„Du würdest ihm gut tun"

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Langsam schloss Levi die Tür hinter sich und schlenderte auf mich zu.
„Woher hast du das gewusst?" fragte er mich mit einem emotionslosen Ausdruck in der Stimme.
„Was gewusst?"
„Wie man so ein „Bein" herstellt"
Ich antwortete ihm nicht, sonder lies meine Augen zu meinem Buch schweifen, das etwas versteckt unter einem Papierstapel lag.
„So.. ich verstehe. Es war also gut, dass es unser kleines Geheimnis blieb", als er verstand, wohin ich geblickt hatte.
„Danke nochmal dafür Levi"
Eine etwas peinliche Stille entstand, in der Levi mich wieder wie gewohnt musterte und anstarrte. Gerade wollte er sich schon umdrehen und gehen, als ich von meinem Bürostuhl aufsprang.
„Levi...!" sagte ich etwas lauter und griff nach seinem Oberarm. Ich spürte wie sich seine Muskeln unter seiner Jacke anspannten doch er wehrte sich nicht, sondern drehte sich wieder zu mir.
„Was?"
„Was ist mit.. unserem anderen Geheimnis?" gab ich mit leiser Stimme von mir.
Ich wollte endlich wissen woran ich war. Es konnte so nicht weiter gehen, dieser Mann schwirrte sonst ewig in meinem Kopf herum. Levis Augen wichen mir aus und er blickte zu Boden.
„Ich bin kein guter Redner, was solche Sachen angeht Lea"
„Keine Sorge ich auch nicht. Ich will nur sagen... ich denke, wir können dort weitermachen, wo wir aufgehört haben. Ich hätte nichts dagegen."
Levi hob seinen Blick und sah mir in die Augen. Ein trauriger Blick, trotzdem mit Willen. Diesen Willen spürte ich auch plötzlich physisch an meinem Körper, denn Levi umfasste meine Taille und zog mich an sich heran. Dieser Kontakt tat so gut, ich spürte seine Wärme, seine Stärke und lies mich fallen. Unsere Lippen trafen sich zu einem dominanten aber gefühlvollen Kuss. Ich streichelte seinen Nacken und ließ meine Finger in sein rabenschwarzes Haar gleiten. Levis Hände wanderten über meinen Rücken und ließen keine Stelle aus. Wir konzentrierten uns nur auf den Kuss und das langsame Kennenlernen unserer Körper. Ich merkte wie sehr Levi es genoss, dass wir uns Zeit ließen, er wollte keine schnelle Nummer. Das letztens war wohl tatsächlich seine Gier, die er nicht mehr unterdrücken konnte und ich muss zugeben auch ich war nicht ganz unschuldig. Als ich daran dachte, wie diese Situation zuletzt endete, merkte ich auch schon wieder wie die Hitze in mir aufstieg und ich wollte Levis Hemd aufknöpfen. Doch keine Chance, Levi packte sofort meine Hand und hinderte mich daran.
„Ich habe noch zu tun", flüsterte er nur und hauchte mir noch einen Kuss auf die Lippen. Erstaunt und beleidigt, hörte ich ebenfalls auf, ihm durch die Haare zu fahren und nahm meine Hände von ihm. Etwas genervt schnaufte ich.
„Du solltest geduldiger werden", mahnte Levi mich und das, obwohl ich ganz deutlich an seiner ausgebeulten Hose sehen konnte, dass er sich auch sehr zurück halten musste. Ich grummelte vor mich hin doch Levi wendete sich schon zur Tür.
„Und dieses Geheimnis, sollten wir vielleicht noch besser für uns behalten... Dr. King"
Weg war er und schon wieder fühlte ich mich versetzt. Frustriert arbeitete ich meine Schreibarbeit ab und machte mich für die Visite meiner Patienten bereit. Die meisten hatten sich gut erholt, auch Peter hatte neuen Lebensmut geschöpft und war fest entschlossen, so gut mit dem Metall-Bein zu trainieren, dass er auch weiterhin im Militär dienen konnte.
