Nur ein One-Night-Stand?

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Ich lag in meinem Bett und grübelte wieder. Einerseits war ich besorgt, was ich getan hatte, was wir getan hatten, andererseits war es nicht gegen meinen Willen. Egal wie man es drehte und wendete, wir saßen beide im selben Boot.Vielleicht war es auch nur eine einmalige Sache und es war insgeheim ein kleines Hobby vom Coporal neue Soldatinnen zu vögeln. Selbst wenn, der Sex war wirklich toll und ich bereute es nicht. Nachdem ich etwas in meinen illegalen Buch gelesen hatte, schlief ich schneller ein als gedacht.
Am nächsten morgen wachte ich auf und wusste im ersten Moment gar nicht, ob der gestrige Vorfall tatsächlich passiert ist. Die kleinen roten Flecken an meinem Hals und an meinen Brüsten, die ich allerdings im Bad entdeckte, machten mir deutlich, wie real das gestern alles war.
Eine Bluse mit Kragen sollte das ganz gut verdecken, so konnte ich frühstücken gehen. Ich setzte mich neben Mike, ohne mir etwas dabei zu denken. Etwas müde und abwesend stocherte ich in meinem Essen herum, bis mir auffiel wie Mike mich von der Seite skeptisch ansah.
„Ist etwas?"
„Nein... das ist wohl deine Privatsache. Aber lass dir gesagt sein, egal mit wem du geschlafen hast, jeder Mensch selbst mit normaler Nase würde das riechen, so intensiv, wie du nach Sex riechst..."
Fuck, das gibt es doch nicht... ich hab gestern extra noch ausgiebig geduscht und die Haare gewaschen. Liegt das vielleicht noch an dem feuchten Traum, den ich Nachts noch hatte?
„Ja Mike, du hast recht. Das ist durchaus meine Privatsache", sagte ich kühl.
„Tut mir leid, ich wollte dich nicht kränken."
„Ich hab nur ein vollkommen menschliches Bedürfnis befriedigt, Mike. Das ist ja wohl nicht verboten."
„Nein, nein natürlich nicht", er lächelte etwas nervös.
„Na dann ist ja gut", verdammt nichts war gut. Ich hoffte nur, das Mike nicht zu neugierig werden würde.
„Wir sehn uns dann", verabschiedete ich mich und begab mich auf den Weg zum Trainingsplatz. Ich musste mich abreagieren. Und das beste dafür war ein wenig 3D-Manöver-Training im Wald mit den Titanpuppen. Diesmal nahm ich mein Messer mit, es schlitzt sich immer noch am besten mit meinem Dolch auf. Die Klingen vom Militär brachen einfach zu leicht und sie waren extrem unhandlich. Mein geerbter Dolch hatte genau die richtige Länge, um einen Titanen zu Fall zu bringen. Wenn ich ihn in den Nacken des Titanen rammte und einmal der Länge nach durchzog, war es vorbei mit Menschen-Snacks. Ich war allein in dem Waldstück, das dem Militär zum Training zur Verfügung stand. Ich schwang mich durch die Lüfte und genoss die Geschwindigkeit, visierte meine Ziele an und setzte jedes Mal einen perfekten Schnitt. Immer wieder stellte ich die Attrappen neu auf und schlitzte ihnen solange den Nacken auf, bis die angebrachten Polster komplett zerschnitten waren.
„Nicht schlecht, Dr. King. Sie bestätigen damit also auch ihren Ruf als außerordentlich gute Kämpferin im 3D-Manöver", hörte ich eine männliche Stimme hinter mir als ich schweißgebadet mein Werk ansah. Kommandant Erwin Smith stand ein paar Meter von mir entfernt und neben ihm Levi. Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und konzentrierte ich ganz und gar auf den Kommandanten.
„Vielen Dank, Kommandant. Ich hoffe, diese Fähigkeiten auch bald außerhalb der Mauer einsetzen zu können."
„Ich bin froh, dass wir auf Sie zählen können Doktor." Erwin Smith drehte sich um und ihm nach folgte Levi. Diesmal kein Starren, ein völlig unbeteiligter Corporal, der als Schoßhündchen mitgelaufen war. Schade, war vielleicht doch nur ein One-night-stand. Nun gut, so habe ich weniger Ärger und kann mich endlich wieder auf meine Arbeit konzentrieren, meine Liste mit Verbesserungsvorschlägen hatte ich ja immer noch, fiel mir ein.
„Ähh Kommandant, Sir! Entschuldigen Sie", rief ich hinterher. Erwin blieb stehen, drehte sich um, und wartete bis ich wieder nah genug ran gekommen war für eine Unterhaltung.
