Die schweigende Frau

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Sicherlich weißt du, dass es ein paar wenige schwierige Texte der Bibel gibt. Ein Bereich, welches oft missverstanden wird, ist die Rolle der Frau innerhalb einer Gemeinde. Ganz problematisch wird es für manche, sobald sie an folgendem Text stoßen:

11 Eine Frau lerne in der Stille mit aller Unterordnung. 12 Einer Frau gestatte ich nicht, dass sie lehre, auch nicht, dass sie über den Mann herrsche, sondern sie sei still. 13 Denn Adam wurde zuerst gemacht, danach Eva. 14 Und Adam wurde nicht verführt, die Frau aber wurde verführt und übertrat das Gebot. 15 Sie wird aber gerettet werden dadurch, dass sie Kinder zur Welt bringt, wenn sie bleiben mit Besonnenheit im Glauben und in der Liebe und in der Heiligung.

 - 1. Timotheus 2:11-15 


Was uns hier helfen soll ist eine chiastische Struktur:

(A) Eine Frau lerne in der Stille in aller Unterordnung.

       (B) Ich erlaube aber einer Frau nicht zu [be-] lehren,

       (B') auch nicht über den Mann zu herrschen,

(A') sondern ich will, dass sie sich in der Stille halte.


Wie ihr schon in der Struktur gesehen habt steht das Wort "(be)lehren" parallel zum Wort beherrschen. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich hier um ein "besserwisserische, arrogante, herablassendes" Belehren handelt. 

Exkurs:  Sollte das nicht auch andersherum verboten sein? Sicherlich. War aber in diesem speziellen Fall in der Gemeinde vom Timotheus nicht der Fall. 

Der kulturelle Hintergrund kann uns helfen, diese Aussage besser zu verstehen. Man spricht davon dass es in dieser Zeit eine Modeerscheinung gab der "neuen, römischen Frau". Eine Art der radikalen feministischen Bewegung. Diese hat wohl in der Gemeinde Einklang gefunden und diese Radikalisierung verbietet Paulus hier. 

Ist Paulus gegen Gleichberechtigung? Nein. Ganz sicher nicht. Er ist dafür und deswegen will er nicht, dass die Frau sich über den Mann erhebt. 

Dürfen Frauen gar nicht lehren? Paulus spricht klar gegen diese Aussage in 2.Timotheus 1:5 und 3:5 denn Timotheus wird wohl von seiner Großmutter Lois und seiner Mutter Eunike von Kind an gelehrt worden sein im Glauben. 


Ein anderer Hinweis liegt im Wort "Stille". ἡσυχία ist das griechische Wort hier dafür. Das heißt nicht Mundtot sein, sondern angemessene Zurückhaltung. Eine christliche gesunde (!) Demut, von denen auch Männern ruhig gebrauch machen können. 

Kann man auch bei 2.Thessalonicher 2:13 nachlesen. 


Wie sollen wir Verse 13 und 14 verstehen, denn Paulus argumentiert hier mit der Schöpfung und dem Sündenfall. 

Vers 13: Er zeigt, dass es schon früher (von Anfang an) es üblich war, dass der Mann eine führende Rolle hat. Das sagt er nicht um den Mann mehr wert zu geben, sondern als Argument dafür dass die Frau nicht höher anzusehen ist als der Mann, denn sonst hätte Gott sie zuerst geschaffen. Ich wiederhole: Wenn es irgendwie ableitbar wäre, dass jemand wichtiger ist (oder wertvoller ist) als der andere, dann müsste es der Mann sein, denn er wurde zuerst geschaffen. 


Vers 14: Dieses Argument geht von der Mutmaßung, dass Frauen die Männer belehren sollen, einfach aus dem Grund heraus, dass sie höher anzusehen sind also Frau belehrt Männer, weil sie eine Frau ist und nicht weil sie als individuelle Person (Lehrerin, Pastorin) das Recht dazu hat. Und Paulus zeigt durch die Schöpfung, dass die Frau die erste war die sich hat verführen lassen. Also kann es nicht in der Natur der Frau in ihrer Pauschalität eine "theologische" Führung geben. 

Es gab in der Bibel nämlich einige führende und lehrenden Frauen von denen positiv berichtet wird: Miriam, Iunias, Debora, Hulda, Hanna, Töchter des Philippus, Evodia, Syntyche, Ruth usw. 


Vers 15 scheint die Frau auf das Kinderkriegen (und man möchte schon als Witz fast das Kochen hinzufügen) zu reduzieren. So ist es hier sicherlich nicht gemeint. 

Wenn die Frau, nicht nur Frau sondern auch Mutter ist, soll sie sich primär um die Erziehung dieser sich kümmern. Das sollte irgendwo logisch sein. Wie will die Frau eine Gemeinde erziehen, wenn sie ihre Kinder nicht in den Griff bekommt. 

Diese feministische Bewegung lies ihre Kinder vor die Hunde gehen, nur um in der Gemeinde zu protzen und das betrachtet Paulus als nicht richtig. Und die Mutter muss sich dann vor Gott rechtfertigen, denn sie könnte daran Schuld sein, dass ihre Kinder verloren gehen. 


· Nachgedanke (1): Wie ist Jes. 3,12 („Ach, mein Volk, seine Antreiber sind Mutwillige, und Frauen beherrschen es. Mein Volk, deine Führer sind Verführer, und den Weg, den du gehen sollst, verwirren sie.") zu verstehen?

§ Hier ist auch Vers 4 zu beachten: „Dann mache ich junge Männer zu ihren Obersten, und Mutwillige sollen über sie herrschen." – „Junge Männer" wird in der LUT/SCH mit „Knaben" übersetzt. Es geht offenbar um mangelnde Reife, Unerfahrenheit und entsprechenden „Mutwillen", wie der Parallelismus im selben Vers deutlich macht.

§ Dass 8 Verse später von Mutwilligen und Frauen die Rede ist, macht deutlich, dass es um dasselbe Problem geht: Hochmütige Unerfahrenheit – sei es bei Mann (Vers 4) oder Frau (Vers 12).


Es wurde auch 1.Korinther 14 angesprochen. Der Kontext hilft uns zu verstehen, dass das Schweigen sich hier um die Zungenrede und es da um die Zungenrede selbst oder ihre Auslegung geht. Auch wiederum ein Problem, dass sich wohl in der Gemeinde der Korinther wiedergefunden hat. 


Ich danke allen die dabei gewesen sind bei der Live-Session und dazu beigetragen haben, dass dies hier stattfinden kann. 

Willst du auch mal bei eine Zoom-Live-Konferenz mitmachen, dann melde dich bei mir:) 

Fragen? Fragen!Where stories live. Discover now