Ich musste den Kopf frei bekommen und vor allem diese Energie, die ich nicht an Levi „verschwenden" konnte, woanders los werden. Der Trainingsplatz war frei und empfing mich mit offenen Armen. Die ersten paar Runden, die ich lief waren hart, doch mit der Zeit kam ich immer besser rein. Irgendwann merkte ich nicht einmal, wie es anfing zu regnen. Erst als ich bis auf die Knochen nass war, wurde mir bewusst, dass ich nicht abnormal schwitzte sonder es in Strömen schüttete. Dabei hatte ich mich doch erst aufgewärmt! Ich wollte noch nicht zurück ins Hauptquartier, nass war ich ja schon und irgendwann musste dieser Regen ja auch aufhören. Es zog mich zum Waldstück, in dem die Titanen-Attrappen aufgestellt waren. Unter einem großen Laubbaum fand ich einen guten Schutz und hörte in den Wald hinein, das plätschern des Regens, die kleinen Bäche die durch die Wassermengen entstanden, die Vögel die-
„Lea?..." gerade als ich mich anfing zu entspannen, hörte ich Hanjis Stimme. Zu spät sie hatte mich entdeckt.
„Was machst DU denn hier? Und das auch noch bei diesem Wetter? Levi hat so gut wie jedem im Hauptquartier zum großen Putzen verdonnert. Er ist wieder total angepisst und hat wohl zu viel Energie, dass er bei so einem Wetter Fußbodenschrubben zur Nachmittagsbeschäftigung wählt. Sei froh, dass du nicht in der Nähe warst! Obwohl..." und dann grinste Hanji etwas verschmitzt „DIR hätte er sicher keine Putzaufgabe erteilt."
Ich seufzte erst einmal und versuchte diesen Redeschwall zu verdauen.
„Soll das heißen ich bin unordentlich oder wie?" kaum hatte ich es ausgesprochen, bemerkte ich, dass ich den Köder geschluckt hatte und verfluchte mich innerlich. Hanji zwinkert mir zu:
„Ach nein, du weißt schon..."
Nein, Lea... tu es nicht, geh nicht darauf ein, mach es nicht-
„Was weiß ich?" wieso? Wieso ging ich nicht einfach, so blöd kannst du doch nicht sein Dr. King. Es ist doch klar was Hanji aus dir rauskitzeln will!
„Lea...Levi sieht niemanden sonst so an und seitdem du hier bist, sind seine Augen immer auf dich gerichtet"
„Hanji ich bitte dich, mach dich nicht lächerlich! Was machst DU hier überhaupt?" Ich versuchte verzweifelt das Thema zu wechseln. Aber Hanji war schon voll in ihrem Monolog drin und war nicht mehr aufzuhalten.
„Und dann das neulich, als Peter im Speisesaal stand und Levi dich umarmt hat... Das war ja schon fast niedlich!", sie verkniff sich ein Kichern, „Ich wette du findest ihn auch nicht schlecht!" und stupste mich in die Seite. Genervt rollte ich die Augen:
„Wenn, dann wäre das ja wohl meine Privatsache"
„Ich wusste es!"
„Und ich sagte WENN! Ich frag dich immerhin auch nicht über deine Bettgesellschaft aus!"
Hanji öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus. Wahnsinn! Ich hatte es geschafft, sie schwieg! Fast etwas stolz wollte ich noch einen drauf setzen also sie sich jedoch wieder gefangen hatte.
„Ich bleib dabei: Levi steht auf dich! Und ich denke du würdest ihm gut tun. Er tut zwar immer so abgehärtet aber ich denke, selbst jemand wie unser Corporal brauch eine Schulter zum anlehnen."
„Er ist ein Mann. Sag es doch einfach wie es ist Hanji, er bräuchte wenn dann jemanden fürs Bett."
„Das vielleicht auch", und wieder zwinkerte sie und kicherte etwas, wurde aber gleich wieder ernster, „aber Levi hat eine sensible Seite. Und jetzt sei ehrlich Lea, als er dich umarmt hat, warst du froh, dass er es war und nicht ich." Hanjis Worte versetzten mir einen Stich ins Herz und merkte, dass ich auf meinen Armen Gänsehaut bekam.
„Sieh mal, der Regen hat aufgehört", lenkte ich ab und wich einer Antwort aus. Ich trat aus dem Schutz des Laubbaumes heraus und ging Richtung Hauptquartier. Hanji folgte mir kommentarlos, nur leise hörte ich hinter mir noch:
„Du würdest ihm gut tun."

Der Corporal und die Ärztin 🍋Where stories live. Discover now