Na das fängt ja gut an

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Am Hauptquartier des Aufklärungstrupps angekommen, lediglich mit meiner Aufnahmebescheinigung in der Hand und meinem Messer unter der Jacke stand ich vor den Türen und wartete auf Einlass. Ein Soldat mittleren Alters öffnete mir die Tür.
„Du bist die Ärztin?"
„Ja, ich..."
„Gut, der Kommandant wartet schon, komm mit"
Ich konnte nicht einmal ausreden, schon wurde ich durch die Gänge geführt, mehrere Stockwerke hoch und wieder einen langen Gang entlang. Aus dem Fenster konnte ich nun auf den Trainingsplatz blicken. Eine Truppe von ungefähr 30 Leuten lief ihre Runden. Das kannte ich gut, das gute alte Runden laufen. Ich fragte mich nur, ob dies normale Runden oder schon Strafrunden waren. Zum Glück hatte ich mein Training in den vergangenen zwei Jahren nicht vernachlässigt. Plötzlich stoppte der Soldat vor mir, versunken in meinen Gedanken, wäre ich fast in ihn rein gelaufen. Das wäre mal ein guter Anfang gewesen.
„Wir sind da, hier ist das Büro von Kommandant Smith"
Er klopfte kurz und eine deutliche und starke Stimme erklang:
„Herein"
Wir gingen hinein und ich sah Erwin Smith, den Kommandanten des Aufklärungstrupps an seinem Bürotisch sitzen, kurz Aufblicken und sich erhebend.
„Dr. King, herzlich Willkommen. Es freut mich, dass sie sich wieder für das Militär und dazu noch für den Aufklärungstrupp entschieden haben. Wir brauchen dringend Leute, ich will es nicht verheimlichen, und noch mehr brauchen wir Ärzte."
„Danke, dass sie mich persönlich empfangen, Kommandant", brachte ich noch hervor und merkte, dass ich vielleicht salutieren sollte. Schnell hebte ich erschrocken und unelegant meine Hand zur Stirn, was wohl wirklich sehr dilettantisch aussah, denn sofort hörte ich ein:
„Tch"
Doch dies kam nicht vom Kommandant sonder von der Person, die daneben stand: Corporal Levi Ackerman (nur zur Info: in dieser Fanfiction ist Levi normal groß). Ich starrte diesen Mann an und er mich. Allerdings war sein Blick kalt und abschätzig und meiner... nun wahrscheinlich erschrocken, beschämt und eingeschüchtert.
Ein Räuspern ließ mich wieder zu Kommandant Smith blicken.
„Levi, wenn du schon so entsetzt von Dr. Kings Salut bist, kannst du ihn ihr ja wieder richtig beibringen. Aber vorher, zeig ihr doch ihr Zimmer, die Krankenstation und den Rest des Hauptquartiers."
„Ich hab durchaus wichtigeres zu tun, als eine Deserteurin herum zu führen, Erwin"
„Das war ein Befehl, Levi. Dr. King hätte sich auch wieder für die Mauergarnison oder sogar für die Militärpolizei entscheiden können, doch sie ist hier bei uns, im Aufklärungstrupp, also zeig ihr alles."
Ich versuchte die durchaus angespannten Situation etwas zu entschärfen:
„Schon gut, ich bin mir sicher, das Hauptquartier ist genauso angelegt, wie das von der Mauergarnison. Ich komme schon zur Recht, wirklich nicht nötig, dass-"
„Schon gut, tch... ich mach das schon, aber wenn dann sofort, na los"
Ich hatte nur noch Zeit kurz vor dem Kommandant zu salutieren und schon musste ich hinter dem Corporal her, um ihn nicht zu verlieren.
„Du hast vielleicht nerven, hier aufzutauchen. Dein schlechtes Gewissen hättest du auch wo anders stillen können", drang seine genervte Stimme zu mir hinter, während wir den Gang entlang gingen. „Wie bitte?..."
„Hast du nicht gehört? Ich weiß genau warum du hier bist, aber ich sag dir eines," er drehte sich zu mir um, blieb stehen und kam dicht vor mein Gesicht, „der Aufklärungstrupp ist nicht da, um verwöhnten Weibern wie dir ein besseres Gewissen zu geben, du kannst-"
Zack... schon flog meine Hand und schon bereute ich es. Ich hatte Levi Ackerman eine saftige Ohrfeige gegeben, zehn Minuten nachdem wir uns kennengelernt hatten. Der Levi Ackerman, der von allen als der stärkste Soldat der Menschheit, die Hoffnung der Menschheit bewundert wird und ich schlag ihm ins Gesicht.
„Oh fuck, fuck, fuck... Sir, ... Corporal entschuldigen Sie.. das..",
ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Wegrennen? Auf den Boden zusammenkrümmen, dass seine Schläge weniger weh tun würden? Doch er sagte nichts, sein Kopf war immer noch zur Seite von der Ohrfeige gedreht. Erst langsam drehte er sich wieder zu mir und blickte mich mit seinen grauen Augen intensiv an. Noch immer suchte ich nach den richtigen Worten.
„Es tut mir so unendlich leid, aber das ist nicht war, ich bin nicht deswegen hier, ich-"
„Sei still"
Sofort war ich ruhig.
„Das wird Konsequenzen haben, nur damit das klar ist. Los komm mit ich habe noch zu tun und ich muss dir noch den Rest des Hauptquartiers zeigen, statt nur die Gänge auf denen du mich Ohrfeigst"
Ich konnte es kaum fassen aber er drehte sich um und langsam folgte ich ihm. Ich hatte das Gefühl, diese Ohrfeige tat mir mehr weh als ihm.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Where stories live. Discover now