Illegale Ware

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„Ich weiß nicht was Sie meinen und vor allem: Warum folgen Sie mir bitte an meinem freien Tag? Sie stellen mir nach, ist Ihnen überhaupt bewusst, dass ich über den Vorfall letztens zu niemanden ein Wort verloren habe? Noch nicht! Das kann sich nämlich alles ganz schnell ändern also-"
„Schon gut, schon gut! Du brauchst dich nicht verteidigen, das Militär ist korrupt, es ist keine Überraschung, dass du es auch bist. Nur... hätte ich eben mehr von dir erwartet".
Ich schnaubte vor Wut aber auch vor Angst, ich war bereit bis zum Äußersten zu gehen, um mein Geheimnis zu verteidigen.
„Aber ich gebe zu: ein wenig neugierig bin ich jetzt schon. Ich verrate es auch niemanden... Doktor."
„Corporal, ich wiederhole mich nur ungern: Ich bin hier in meiner Freizeit, Sie stellen mir nach und ich bin Ihnen zu keiner Auskunft verpflichtet, das ist von rein privater Natur. Und verdammt nochmal, das hat nichts mit dem Militär zu tun, ich bin sicher nicht korrupt!"
„Levi... Lass diese scheiß Formalitäten, du sagst es ja: Du bist hier ganz privat. Und ich stelle dir nicht nach, das ist... anders"
„Sieht für mich aber ganz danach aus... Levi", ich war immer noch sauer aber wenigstens konnte ich das Thema wechseln. Und was bitteschön ist an der Situation „anders"?
Levi rollte die Augen und war sichtlich genervt.
„Tch... vergiss es, doch du solltest mir wirklich verraten, was du unter dem Mantel hast. Spiel dich nicht so auf, als ob du mich in der Hand hättest. Komm schon, ich verrate es auch keinem. Drogen? Waffen? Unsere Ärztin sollte sich nicht in Gefahr begeben. I-... Wir brauchen dich."
Was sollte ich nur machen? Es war tatsächlich so, nicht ich hatte ihn in der Hand, sondern er mich. Levi genießt das vollste Vertrauen des Kommandanten und was ist schon das Getatsche von Levi, falls mir das überhaupt jemand glauben würde, gegen meine Vergehen?
„Bitte Levi... es ist wirklich wichtig für mich und für so viele andere Leute innerhalb der Mauern, das kannst du dir nicht vorstellen", ich versuchte ein wenig Mitleid in Levis Augen zu erkennen, doch sie blieben stur, wie der gesamte Mann.
„Jetzt gib schon her"
Levi kam auf mich zu und aus Reflex, griff ich unter meinen Mantel um „die Ware" zu schützen und festzuhalten. Doch keine Chance gegen diesen Mann, bezüglich Stärke ist er mir einfach überlegen. Kaum dass ich mich versah, packte er meine Hand in der ich das Päckchen hielt und schon hatte er es in der Hand. Mit der anderen hielt er mich im Zaun, sie lag kurz vor meinem Hals auf meinem Dekolleté und presste mich gegen mein Pferd, das natürlich stur stehen blieb. Er sah das Paket an, darauf mich, mit einem fragenden Stirnrunzeln.
„Was zur Hölle?..."
„Bitte.. Levi.. nicht..."
Keine Chance, er ließ mich los und fing an das Paket zu öffnen. Mir blieb nichts anderes übrig als versteinert stehen zu bleiben und zu zusehen.
„Das ist ein... ein beschissenes Buch! Lea, was soll der Dreck? Willst du mich verarschen?"
„Das ist nicht nur ein Buch..."
Sagte ich sehr leise.
Er blätterte in den Seiten und las hier und dort Stellen, er sah Skizzen und sah sie sich länger an. Schließlich blickte er zu mir.
„Ich verstehe... Das ist sogar noch schlimmer als Drogen oder Waffen. Das sind die illegalen Bücher, aus der alten Zeit. Lea verdammt, das könnte die Todesstrafe für dich sein! Bücher wie diese sind verboten!"
„Das weiß ich doch selbst!"
„Und warum machst du dann so eine Scheiße? Fuck und ich steck jetzt mit drin!"
„Sieh doch, was es für ein Buch ist! Es sind Berichte über Operationen! Ich lerne mit diesen Büchern! So viel Wissen ist verloren gegangen. Was denkst du warum bei schwierigen Fällen von überall her nach mir gerufen wird? Weil ich mich auskenne, durch diese Bücher und... ich weiß von so viel mehr Levi. Es gibt Dinge draußen außerhalb dieser Mauern, das kannst du dir nicht vorstellen. Und was soll das heißen, „du steckst mit drin"? Immerhin bist du mir gefolgt oder wie auch immer du das definierst."
Levi sprach nicht und sah mich nur an, langsam näherte er sich mir wieder und drückte mir das Buch auf den Bauch. Ich griff sofort danach und umschlang es. Trotzdem war er immer noch sehr nah an mir dran und blickte direkt in mein Gesicht.
„Ich werde nichts sagen... wenn du nichts sagst"
Mir bleib keine Zeit, wieder über seine rätselhaften Aussagen nachzudenken, denn plötzlich waren dort wieder die Hände von Levi Ackermann. Eine platzierte sich erneut an meiner Taille, die andere an meinem Hals und bahnte sich ihren Weg hoch zu meinem Kinn, bis mein Gesicht in seines blickte und seine Lippen meine trafen. Automatisch erwiderte ich den Kuss. Es war ein kurzer und verhaltener Kuss, fast schon etwas keusch, doch ich merkte wie mir heiß wurde als es auch schon wieder vorbei war. Seine Hände verschwanden und er ließ von mir ab.
„ok"
Das war das einzige, was ich raus brauchte. Verwirrt, heiß, verängstigt, erregt, ich war alles auf einmal. Levi drehte sich um und verschwand in der nächsten Gasse. Immer noch umklammerte ich mein illegales Buch. Langsam begriff ich, was geschehen war und packte das Buch wieder in sein unscheinbares Päckchen. Auf diese Begegnung musste ich was trinken. Das Gasthaus war offen, eine bequeme Nische empfing mich und ich setzte mich erschöpft hin. Hatte die Hand des Corporals gezittert? War sie nicht schweißig-kalt, so wie es meine sind, wenn ich vor einer großen Operation aufgeregt bin? Warum hatte ich mir einen Kuss vom Coporal dominanter vorgestellt? Und warum bitte, habe ich mir überhaupt einen Kuss vom Corporal vorgestellt? Lea King, sieh es ein: du stehst auf diesen Mann.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt