Der freie Tag

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Diesen Vorfall behielt ich für mich, sein Starren blieb, aber er ließ sich ebenfalls nichts anmerken. Ich lenkte mich mit meiner Arbeit ab und versuchte nicht zu grübeln. Es gab einige Verletzungen bei den Trainingseinheiten, die versorgt werden mussten und ich merkte, wie gut es tat wieder zu helfen, dort wo es auch nötig war.
Die Tage gingen schneller vorbei als gedacht, als ich endlich auch meinen ersten freien Tag hatte. Und ich wusste auch schon, wo es mich hin verschlagen würde. Der alte Josef erwartet sicher schon meinen Besuch.
Also wurde das Pferd gesattelt und in aller Frühe ritt ich los, niemand schien mich zu sehen. Der Ritt in die Stadt dauerte eine Weile und meine Gedanken flossen wie von selbst immer wieder zu dieser Berührung und seinen Worten: „Warum denkst du, ich erinner mich nicht an dich?"... Doch nicht nur seine Worte hallten in meinem Kopf wieder, sondern auch die Art wie er es sagte. Er war enttäuscht und auch etwas verärgert schien es mir. Seine Hand an meiner Seite fühlte sich gut an, das musste ich mir eingestehen. Doch ich konnte nichts mit meinem Vorgesetzten anfangen, das verstand sich von selbst, generell wurden Paare oder Affären innerhalb des Militärs und besonders innerhalb eines Hauptquartiers nicht gerne gesehen. Es gab sie, das wusste ich schon von damals aus der Mauergarnison. Wieso gab es im Militär wohl so gut wie nie Schwangerschaften? Nein, sie leben nicht alle enthaltsam, fast jede Frau im Militär wusste, dass sie sich an mich wenden kann, wenn die präventiven Kräuter mal wieder ausgegangen sind. Eine spezielle Mischung, die in einem einfachem Tee getrunken werden kann, einmal am Tag und die Verhütung ist gesichert. Wer würde es schon ohne Sex aushalten, bei all dem Druck und Stress? Von den Affären, die mir alle bekannt waren, können so manche Klatschfrauen nur träumen. Schon in dieser Anfangszeit im Aufklärungstrupp, waren mir die Paare, Affären und Verhältnisse bekannt. Der Name des Corporals fiel allerdings noch nicht. Wahrscheinlich würde jede Frau dies auch gut geheim halten...
Endlich angekommen! Der Buchladen von Josef war wie immer unordentlich und verstaubt, so dass kaum ein Kunde sich dorthin verirrte – gut so.
„Josef!"
„Lea, wie schön, dich wieder zu sehen! Sag, hast du die richtige Entscheidung getroffen? Soweit ich erfahren habe, gab es bis jetzt für dich noch keinen Auftrag außerhalb der Mauern."
„Nein, es gab sowieso noch keine Expedition, seit ich dort bin. Aber ich denke, es war die richtige Entscheidung", ich lächelte, denn ich sprach tatsächlich die Wahrheit.
„Also....Josef. Wie sieht es aus? Gibt es neue - Ware?
Bevor Josef mir antwortete, blickte er noch einmal durch die Schaufenster, dass auch ja niemanden einfallen würde, gerade jetzt im Buchladen aufzutauchen.
„Gute Nachrichten, ich konnte einen sehr guten Tausch ausmachen. Die Gilde im Norden hat sich auf den Handel eingelassen."
Mein Herz pochte laut vor Aufregung.
„Das ist fantastisch!"
„Aber Lea... ich denke es ist keine gute Idee, es mit ins Hauptquartier des Aufklärungstrupps zu nehmen."
„Oh bitte, dort ist es sogar sicherer als damals in der Praxis! Niemand hat gesehen, dass ich hier bei dir war und wer sollte bei einer Ärztin des Aufklärungstrupps schon verdacht schöpfen?" Ich grinste und zwinkerte Josef zu, der mir vertrauen zu schien.
„Also gut, dann viel Spaß damit. Sei vorsichtig!"
Josef schob mir ein Päckchen zu, dass ich schnell unter meinem Umhang verschwinden ließ. Zum Dank legte ich eine Hand auf die Schulter meines alten Freundes:
„Ich danke dir, Josef! Du weißt, was das für mich bedeutet."
Bevor ich aus dem Laden ging, versicherte ich mich, dass mich niemand sehen würde. Mein Pferd wartete um die Ecke, vor einem Gasthaus. Zufrieden lächelte ich vor mich hin und spürte das schwere Päckchen, das ich unter meinem Mantel an mich drückte.
„Von dir hätte ich am wenigsten erwartet, dass du Dreck am Stecken hast..."
Eine gut bekannte Stimme sprach mich von hinten an, mein Herz blieb stehen und irgendwie schaffte ich es doch, mich umzudrehen.
Levi Ackerman stand mit verschränkten Armen vor mir und blickte mich streng aber doch auch etwas belustigt an.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang