Papsttum - Fortsetzung

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Wie wir gesehen haben kann Petrus nicht ein Papsttum im Sinn gehabt habt. Folgendes Zitat unterstützt diese Ansicht:

Nach der römisch-katholischen Glaubenslehre, wie sie unter anderem auf dem Ersten Vatikanischen Konzil (1870) festgelegt wurde, beginnt das Papsttum mit dem Apostel Petrus.Das ist eine Glaubensüberzeugung, also eine dogmatische Feststellung, aber keine historische. Vom Standpunkt der historischen Wissenschaft aus, ist die Frage nach dem Beginndes Papsttums nicht eindeutig zu beantworten. 

Rüdiger Achenbach, Hartmut - Kriege, Die Päpste und die Macht,(Düsseldorf: Patmos Verlag, 2006), 24. 

Wie sah es also historisch aus? Dafür müssen wir ein wenig in die Entwicklung schauen. 

Diese neue im Anschein jüdische Sekte wuchs. Wuchs aber auch über die Maße hinaus. Wir wissen aus dem Neuen Testament, dass die Christen sich von dem Ursprungsort in Israel sich verteilen bis nach Nordafrika aber auch Rom und vielleicht noch weiter. Wie konnte man nun mit allen in Kontakt bleiben? Man hat Briefe geschrieben - siehe Neues Testament - an diese Gemeinden.

Diese Gemeinden hatten einen Vorsteher, diesen nannte man Bischof. Diese Bischöfe waren, nach dem Tod der Aposteln, der Maßstab der christlichen Lehre. Diese unterhielten sich dann über die verschiedenen Irrlehren die im Umlauf waren. 

Aber auch aufgrund der verschiedenen Irrlehren die im Umlauf waren mussten nun die Bischöfe sich sortieren. 

Wie sah das nun praktisch aus und warum dient das der Entwicklung des Papsttums? 

Nun, damals dachte man noch nicht dass es verschiedene Wahrheiten gibt. Wenn zwei Bischöfe sich streiten über einen theologischen Punkt, dann muss am Schluss einer Recht haben. Und man braucht Begründungen um zu wissen wer der vertrauenswürdigere ist. Diese Zusammenkünfte um die Wahrheit zu finden nennt man Synoden. Von diesen Synoden kamen die Bischöfe zurück in ihre Gemeinden und verkündigten die Beschlüsse. Das galt dann für die Gemeinde und alles was zur Gemeinde dazugehört. 

Langsam bildete sich eine Struktur. Je größer der Raum der Christen wurde, desto mehr musste man aufteilen. Irgendwann hatten wir Rom als Bischöfliche Gewalt für alle Gemeinde in Italien und Karthago für alle Gemeinden in Nordafrika. Als alles noch größer wurde im 4. Jahrhundert, bildete man vier größere Patriarchate. Im Westen waren es eben Rom und Karthago und im Osten Antiochien und Alexandrien. Bis hierhin war alles ein Weg des Pragmatismus. Alle Bischöfe waren gleich wert.

Was politisch noch alles geschah ist wichtig für die Entwicklung. Der Kaiser verlegte sein Standort von Rom nach Konstantinopel und das Christentum wird zur Staatsreligion. 

Wie schaffte Rom es jetzt die bischöfliche Vormacht bekommen soll? 

Rom hatte von Anfang an einen gewissen Reiz, da wir nun in der Hauptstadt des Imperiums sind. Im Jahr 170 behauptete Dionysus, dass die Gemeinde in Rom von Paulus und Petrus gegründet wurde. Im Jahre 190 wollte Irenäus schon, dass man immer nach Rom schauen sollte um zu sehen was die Wahrheit ist. 

Warum? Bis dato hatte die Gemeinde in Rom alle Irrlehren abwehren können. Somit wurde ihr Ruf als Gerechte bestätigt. Aber auch finanziell ging es ihnen am Besten und sie konnten materiell die anderen Gemeinden unterstützen. 

