3. Der entscheidende Tag (1)

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Vor 5 Jahren - Jodie:
Heute ist mein elfter Geburtstag.
Ich hoffe inständig, dass Jack diesen wieder mitfeiert. Wobei mein Hoffen höchstwahrscheinlich vergebens sein wird. Die letzten Male hat es schließlich auch nichts gebracht...
Ich ertrage also die Tortur des Schlagens, mal wieder, bis die Klassenkameraden von Jack genug haben.
Mit schmerzendem Arm komme ich zuhause an und öffne die Tür. Sofort begrüßt mich unsere Hausfrau Jenny.
,,Na, wie war die Schule?" fragt sie und nimmt mir meine Schultasche, sowie meine Jacke ab.
,,Gut." erwidere ich schlicht und mache mich auf in die Küche. Ich halte Ausschau nach meinem Papa.
Doch weder dort, noch im Wohnzimmer oder in seinem Arbeitszimmer finde ich ihn.

,,Wo ist Vater?" frage ich neutral.
,,Der ist nicht daheim, wieso? Ist etwas?"
Ich schließe kurz meine Augen und versuche, mir nicht anmerken zu lassen, wie verletzt ich bin.
Einmal atme ich tief ein und aus, bevor ich verneine.

Mit gesenktem Kopf verlasse ich sein Zimmer und kurz darauf auch das Haus. Na toll... nicht nur Jacky hat meinen Geburtstag vergessen, sondern auch Vater.
Mein Weg führt mich zum Wald, in welchem ich mich niederlasse. Ich habe meinen eigenen kleinen Platz im Wald. Früher waren Jack und ich immer zusammen dort, doch jetzt, wo es fast schon so wirkt, als habe er mich vergessen, komme ich oft alleine hierher.
Der Platz liegt versteckt hinter einer Wand aus Büschen. Dort ist eine trockene Fläche völlig ohne irgendwelche Gräser, hinter der sich wieder einpaar Bäume und Büsche befinden.
Zum Glück bin ich nicht sonderlich groß, sodass ich noch gut durch die kleinen Lücken der Büsche passe.
Ich quetsche mich durch sie durch und komme in einer Höhle raus.
In dieser Höhle lasse ich mich an der Wand nieder und denke über den heutigen Tag nach.

Ich habe in der Schule wieder die Schläge für Jacky eingesteckt. Sogar die kleinen Schnittwunden am Arm.
Ich habe heute bescheid bekommen, dass mein Vater uns für eine Weile verlässt und mein Bruder und er haben meinen Geburtstag vergessen.
Was ein toller Tag, nicht?
Nein?
Finde ich auch nicht!

Mit gesenktem Kopf und angewinkelten Knien sitze ich auf dem kalten, feuchten Boden der Höhle. Kein einziger Ton entkommt mir, doch ich verliere mehrere Tränen. Nachdem ich mich wieder eingekriegt habe, mache ich mich auf den Weg zu unserem Haus.
Vorsichtig öffne ich die Tür, da es schon abends scheint. Ich höre einen Schrei und erschrecke mich heftig, weshalb ich mich erst nicht zu bewegen wage. Ich komme vorsichtig die Treppe des Kellers runter, aus welchem der Schrei kam. Die Tür vor mir steht einen Spalt offen, doch ich wage es nicht, sie noch weiter zu öffnen.

Ich höre plötzlich unsere Handkreissäge und ein gestörtes Lachen. Wer oder was ist das? Ich werfe einen Blick in den Keller und erblicke ein schreckliches Bild... Jack mit der Säge in der Hand und Jenny, welche von ihm kaltherzig ermordet wird. Durch ein letztes Krächzen weiß ich, dass sie nun komplett von uns gegangen ist. Ich drehe mich schnell wieder weg, als Jacks Blick zur Tür gleitet. Er hat mich nicht gesehen, da bin ich mir sicher.

Ein Poltern ertönt, weshalb ich erneut in den Keller luke. Auf dem Tisch, auf dem vorher anscheinend ein toter Hund lag, liegt nun Jenny. Mich schockt es, dass mich dieses Bild komplett kalt lässt.
Mich stört es auch kein bisschen, dass er sie vorsichtig aufschneidet. Stimmt etwas mit mir nicht?

Can I Touch Your Heart // Ticci Toby × Oc (Creepypasta Ff) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt