Heimreise

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„Levi, warte!" Ich musste das irgendwie gut machen. Er dachte, ich wollte ihn nur fürs Bett und ja, am Anfang war das wohl auch so aber jetzt? Seid diesem Vorfall beim Titanen-Rudel wusste ich, dass da mehr war und das musste ich Levi sagen. Endlich hatte ich Levi eingeholt, der die Treppen in den Keller abstieg. Ich griff nach seiner Schulter, er blieb tatsächlich stehen und drehte sich zu mir um. Es war düster und lediglich eine kleine Kerze erhellte den Treppengang, trotzdem konnte ich seine Augen sehen, die mich traurig ansahen.
„Es tut mir leid", fing ich an und wusste kurz nicht, was ich weiter sagen sollte. Erwartungsvoll sah mich Levi an.
„Weißt du überhaupt wofür du dich entschuldigst?"
„Alles! Mir tut alles leid!"
„Also auch, dass du mit mir geschlafen hast?"
„Was? Nein, verdreh mir doch nicht die Worte im Mund!", kam es von mir verärgert. Immerhin bemühte ich mich hier um ein schlichtendes Gespräch und versuchte ihm gerade mitzuteilen, dass ich starke Gefühle für ihn hatte. So ein Idiot! Innerlich versuchte ich mich wieder zu fassen und wollte neu ansetzen, als Levi mir zuvorkam.
„Egal was es ist, ich werde das hier nicht in irgendeinem Treppengeschoss außerhalb der Mauern besprechen. Seh zu, dass du morgen auf dem Rückweg ohne meine Hilfe überlebst und wag es nicht nochmal, dich den Titanen zum Fraß vorzuwerfen."
Levi ließ mich allein stehen und die Kälte des Kellergewölbes kroch in meine Knochen. Um wieder in Bewegung zu kommen, tapste ich die Treppen runter und fand den Rest des Aufklärungstrupps vor. Manche redeten noch leise in kleinen Grüppchen, andere hatten sich schon ein halbwegs gemütliches Schlafplätzchen eingerichtet. Ich war kein bisschen müde, allein schon wegen dem ganzen Gefühlstaumel, den ich innerlich durchlebte. Hanji winkte mir und klopfte mit ihrer Hand auf den freien Platz neben sich. Erschöpft plumpste ich neben sie und seufzte hörbar aus.
„So schlimm?", fragte Mike, der gegenüber saß, wie ich im dämmrigen Licht erkannte.
„Ach es ist alles... ich bin nur froh, wenn wir es morgen wieder zurück schaffen."
„Es war ein harter Tag, das stimmt", merkte Mike an.
Am anderen Ende des Raums saß Levi auf einem Stuhl und ließ seinen Blick über die Soldaten streifen. Ich wendete mich ab und zwang mich, nicht wieder daran zu denken, wie sehr er mich gerade wohl hasste. Es ist alles so unglaublich schief gelaufen.
„Glaub mir, er ist nicht sauer auf dich, sondern am meisten auf sich selbst", raunte mir Hanji ins Ohr, die meinen leidenden Blick zu Levi wohl bemerkt hatte. Ich setzte an, irgendwas zu sagen aber was sollte ich schon sagen? Hätte ich Hanji erklären sollen, dass ich das Arschloch in der Geschichte war? Dass ich diejenige war, die mit seinen Gefühlen gespielt hatte?
„Durch dich ist er angreifbar geworden, das nervt ihn so", versuchte Hanji weiter zu erläutern. Damit hatte sie allerdings nicht ganz Unrecht, dachte ich mir. Aber es blieb dabei, er hatte jegliches Recht, sauer auf mich zu sein.
„Danke Hanji, aber wir sollten uns für morgen wirklich ausruhen", beendete ich das Gespräch erfolgreich und wartete, bis es ruhig im Raum wurde. Wieder suchten meine Blicke Levi und fanden ihn auf dem Stuhl, erhaben über den schlafenden Soldaten. Ich sah sein starkes Profil, seine schwarzen Haar von denen ein paar Strähnen in sein Gesicht fielen. Auch er war noch wach. Angelehnt an die kalten Gewölbemauern hoffte ich, dass sich seine Augen auf meine richten würden. Keine Chance, eiskalt ignorierte er mich.