„Da fällt mir ein, ich hätte ein paar Verbesserungsvorschläge, wie man die medizinische Versorgung etwas effizienter gestalten könnte. Wenn Sie wollen, bringe ich Ihnen die Vorschläge heute noch vorbei."
„Für das Budget der Krankenstation ist Levi verantwortlich, richten Sie sich damit bitte an ihn."
Ach komm schon, wirklich?... ich war kurz geschockt, doch das sah Erwin schon nicht mehr, er war schon wieder auf dem Rückweg. Von Levi bekam ich nur einen leeren Blick und auch er war weg.
In der Krankenstation gab es ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Wunden mussten genäht, Prellungen eingesalbt werden und manche brauchten einfach nur jemanden mit dem sie über ihre Ängste vor der nächsten Expedition reden konnten.
Am Nachmittag ging ich den unangenehmen Teil des Tages an: meine dämliche Liste Levi vorlegen.
„Name und Anliegen?", ahh so klang das also, jetzt hatte ich das wohl auch mal gehört.
„Dr. King, ich bringe meine Verbesserungsvorschläge für die Krankenstation."
„Komm rein."
Und wieder stand ich in diesem extrem sauberen Büro, in dem es doch so versaut gestern zuging. Mir wurde heiß und ich wusste, dass mein Gesicht rot anlief. Levi konnte das zum Glück nicht sehen, er hatte noch gar nicht von seinen Papieren aufgesehen.
„Hier meine Liste...", sagte ich nur und schob sie ihm schon fast unter die Augen. Er las sich meine Punkte durch aber ich konnte keine Reaktion fest machen.
„Ja... scheint sogar einleuchtend zu sein. Doch das Budget reicht auf keinen Fall für ein höheres Gehalt der Krankenschwestern aus."
Das konnte er doch nicht ernst meinen... Gerade das war mir am wichtigsten. Und dabei sah er mich noch nicht einmal an, was hat er denn jetzt schon wieder für ein Problem.
„Das ist aber das wichtigste von der Liste!"
„Wieso?" Wieso? Weil das ein verdammt harter Job ist, dachte ich nur. Weil meine Hauptschwester drei Kinder zu Hause hat, die sich jeden Tag um eine Portion Essen streiten müssen, ärgerte ich mich weiter.
„Sie kündigen sonst!" Platzte es aus mir raus. Ich wusste mir nicht anders zu helfen. Die Notlüge musste sein.
„Sie kündigen sonst? Sowas hab ich ja noch nie gehört. Dann holen wir eben neue!", verärgert blickte Levi mich endlich an.
„Das wäre unklug, Levi, äh Corporal. Sie sind eingelernt und äußerst Kompetent. Der junge Soldat, den Sie... trainiert haben, konnten die Schwestern so gut wie ohne meine Hilfe gesund pflegen, nachdem ich die nötigste Versorgung gemacht hatte."
Da war es wieder das Anstarren von Levi, er sah mich an und mir fiel auf, dass dieser Blick weicher geworden war. Fast schon sanft, es war wunderschön in diese Augen zu blicken, so verärgert wie ich gerade auch war.
„Fein. Wegen mir. Sollen die Schwestern mehr Gehalt bekommen. Dafür müssen wir aber weniger Verbandszeug bei der nächsten Expedition mitnehmen. Du organisierst das. Und lass das blöde Coporal-Gequatsche, wenn wir unter uns sind."
„Danke, Levi. Das ist mir wirklich wichtig gewesen."
„Tch...Was dir alles so wichtig ist."
Etwas verlegen stand ich noch da, wars das jetzt schon? Als ob Levi meine Gedanken lesen könnte fragte er noch:
„Was ist denn noch?"
„Alsooo... wir werden nicht darüber reden?"
„Es gibt nichts zu reden."
„Gut, das ist gut, schätze ich", obwohl ich mit dieser Antwort mehr als unzufrieden war.
„Dann noch einen schönen Tag, Levi", ich ging und doch sah er mir nach.
Am Abend im Essensaal gab es eine Versammlung. Es stand also fest: Unsere nächste Expedition und damit meine erste hinter die Mauern, sollte schon übermorgen statt finden. Mein Herz blieb etwas stehen, als ich meinen Namen unter den Teilnehmenden hörte. Neben Erwin, der die Namen vorlas, stand Levi und blickte zu mir. So sehr diese Augen auch versuchten gelangweilt drein zu blicken, ich sah Sorge in ihnen, als sie zu mir starrten.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Where stories live. Discover now