Jetzt brauchen wir nur einen Streit unter den Bischöfen und sofort wird deutlich wer die Macht hat. Und dieser Streit kam im Jahre 190. In diesem Jahr gab es den sogenannten "Passahstreit". Denn jede Gemeinde feierten "Ostern" zu einem anderen Datum. Die Gemeinden im Osten zum Beispiel hielten es am 14. Nisan vom jüdischen Kalender, also dann wenn Passah ist. In anderen Ländern feierte man am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Im Jahr 165 war die Abmachung unter den Bischöfen, dass jeder feiern soll wie er mag. Im Jahr 190 will der Bischof Victor durch eine Synode die römische Praxis allen auferlegen. Die Gemeinden in Kleinasien wehren sich. Und zum allerersten Mal schleudert der Bischof aus Rom den Bann gegenüber den Gemeinden und bricht die Brüderlichkeit ab. 

Der Streit ging bis 325. Und dann gewann Rom mit seiner Meinung und so wurde das eingeführt. 

Im Jahr 217 ging es zum nächsten Streit. Der Streit um die Zweitbußer. Der römische Bischof Calixt veröffentlichte ein Edikt in dem die römische Art mit Bußer umzugehen in jeder Gemeinde eingeführt werden soll. Er besiegte damit den Ältesten Hippolyt. 

Im Jahr 256/257 kam der Ketzerstreit. Wie geht man mit den Leuten um, die nach ihrer Taufe ausgetreten sind und dann wieder zurückwollen? Cyprian (Nordafrika) wurde gefragt was mit diesen gemacht werden soll. In seinem Brief 73,21 schreibt er, dass es außerhalb der Kirche kein Heil gibt und somit sollen sich alle wieder taufen lassen. Er klopfte mit diesen Beschluss und 80 Bischöfen beim Bischof Stephan in Rom. 

Stephan forderte von Cyprian, dass er sich Rom unterordnen soll und nicht fragwürdige Ideen einführen sollen. Schließlich sei Stephan ein Nachfolger Petri und nicht Cyprian. 

Begründung: Der römische Bischof ist der alleinige Nachfolger Petri; Karthago habe das Christentum von Rom empfangen; deshalb habe man sich nach Rom auszurichten. Wer sich nicht füge, werde exkommuniziert. 

Cyprian forderte den Stephan dazu auf von seinem hohen Ross runterzukommen und zu erinnern, dass alle Bischöfe gleich sind und sich vom Heiligen Geist führen lassen sollen. Stephan als höchste Autorität ist eine Anmaßung. Wenn er daran festhält, trennt er sich von der Kirche. 

Als die Gesandten von Cyprian ankamen wurden sie nicht einmal aufgenommen. Sie sollten erleben, was es bedeutet nicht mit Rom im Einklang zu sein. Stephan brach mit Karthago. 


Stephan formulierte es zum ersten mal aus, was mit der Zeit normal werden sollte. Anfangs wurde das nicht akzeptiert. Dann toleriert und dann genau so geglaubt. 

Und was wurde geglaubt? Rom hat Autorität und diese Autorität wurde unterstützt durch die Geschichte im Mittelalter.


Hier noch was zum Überlegen, was ich unkommentiert stehen lassen will: 

Jesus vs. Dictatus Papae von Gregor VII.

Mt. 23,9: Ihr sollt niemand Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.

DP, Artikel 2: Nur der römische Papst trägt zurecht den Titel des universalen Papstes („Vaters"). (Die Bezeichnung „Papst" kommt von dem griechischen „Papas", „Vater".)


Mt. 20,25-28: Ihr wisst, dass die weltlichen Fürstenherren und die Oberherren Gewalt haben. So soll es unter euch nicht sein! sondern, so jemand unter euch gewaltig sein will, der sei euer Diener; und wer da der Vornehmste sein will, der sei euer Knecht, gleichwie des Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zur Erlösung für viele.

Art. 9: Alle Fürsten haben einzig und allein die Füße des Papstes zu küssen.


Joh. 18,16: Mein Reich ist nicht von dieser Welt.

Art. 12: Der Papst hat die Macht Kaiser abzusetzen.


Joh. 6,15: Da er nun merkte, dass sie [das jüdische Volk] kommen würden und ihn nehmen, dass sie ihn zum König machten, entwich er ...

Art. 18: Ein päpstlicher Entscheid kann von niemandem aufgehoben werden; er selbst aber kann Urteile aller anderen Instanzen aufheben.

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