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Die Nacht war lang, kalt und klamm. Der Keller war wirklich nicht der ideale Ort, um sich auszuruhen und ich bezweifelte, dass die Soldaten vollkommen erholt waren. Zum Glück hatten die Nachtwachen kein einziges Mal Alarm geschlagen und alle Pferde waren in den Ställen geblieben. Der Aufklärungstrupp konnte sich also auf den Rückweg machen. Jetzt erst im Burghof erkannte ich, dass man nicht untätig war, während ich bewusstlos in den oberen Stockwerken lag. Sie haben die Burg verbarrikadiert und sicher gemacht. Langsam verstand ich Erwins Plan und konnte nachvollziehen, wieso er diese Burg als ein so entscheidendes Ziel ausgesucht hatte.
„Die Formation hat sich aufgrund unserer gestrigen Verluste etwas geändert, trotzdem sollten wir genug Personen sein, um die Mauern wieder zu erreichen", erläuterte Erwin.
So hoffnungsvoll hatte er ja noch nie geklungen, dachte ich mir bitter.
Wieder war ich mit John und Mila im Team, die mich beide verstohlen ansahen. Sie hatten also auch ziemlich Ärger bekommen, dass sah man ihnen an.
„Keine Sorge, heute halten wir uns brav ans Protokoll", versuchte ich einen schlechten Scherz und dachte mir noch dazu: und sterben alle brav, so wie man es von uns verlangt.
Sie lächelten verkrampft und man merkte, sie fanden es genauso nicht lustig wie ich selbst.
Diesmal gab es auch keinen letzten Blick von Levi, sein Hinterkopf war das einzige was ich von ihm sah und mit meinen Blicken durchbohrte ich ihn schon fast. „Sieh her! Sieh VERDAMMT noch mal her!", schrie meine innere Stimme ihn an. Aber selbst wenn er mich hörte, blieb er stur. Zwei Soldaten standen auf den Mauern und gaben das Zeichen, dass kein Titan in Sichtweite war, sie öffneten die Tore und verschlossen sie so gut es ging hinter sich. Die Formation nahm Gestalt an und die Pferde wurden angespornt.
Mila, John und ich ritten stumm und angespannt unseren Weg entlang. Das sind keine guten Voraussetzung für die Teamarbeit dachte ich mir nur als John sich meldete:
„Dort vorne, ein Titan der 5 Meter Klasse! Ich erledige ihn!"
Bevor ich irgendwas sagen konnte, war er Mila und mir auch schon voraus und machte sich daran, den Titan nieder zu strecken. Woher kam auf einmal dieser Mut? Fragend blickte ich Mila an, die allerdings genauso einen eiskalten Blick drauf hatte. Was war mit den Beiden geschehen? John meisterte den Titan und reihte sich schwer atmend wieder bei uns ein.
„Gute Arbeit!", blieb mir nur zu sagen und John murrte mir nur nickend entgegen.
Genauso verlief es auch bei den nächsten zwei Titanen, die uns begegneten, bevor ich etwas machen konnte, ergriffen Mila oder John die Initiative. Das reichte aber nun wirklich!
„Ihr müsst das nicht allein machen!", schrie ich, so dass mich beide hören konnten.
„Dr. King", fing Mila an, „durch den Zwischenfall letztens wurde uns klar, dass wir uns nicht vor der Verantwortung drücken dürfen. Sie wollten sich für uns opfern, jetzt sind wir dran. Coporal Levi hat uns die Augen diesbezüglich geöffnet!"
Levi also... das ist den beiden also passiert, dachte ich mir.
„Wir sind ein Team auf dieser Expedition, vergesst das nicht", sagte ich nur mahnend, ob meine Worte angekommen sind, konnte ich nicht mehr raus finden. Bis wir die Mauern sehen konnten, begegneten wir keinem Titan, zumindest keinem den wir hätten bekämpfen müssen.
Vor den Toren fand der Aufklärungstrupp wieder zusammen und erneut stellte ich erschrocken fest, dass es weniger Soldaten waren, als es noch an der Burg waren. Hanji und Mike sahen erschöpft aus, hatten es aber zum Glück auch geschafft und Levi? Levi saß nach wie vor stolz auf seinem Pferd neben Erwin und endlich, endlich blickte er mich an. Er sah erleichtert aus und ein Stein fiel mir vom Herzen. Nicht weil wir endlich wieder innerhalb der Mauern waren, sondern weil es wohl doch noch eine Chance für uns gab.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Donde viven las historias. Descúbrelo ahora