Kapitel³¹

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➥ 𝗷𝗲𝗼𝗻𝗴𝗴𝘂𝗸

Noch nie in meinem Leben ist mir das Gezwitscher der Vögel draußen so sehr auf den Sack gegangen wie jetzt gerade. Und leider höre ich mir diese nervigen Geräusche schon seit ewigen Stunden an, aber ich kann jetzt auch nicht aufstehen und das Fenster zu machen, denn erstens schmerzt mein Unterleib noch immer und andererseits ist es mir auch schlichtweg einfach egal.

Habe ich mich jemals so gefühlt? Was meine ich überhaupt mit so? Wenn ich ein wenig in mich hineinhöre, dann fühle ich mich einfach nur leer. Es ist, als hätte mir Taehyung mein Herz aus der Brust gerissen, von dem ich niemals gedacht hätte, dass es sich verlieben könnte. Als hätte er dann darauf herumgetrampelt, dabei hämisch gelacht und es schließlich noch achtlos aus dem Fenster geworfen. Als wäre es ihm egal, wie es mir dabei geht..

Taehyung.. Ich wollte eigentlich nicht mehr an ihn denken, aber ich kann nicht anders. Wie konnte er mir das nur antun? Nach stundenlangem Nachdenken kann ich sogar ein wenig nachvollziehen, warum er das getan hat. Er hat es für seinen besten Freund getan, welcher ihm definitiv mehr bedeutet, als ich es tue. Und vermutlich werde ich ihm auch niemals irgendetwas bedeuten.
Umso schmerzhafter ist diese Situation, in welcher ich mich gerade befinde. Ja, ich fühle mich erniedrigt, benutzt und einfach nur widerlich. Er hat mich gefickt, mir diese Dinge an den Kopf geworfen und mich dann einfach hier liegen lassen. Für dieses Verhalten würde ich ihn am liebsten hassen, aber irgendwie kann ich es nicht. Ich bin schon viel zu sehr in ihn verliebt..

»Guk?« Ich zucke zusammen, als mein Name ertönt und ich ein Klopfen an meiner Tür höre. Mit vermutlich ausdruckslosen Augen sehe ich dorthin, nur um kurz darauf den Kopf meines besten Freundes im Türrahmen zu sehen. Als er aber meinen Zustand bemerkt, weitet er sofort die Augen und kommt ans Bett heran, in welchem ich liege, seitdem Taehyung mich einfach so weinend zurückgelassen hat. Weinend.. Habe ich überhaupt jemals geweint?

»Scheiße, was ist mit dir denn passiert?«, ruft Hoseok aus und streicht mir einmal leicht durch die Haare. Er macht sowas öfter, denn im Gegensatz zu mir ist er durchaus ein körperlich bezogener Mensch und wenn mich diese Geste sonst immer ankotzt oder nervt, lasse ich sie dieses Mal zu. Es fühlt sich sogar echt schön an.
Da ich ihm auf die Frage nicht antworte, scheint ihn das nur noch mehr zu beunruhigen und er erkennt dann wohl auch, dass ich geweint habe. Wortlos legt er sich deshalb zu mir, schlingt seine Arme um mich und ist einfach nur für mich da, vor allem auch weil ich jetzt dann doch wieder wie ein Idiot zu heulen beginne.

Es dauert eine Ewigkeit, bis ich meine Stimme wiederfinde und ihm schließlich die ganze Geschichte von Anfang bis Ende erzähle. Natürlich erniedrigt es mich nur noch mehr zuzugeben, dass ich mich als Alpha von jemandem habe ficken lassen, aber das ist tatsächlich ja nicht mein größtes Problem. Das größte Problem ist, dass ich mich leider in diesen beschissenen Alpha verliebt habe, oder eben zumindest die Seite von ihm, die er mir vorgespielt hat.

»Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll«, haucht Hobi am Ende und streicht noch immer sanft durch mein Haar. Dass er nun hier für mich da ist, bedeutet mir wahnsinnig viel, denn mir wird klar, wenn ich ihn nicht hätte, dann wäre ich komplett alleine. Hoseok ist wirklich der beste Freund, den man sich wünschen kann und ich muss ihm wohl irgendwann noch einmal richtig meinen Dank zeigen. »Glaub mir.. Auch wenn ich mich nicht gegen einen Alpha stellen will, bekommt der von mir Montag eine mächtige Ansage in der Schule.«

»Schule..«, wiederhole ich leise, vergrabe beschämt mein Gesicht in meinen Händen und schluchze wieder auf. »Fuck, Hobi.. Da kann ich mich doch nie wieder blicken lassen.. Das hat er sicher schon überall rausposaunt und gepostet.. Ich werde zum Gespött der Schule..«

