Die Gedanken drehen sich um ihn

4.5K 155 7
                                    

Die Krankenstation war wunderbar, sie war wohl extra renoviert worden und die angestellten Krankenschwestern waren kompetent und freundlich. Mein Zimmer glich dem, das ich bei der Mauergarnison hatte, nur dass es gegenüber der Krankenstation war, sehr praktisch. Im Grund ein fast abgetrennter Flügel für mich allein, wenn es keine stationären Patienten gab natürlich. Die Führung selbst durch den Corporal verlief stumm, er sagte nur noch das nötigste, was mich noch mehr einschüchterte. Ich hatte schon gehört, dass er „speziell" sei, streng und immer genervt, doch mir erschien er eher als verschlossen und traurig. Mit der Zeit lernt man die Menschen zu lesen, wenn man tagtäglich ihre Schmerzen lindern soll, hinter denen oft weit aus mehr als der körperliche Schaden steckt.
„Das war es, mehr gibt es nicht zu sehen. Morgen um 7 Uhr am Trainingsplatz."
Monoton und mit fixierendem Blick sprach er diese Worte zu mir, als wir vor meinem Zimmer ankamen. Ich suchte noch nach den richtigen Worten, die Dank und Entschuldigung zugleich ausdrücken sollten, verwarf „Entschuldank" sehr schnell und kam endlich zu einer Entscheidung, als Levi Ackerman sich schon umgedreht hatte. Ein paar Schritte von mir entfernt, hörte ich noch:
„Wir werden sehen, ob du mehr zu bieten hast als Weiberangriffe".
Das heißt... ich bekomme jetzt keine Strafe? Hat er die Ohrfeige als Kompliment gesehen? War das nun gut? Und warum, verdammt, denk ich denn über diesen Typen so viel nach? Er hat mich Deserteur genannt, und dass ich nur hier bin wegen meinem schlechten Gewissen. Arsch. Aber hat er nicht recht? Ich muss mich auf was anderes konzentrieren, immerhin gibt es jetzt weitaus Wichtigeres zu tu.
Den Rest des Tages machte ich mich mit der Krankenstation vertraut, den Vorräten und besprach mich mit den Krankenschwestern. Sie bekommen kein gutes Gehalt, dachte ich mir, als ich mir die bürokratischen Unterlagen in meinem Büro und Untersuchungsraum ansah. Das sollte sich ändern. Sowieso gefällt es mir nicht, dass es auf den Expeditionen kaum medizinisches Ausstattung gibt. Kurz bevor es Abendessen gab, machte ich mir eine Liste mit Verbesserungsvorschlägen. Zufrieden und stolz ging ich in den Essensaal.
Alle Augen auf mich – fuck ich hasse so etwas. Ganz ruhig, du bist hier die Ärztin, du hast eine gewisse Autorität, lass dich nicht verunsi-
„Heeyyyy, du bist Dr. King oder besser Dr. Lea King? Lea! Wie schön! Ich freue mich ja so, endlich eine weitere Frau der Wissenschaft, hier bei uns zu haben!"
„Ok, hi", ich zwang mir ein Lächeln ab. Wer zum Teufel ist das? Warum packt sie mich am Arm und schleift mich mit ihr? Und sie hört nicht auf zu reden, wo bin ich hier gelandet?
„...nun und deswegen sollten wir uns austauschen, denn die Titanen sind so unerforscht und mit dir an meiner Seite, sollte das..,"
Sie führt mich an einen Tisch von dem ich mit mitleidigen Blicken empfangen werde.
„...fast gebissen, aber das macht ja gar nichts, denn wie gesagt nur fast und..."
ich setzte mich und schaute in die Runde. Ein blonder Mann mit Bart, eine Rothaarige, ein Typ mit Topfschhaarschnitt und oh nein...
„... aber wo bleiben meine Manieren? Mein Name ist Hanji, Hanji Zoe!"
Bevor es wieder losging, ergriff ich das Wort.
„Wow, danke erst einmal, für.. all die Infos. Schätz ich? Ich bin Lea King."
Das war eher in die Runde gesprochen, als zu Hanji, woher auch immer sie meinen Namen kannte. Mein Blick schweifte über jedes Gesicht und blieb an jenem mit den kalten Augen hängen. Levi saß am Kopfende, starrte mich an und griff zu seiner Teetasse. Lieber schnell wegblicken -aber wieso geht das so schwer? Eine andere Stimme rettete mich.
„Schön, dass wir jetzt eine Ärztin haben. Ich bin Mike, das sind Petra, Auruo und Eld müsste auch irgendwo rumschleichen. Tja und den Coproral kennst du denk ich schon."
Wie auf ein Stichwort steht, Levi auf und geht. Sofort bin ich etwas erleichtert aber auch enttäuscht.
„Danke, ihr könnt euch auf mich verlassen, wenn ihr ärztliche Hilfe oder sonst wie braucht."
Der Tag war geschafft und ich auch, doch mein Kopf arbeitete weiter und grübelte. Über all die Männern, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, habe ich nie so viel nachgedacht wie über ihn. Und nie hat mich einer so angestarrt, dass es schon fast abschreckend ist. Ich schlief mit dem Gedanken bei den grauen Augen des Corporals ein.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Where stories live. Discover now