Gefühle, starke Gefühle

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Als ich aufwachte, musste ich mich etwas länger orientieren. Ich war in einem Raum, den ich nicht kannte und auch sonst drangen keine bekannten Geräusche an mein Ohr. Langsam stand ich auf und ächzte, jeder Knochen tat mir weh. Was war nochmal...? Oh stimmt genau. Als ich aus dem Fenster sah erinnerte ich mich an das Geschehene. War es gestern? Vorgestern? Vor ein paar Stunden? Wie lang war ich bewusstlos oder hatte geschlafen? Draußen sah ich einen Burghof, umgeben von höheren Mauern, es war Abenddämmerung. Levi hatte mich also gerettet, der Aufklärungstrupp schaffte es zur Burg und Erwin bekam damit seinen Willen. Den Blick an den leeren Burghof gekettet, erinnerte ich mich an den Moment, kurz bevor der Titan mich verschlingen wollte. Meine letzten Gedanken, zumindest dachte ich, dass es meine letzten werden würden, waren bei Levi. Das konnte nicht einfach weiter ignoriert werden, ich hatte für den Coporal tiefe Gefühle. Gefühle, die ich so noch nie hatte, vielleicht war es deswegen so schwer für mich es zu erkennen.
Mein Bauchgrummel riss mich aus meinen Gedanken, es wurde Zeit den Rest des Aufklärungstrupps zu finden. Die Gänge waren kalt und verlassen. Ich fand Treppen und merkte, dass ich mich mindestens im zweiten Stock befunden hatte. Im Erdgeschoss angekommen hörte ich endlich ein paar Stimmen. Mein Gehör leitete mich in einen größeren Saal, in dem tatsächlich viele Soldaten versammelten waren. Erwin stand vor ihnen und sprach:
„...bis hierin. Ihr alle habt gute Arbeit geleistet. Die Verluste die wir erlitten, waren nicht umsonst."
Bisher hatte mich keiner bemerkt, ich entdeckte Levi, der in der Nähe von Erwin saß und gelangweilt schaute, wie immer. Auch Hanji und Mike saßen im Saal verteilt, ebenso wie meine Kameraden Mila und John, sie hatten es also geschafft. Hatte ich im ersten Moment gedacht, dass dies nur ein kleiner Teil des Aufklärungstrupps war und der Rest irgendwo in der Burg rumlungerte, wurde mir mit jedem Wort Erwins immer schmerzlicher bewusst, dass dies hier der Rest war, der von der Expedition übrig geblieben ist.
„...somit das weitere Vorgehen. Diese Nacht werden wir noch hier verbringen und....Soldat King?", Erwin hatte mich bemerkt und sofort wendeten sich alle Blicke zu mir. Auch Levis der in sein übliche Starren verfiel.
„Sir", sagte ich nur und salutierte. Erwin blickte mich jedoch mürrisch an und wies mich nur mit einer Geste an, mich irgendwo zu setzen. Hatte ich etwas falsch gemacht? Ich setzte mich und versuchte nicht all zu sehr zu ächzen oder ein schmerzerfülltes Gesicht zu machen.
„Wie gesagt: ruht euch diese Nacht aus. Natürlich wird es Nachtwachen geben, doch in den Kellern, sind wir vorerst sicher." Hatte er gerade „in den Kellern" gesagt? Wieso war ich dann bitte in den oberen Stockwerken „gelagert". Irritiert blickte ich zu Levi, der seinen Blick schnell abwandte. Erwin war mit seiner Rede fertig und die meisten Soldaten zerstreuten sich. Hanji und Mike kamen zu mir, sie fiel mir um den Hals.
„Ich bin so froh, dass du wach bist!", kam es von Hanji erleichtert.
„Dem schließe ich mich an", so Mike und lächelte mir zu.
Ich litt derweil leise vor mich hin, während Hanji ihre Umarmung wirklich übertrieb und meinen armen Körper fast erdrückte. Während ihrer Umarmung flüsterte sie mir plötzlich ins Ohr:
„Erwin ist super angepisst! Levi ist von der Einheit weggeritten, um dich zu retten! Sei gewarnt, das gibt sicher gleich eine Standpauke!"
Kaum hatte Hanji ihre Warnung ausgesprochen, kam es auch schon von Erwin:
„Soldat King, sie bleiben noch kurz."
Mike klopfte mir noch auf die Schulter und folgte Hanji zur Tür. Erwin stand immer noch im Raum, Levi saß immer noch am Tisch. Ich näherte mich den beiden. Was sollte ich nur sagen? Es über mich ergehen lassen? Versuchen die Wogen zu glätten?
„Du hast dich erholt?", fing Erwin an.