»Ach, Unsinn«, versucht er mich aufzumuntern und richtet sich ein wenig auf, sodass ich zu ihm hochsehen muss. »Das hat der sich sicher nicht getraut und ich glaube auch nicht, dass er sowas tun würde. Auch wenn es blöd klingt, aber er hat seine Rache ja jetzt bekommen.«

Ratlos zucke ich nur mit den Schultern, ehe ich dann zusammenzucke, weil mein Name von unten erklingt. Sofort weite ich meine Augen, als mir einfällt, dass ich ja nach der Party nicht wieder aufgeräumt habe. Somit werden meine Eltern jetzt mitbekommen, was ich hier wieder veranstaltet habe und auch wenn das nun in kleinerem Rahmen stattfand, werden sie dafür kein Verständnis haben. »Ich fange schon einmal an aufzuräumen..«, meint Hobi schließlich mit liebem Lächeln und dafür könnte ich ihn gerade knutschen. Während ich dankbar nicke, steht er schon auf und will aus meinem Zimmer gehen, allerdings läuft er beinahe in meine Eltern hinein, welche dann im Türrahmen stehen.

»Junger Mann, so langsam reicht es!«, schimpft meine Mutter auch direkt mit mir und stemmt ihre Hände in die Hüften. »Mom, es.. Es tut mir leid. Ich kümmere mich sofort darum«, erwidere ich sofort ergeben und auch untypisch für mich, allerdings sind die beiden gerade scheinbar so wütend, dass sie das gar nicht bemerken. »Du kannst nicht jedes Mal eine Party schmeißen, wenn wir wegfahren!«

Auf diese Aussage gehe ich gar nicht erst ein, denn es hätte sowieso keinen Sinn. Mühselig versuche ich aufzustehen und bin gerade froh darüber, dass ich mir irgendwann zumindest meine Boxer angezogen habe. Meine Ignoranz scheint meine Eltern allerdings nur noch mehr zu provozieren, denn ich höre meine Mutter nach Luft schnappen, doch dieses Mal ist es mein Vater, welcher das Wort ergreift. »So haben wir dich nicht erzogen, Jeongguk. So ist das alles nicht geplant gewesen.«

Über diese Aussage runzele ich verwirrt meine Stirn und während ich mich anziehe, sehe ich die beiden dann an. »Wie meinst du das?«, will ich wissen und kann beobachten, wie meine Mutter erschrocken die Luft anhält und dann eine Hand auf die Brust meines Vaters legt. »Schatz, nicht.. Wir wollten das nie wieder zum Gespräch bringen.«

»Was zum Gespräch bringen?«, mische ich mich aber sofort ein und das Geschehene mit Taehyung dringt dann in den Hintergrund. Meine Eltern verhalten sich gerade noch komischer als sonst und mein Vater sieht mich dieses mal wirklich so an, als ob ich hier nicht hingehöre. Als ob ich nicht sein Sohn wäre.

»Jeongguk, wir wollten immer, dass aus dir etwas wird wie dein Cousin«, sagt mein Vater dann und verschränkt die Arme vor der Brust. »Aber scheinbar waren all unsere Mühen umsonst. Man merkt definitiv, dass du nicht von unserem Blut bist.«

Als diese Worte meinen Verstand erreichen, scheint meine gesamte Welt ein weiteres Mal einzubrechen. Wenn Taehyung lediglich einen Riss hineingezogen hat, zerklüften die Worte meines Vaters die komplette Erde, welche unter meine Füße droht wegzubrechen. Das hat er jetzt nicht im Ernst gesagt, oder? Er will mir doch nicht sagen, dass ich..

»Gukkie«, versucht meine Mutter es dann ein wenig versöhnlicher und tritt einen Schritt auf mich zu, allerdings hebe ich abwehrend meine Hände und hindere sie daran, mir näher zu kommen. »Was.. Was wollt ihr damit sagen? Ich.. Ich wäre nicht von eurem Blut?«, traue ich mich schließlich mit zittriger Stimme zu fragen. Eigentlich habe ich es ja bereits begriffen, aber.. Ich muss es hören. Muss aus dem Mund meines Vaters hören, dass es stimmt.

»Ganz einfach, Jeongguk. Wir haben dich damals adoptiert. Du bist nicht von dem Blut der Jeons.«

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written by ᴷᶤˡˡᵘᵃ

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⏰ Last updated: Sep 20, 2020 ⏰

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Alpha² ༄ TαҽƙσσƙWhere stories live. Discover now