Kapitel 9

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Selena's Sicht

Als ich morgens in die Küche trat, sah ich Scar, der sich Kaffee machte. Von Lea, unserer Krankenschwester, war weit und breit nichts zu sehen. Wahrscheinlich versteckte sie sich wieder vor Scar.

Ich verstehe nicht, warum sie für ihn arbeitet, wenn sie solche Angst vor ihm hat.

Bald wird Dia wach werden.
Soll ich ihr einen Kaffee machen?
Scar wird das sicher nicht tun, obwohl er tatsächlich gut kochen kann.
Sein Kaffee hat meinen Geschmack für immer verdorben.
Ich kann keinen Kaffee mehr genießen, weil ich genau weiß, wie er wirklich schmecken sollte.

Scar kocht nur für meinen Bruder, nicht einmal Veer bekommt etwas von ihm. Bisher habe ich mir meinen Kaffee immer heimlich von meinem Bruder stibitzt.

Gerade in diesem Moment kam Dia in die Küche, nur in einem von Scars T-Shirts gekleidet.

Warum zieht sie sich nicht richtig an?

Ich lehnte mich an den Küchentresen und nickte ihr zur Begrüßung zu.

***

Rückblick – Zwei Monate zuvor

„Selenaaaa!" rief Dia laut nach mir.

Verschlafen kuschelte ich mich tiefer in meine Decke.

Warum wacht sie an einem Sonntagmorgen so früh auf?

„Selenaaaa!" rief sie erneut, als sie meine Tür öffnete.
„Lass mich in Ruhe", murmelte ich.
„Mach mir einen Kaffee", forderte sie.
„Hol dir einen vom Bäcker", murrte ich und zog die Decke über meinen Kopf.
Plötzlich spürte ich ihr Gewicht auf mir.
„Ahhhhhh!" schrie ich, als ich die Decke hinunterzog und Dia auf mir lag.
„Kaffee", sagte sie und klimperte mit ihren langen Wimpern.
„Geh weg", beschwerte ich mich und versuchte, sie von mir runterzuziehen. Aber sie war viel zu schwer. Dia lachte laut, was mir ebenfalls ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Heimlich schnappte ich mir ein Kissen und schlug es ihr gegen den Kopf. Sie schaute mich überrascht an und griff nach einem weiteren Kissen.
„Oh nein", rief ich und sprang aus dem Bett. Lachend folgte mir Dia mit dem Kissen während ich von ihr flüchtete.
***

„Du hast mir jeden Morgen Tee gemacht", sagte Scar und riss mich aus meinen Gedanken.
Ein lautes Seufzen entfuhr mir.

Ich vermisse sie.
Ich vermisse Dia!

Sie steht nur wenige Zentimeter entfernt von mir, doch es fühlt sich an, als wäre sie am anderen Ende der Welt.

„Tee!", wiederholte Dia.

Will Scar jetzt Tee von Dia?

Ich lächelte.

Sie kann nicht einmal Wasser aufkochen, ohne dass der Wasserkocher explodiert.

„Erwartest du das von mir?" fragte Dia.
„Würdest du?" fragte Scar und sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.

Er soll sie nicht so ansehen.

„Von mir aus", antwortete Dia.
„Willst du auch einen?" fragte sie höflich.

Verletzt sah ich ihr in ihre großen Augen.

Mir gefällt nicht, wie förmlich sie mit mir spricht.
Mit Scar redet sie nicht so....

„Nein, ich will noch nichts", erwiderte ich leise.

Nach ein paar Minuten brachte Dia zwei Tassen Tee. Scar griff nach einer und trank sie in nur einem Zug aus.

Das muss schrecklich schmecken.

Mafia's WifeyWhere stories live. Discover now