„Kommandant, ich möchte zunächst klarstellen, dass den Corporal keinerlei Schuld trifft, ich habe das alleine entschieden und-"
Ein Knallen war zu hören, Levi hatte seine Faust auf den Tisch geknallt, war aufgesprungen, so dass sein Stuhl nach hinten flog und schrie mich an:
„WEIßT DU EIGENTLICH WAS DU GETAN HAST?"
„Ich.. es tut mir leid. Die Anderen-"
„DIE ANDEREN WAREN DEIN TEAM! Du... du wolltest sterben und hast sie WEGGESCHICKT"
„Wa.. Was?", ich war geschockt, so sah Levi die Situation?
„Levi!", kam es von Erwin laut und mahnend.
„Ich wollte, dass sie überleben und das haben sie auch!", rechtfertigte ich mein Handeln.
„Und dich OPFERN?", Levi kam auf mich zu, packte mich am Kragen und zog mich nah an sein Gesicht.
„Levi, du rutschst wieder in die persönliche Schiene, wir haben es hier mit einem militärischen Konflikt zu tun", kam es erneut mahnend von Erwin.
„Du hast es mir versprochen, so viel ist dein Versprechen also wert...", raunte Levi mir zu, so dass nur ich es hören könnte. Ich spürte, wie sich ein Stachel in mein Herz bohrte und es tat so unheimlich weh. Nie in meinem Leben hätte ich Levi enttäuschen wollen. Mir blieb kurz die Luft zum Atmen weg, Levi ließ mich los und wich ein paar Schritte von mir. Sein Blick war eisig und enttäuscht. Die Luft, die ich zum Atmen brauchte, brannte und mit jedem Pochen stach es in meinem Herz. Das Bild von Levi verschwamm vor meinen Augen, bis sich genug Tränenflüssigkeit gesammelt hatte und Tränen über meine Wangen rollten.
„Ich hab doch nur versucht zu helfen", sagte ich mit der kräftigsten Stimme, die ich in dieser Situation zu Stande brachte, doch es kam nur ein Flüstern heraus.
„Dr. King, es war falsch von Ihnen Ihre Kameraden wegzuschicken. Jedoch war es auch falsch von Soldat John und Soldatin Mila Sie zu verlassen. Zwar haben Sie tapfer gekämpft und dem Rest des Aufklärungstrupps sicher einiges erspart, trotzdem..." Erwin seufzte und blickte auf Levi, „hatten wir letztendlich damit einen Zwischenfall, den ich so nie wieder erleben möchte." Erwins Stimme erhob sich nochmal „NIE WIEDER! Habe ich mich klar ausgedrückt!"
„Sir, ja Sir!", kam es von mir während alles an mir zitterte und wie Gummi schien.
„Klar Erwin", antwortete Levi, der wieder seine emotionslose Stimme gefunden hatte.
„Gut... Du kannst dich nun auch in die Keller zurückziehen, Lea. Verzeih, dass wir dich in den oberen Stockwerken untergebracht haben doch.. ehrlich gesagt hat niemand damit gerechnet, dass du aufwachst. Fast niemand", waren Erwins Worte an mich, während er aus dem Saal ging.
Levi wollte auch gehen, doch das konnte ich nicht zulassen, jetzt wo ich mir im klaren darüber war, dass ich etwas für ihn empfand und mehr als nur Sex wollte. Ich wollte... ich wollte.. bei diesem Mann sein, ich wollte nie mehr ohne ihn sein.
„Levi, bitte!", flehte ich, während ich ihn an seinem Arm zurück hielt.
„Lea... wieso hast du das gemacht", sagte er sanft, als er sich umdrehte und mir in die Augen sah.
„Ich wusste nicht,.." ich seufzte und konnte es nicht über die Lippen bringen, „ich wusste in diesem Moment noch nicht.."
„Was?"
Statt weiter zu reden, streifte ich über seine Brust und spürte seine Muskeln dadurch. Ich biss mir auf die Unterlippe, denn ich musste schon wieder daran denken, wie er nackt aussah.
„Lea? Was?", kam es von Levi ungeduldig, der meine Hand von seiner Brust nahm. Erschrocken und ertappt sah ich ihn an.
„Lea, fuck, was willst du eigentlich? Ich wusste schon vom ersten Tag an was ich wollte, ich sah dich und wusste, dass ich den Rest meines Lebens mit dir verbringen will. Du hast irgendwas mit mir gemacht, dass ich nicht aufhalten kann und jetzt bin ich dazu verdammt, dich zu lieben und alles für dich zu tun, sogar gegen jegliche Vorschriften des Aufklärungstrupps zu verstoßen! Und du? Du siehst in mir nur heißen schnellen Sex? Lass den Scheiß!"
Angepisst drehte er sich um und ging aus dem Saal. Das war... Nein das konnte ich so nicht stehen lassen.
„Levi", flüsterte ich zu mir und rannte ihm nach.

Der Corporal und die Ärztin 🍋Where stories live. Discover now