Kapitel¹

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➥ 𝗷𝗲𝗼𝗻𝗴𝗴𝘂𝗸

»...wir dürfen also gespannt sein, welche Skandale der junge Prinz Jeongguk noch für uns bereit hält.«

Mit einem leisen Knurren stellt mein Vater den Fernseher aus, dessen Nachrichten uns bis eben während des Frühstücks begleitet haben. Die Stimmung ist im Raum nach dieser Meldung zum Zerreißen gespannt, meine Mutter traut sich sogar nicht einmal, sich zu rühren. Wahrscheinlich hält sie sogar noch die Luft an.
Ich hingegen köpfe in aller Seelenruhe mein Ei, freue mich innerlich darüber, dass unsere Haushälterin Eunji das Eigelb wieder perfekt leicht flüssig hinbekommen hat und streue ein wenig Salz darüber.

»Jeongguk«, spricht mein Vater mich irgendwann in hartem Ton an, welcher mich allerdings nicht einmal zusammen zucken lässt. Unbeeindruckt erwidere ich seinen Blick, als ich den Löffel mit dem Ei zwischen meinen Lippen verschwinden lasse und hebe fragend meine Augenbrauen. »Wir lassen dir wirklich viel durchgehen, aber das heißt nicht, dass du ständig den Familiennamen und vor allem auch unseren Ruf in den Dreck ziehen kannst.«

Seufzend verdrehe ich meine Augen, lutsche meinen Löffel noch sauber und lasse diesen dann sinken. »Ganz ehrlich, Dad? In meinem Alter geht doch jeder auf Partys und flankt irgendwelche Omegas und von mir aus auch Betas weg. Nur weil ich den Namen Jeon trage, wird darüber geredet und ich bin gleich der Arsch?«

»Gukkie, versteh deinen Vater doch«, versucht meine Mutter dann doch das ganze zu schlichten und tätschelt über den Tisch hinweg meine Hand, welche ich aber direkt grummelnd wegziehe. Ich habe meine Mutter lieb, keine Frage, aber ich bin nicht der Typ für Gefühle oder solche Kuscheleien. Das weiß sie eigentlich auch und trotzdem kommt sie mir immer so. Als ob die Verniedlichung meines Namens das dann auch irgendwie besser macht.

»Ich muss in die Schule«, brumme ich dann nur schlecht gelaunt, lasse den Rest meines Eis stehen, über das ich mich eben noch gefreut habe und stehe auf. »Gukkie«, versucht meine Mutter es erneut, aber ich ignoriere sie, ebenso den missbilligenden Blick meines Vaters und verlasse unser Esszimmer. Ich werde jetzt ganz sicher nicht anfangen, mich für mein Verhalten oder meine Entscheidungen zu entschuldigen, denn da gibt es nichts zu entschuldigen. Ich habe es mir nicht ausgesucht, der Prinz dieses verfickten Landes zu sein, aber wenn ich schon einmal mit so einem Adelstitel gesegnet bin, warum sollte ich das dann nicht ausnutzen?

Aber fangen wir einmal von vorne an.

Ich bin Jeon Jeongguk, oder eben auch Prinz Jeongguk genannt und gehe mit meinen 17 Jahren leider noch in die Schule. Meine Eltern wollten immer, dass ich Zuhause privat unterrichtet werde, aber nachdem ich sie eine Weile belabert und von sozialem Verhalten geredet hatte, das als Teenager essentiell für die Entwicklung wichtig ist, hatten sie irgendwann dann doch zugestimmt. Nochmal mindestens genauso lange hatte ich gebraucht, sie zu überreden, mich auf eine staatliche Schule zu schicken, aber ich wäre nicht Jeongguk, wenn ich das nicht geschafft hätte.

Warum ich als Quasi-Promi auf eine staatliche Schule wollte? Das ist ganz einfach zu erklären. Auf solchen Schulen ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass reiche Kids wie ich durch die Gänge laufen und somit die Chance höher, dass ich mich als der Anführer aufspielen kann. Es ist einfach ein geiles Gefühl, wenn man beliebt ist und die Leute sich danach lechzen, mit dir befreundet sein zu dürfen und mal im Ernst - wer würde nicht mit mir befreundet sein wollen? Aber ob man es glaubt oder nicht, ich habe lediglich nur einen, besten Freund und der reicht mir auch vollkommen. Hoseok ist immer so furchtbar aufgedreht und euphorisch, noch mehr von dieser Sorte könnte ich nicht ertragen.

Ich kenne ihn bereits mein ganzes Leben lang, da er der Sohn unserer Haushälterin ist. Wir sind also quasi miteinander aufgewachsen und deshalb könnte ich ihn als Freund auch niemals ersetzen. Will ich auch nicht, auch wenn er "nur" ein Beta ist und das früher schon oft in den Medien war. Aber wie man eben sicher gemerkt hat, ist mir so ziemlich egal, was die Medien über mich verbreiten. Dabei wird in solchen Berichten immer nur die halbe Wahrheit gezeigt und generell auch nie meine Seite.

Dieses Omegamädchen hatte mich auf dieser Party angefleht, von mir gefickt zu werden und warum sollte ich da nein sagen? Ich bin auch nur ein Junge mit Bedürfnissen und weil ich eben ein stolzer Alpha bin, habe ich halt auch extra viel davon. Und es macht die ganze Sache eben einfacher, wenn sie sich mir anbieten, anstatt dass ich mich anstrengen muss. Jedenfalls weiß ich, dass meine Eltern von diesen Feiereskapaden genervt sind, aber das interessiert mich nicht. Sobald ich 18 bin und die Schule abgeschlossen habe, sieht mich Südkorea erst einmal eh eine Weile nicht mehr. Amerika könnte ein aufregendes Ziel für die nächsten Jahre sein.

»Yo, Guk!«, begrüßt mich draußen vor unserem Anwesen mein bester Freund, der mit der Sonne wieder um die Wette strahlt. Ich werde nie verstehen, wie dieser Junge um die Uhrzeit schon so gut gelaunt sein kann. »Hey, Hobi«, antworte ich, als wir uns mit einem Handschlag begrüßen und dann zu meinem Wagen gehen, mit welchem wir in die Schule fahren wollen. Es ist ein schnittiger, natürlich schwarzer Sportwagen und ich liebe jedes Mal die Blicke der anderen Schüler, wenn ich auf den Schulhof fahre.

Eigentlich hat dieser Tag auch begonnen wie jeder andere, aber dass sich ab heute mein Leben drastisch verändern würde, habe ich in diesem Augenblick noch nicht ahnen können. Und wenn ich es gewusst hätte, dann hätte ich vermutlich auch in einigen künftigen Situationen anders entschieden oder gehandelt.

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written by ᴷᶤˡˡᵘᵃ

Alpha² ༄ TαҽƙσσƙWhere stories live. Discover now