Ich atmete aus. "Oh ja klar. Alles paletti. Aber ihr hättet nicht extra kommen brauchen. Ihr hättet doch einfach anrufen können."
Meine Eltern sahen sich an und mir wurde ganz schwummerig. "Eivor, wir haben angerufen.", erklärte meine Mutter.
Ich blinzelte. "Was? Wann denn, ich-"
"Eivor?", rief Hvitserk plötzlich quer durchs Haus und ich wäre am liebsten im Erdboden versunken. Oder hätte ihn alleine dorthin geschickt. Sie sollten doch die Klappe halten!

Keine Sekunde später kamen Ubbe und Hvitserk aus der Küche und stellten sich zu mir.
Ich schloss verzweifelt die Augen. Das wars. Sie würden ausrasten. Meine Eltern würden mich für verrückt halten! Ich betete zu allen neun Welten, dass das nur ein Traum war und meine Eltern gar nicht wirklich hier waren. Doch die nächsten Worte machten alles zunichte. "Hallo", sagte Hvitserk gut gelaunt ud auch Ubbe begrüßte sie höflich. Ich öffnete langsam die Augen und bekam noch mit, wie Ubbe meiner vedutzten Mutter die Hand schüttelte. Die zwei lernten schnell.

Mein Vater sah die zwei eine Sekunde lang nachdenklich an. Dass sie keine normale Kleidung trugen und Zöpfe im Haar hatten, achien ihn nicht zu stören. Plötzlich grinste er. "Du warst der am Telefon, nicht wahr?", fragte er und sah Hvitserk an.  Dieser zuckte mit den Schultern. "Wenn man das Teil so nennt"

Ich war komplett verwirrt. Telefon? Was? Und wieso rasteten meine Eltern nicht aus? Ich war für eine Woche alleine und hatte zwei (für sie) komplett fremde Jungs eingeladen - hallo!?

"Schön euch endlich kennenzulernen.", sagte meine Mutter etwas zurückhaltend. Ich sah von meinen Eltern zu den Brüdern und wieder zurück. "Okay, was ist hier los? Ihr kennt euch?" Ich starrte sie an. Mein Vater lachte leise. "Na ja. Kennen ist vielleicht der falsche Ausdruck."

Between Two WorldsWhere stories live. Discover now