23.

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Magnus

Ich spürte immernoch wie der Schock in meiner Seele klammerte. Ich hatte so etwas noch nie gesehen und es war grausam. Meine Mum war zwar gestorben als ich 7 war, aber ich war nicht so nah dabei gewesen und es war nicht so grausam.
Hodges leere Augen, Clarys weinen, Jace schreien, Alexander der ihn immer weiter reanimierte, seine Hände voller Blut. All das war ziemlich viel. Wenn es mich schon so schockierend war, wie musste es dann für Jace und Alec sein, die ihn kannten?

Letz genannter war ziemlich ruhig und ich fand es fast schon beunruhigend, das er keine Emotionen zeigte. Jace hatte geschrien und in den Armen seines Bruders geweint, aber Alec hatte ihn bloß gehalten.

Clary lief mit Jace etwas weiter vor uns und führte uns zurück zum Apfelbaum. Sie schien den blonden irgendwie zu beruhigen, obwohl sie selbst noch total aufgelöst war, aber die beiden schienen sich gegenseitig halt zu geben und ich fragte mich was das zwischen ihnen war.

Ich hatte eine eigentlich recht gute Menschenkenntnis und konnte Leute dadurch meistens sehr gut einschätzen. Und Jace und Clary schienen ineinander genau ihr letztes fehlendes Teil gefunden zu haben.
Irgendwie schenkte das meiner Seele eine Art Sonnenstrahl, denn es zeigte, dass diese Reise auch etwas Gutes hatte.

Schweigend neben mir lief Alec. Er wirkte ganz normal, abgesehen davon das er seine Finger miteinander verschränkt hatte.
"Alles in Ordnung, Alexander?" fragte ich.
Er blickte weiterhin gerade aus als er antwortete. "Warum nennst du mich so?" wollte er wissen und ich zog die Augenbrauen zusammen. "Wie?"
"Alexander." beantwortete er meine Frage und ich musste nachdenken. Mir war es nicht wirklich aufgefallen oder bewusst gewesen. Natürlich hatte ich bemerkt, daß ihn die anderen alle Alec nannten, aber Gedanken habe ich mir darüber nie gemacht.
"Das ist doch dein Name, oder nicht?" meinte ich deswegen nur schulterzuckend.
"Schon, aber alle nennen mich immer nur Alec." sagte er, wobei es eher wie eine Feststellung klang. "Also warum du nicht?"
"Ich weiß nicht." gab ich zu. "Ich bin nicht alle und außerdem finde ich deinen Namen schön. Er passt viel besser zu dir." erklärte ich und endlich sah er mich an, mitten in meine Augen.
"Nein, du bist wirklich nicht wie alle." sagte er bloß und ich fragte mich wie er das genau meinte, aber er hatte den Blick schon wieder abgewand und ich beschloss nicht weiter darauf einzugehen.
"Stört dich das?" wollte ich also wissen und hoffte das er nein sagte. Ich wollte ihn nicht Alec nennen, das fühlte sich irgendwie nicht richtig an.
Sachte schüttelte er den Kopf. "Nein, ich mag es wenn du mich so nennst." gab er zu und seine Wangen färben sich leicht rosa.

Ich war erstaunt über dieses Gespräch, denn auch wenn Alexander auf mich wie ein sehr ehrlicher Mensch wirkte, so schien er auch sehr verschlossen zu sein und nicht viel über sich preis zu geben. Vielleicht lag es nur an der Situation und das er innerlich doch noch geschockt oder ein bisschen betäubt war, aber eigentlich hoffte ich das es an mir lag.
Es war neu für mich von einem anderen Menschen immer wieder neu überrascht zu werden. Da ich die meisten schnell durchschauen konnte, machte es jemanden wie Alec, den ich irgendwie nicht so gut einschätzen konnte, interessanter. Und ich liebte Herausforderungen.

"Das war aber nicht was ich eigentlich wissen wollte." erkannte ich, als ich daran dachte, was ich eigentlich wissen wollte. "Also, wie geht es dir?" versuchte ich es noch mal in der Hoffnung das er nicht abbrechen oder wieder ablenken würde.
"Mir ist schlecht." gab er zu und blickte dabei auf seine blutigen Hände. Trotzdem klang seine Stimme völlig neutral.
"Oh." sagte ich nicht besonders gescheit und fragte dann etwas unsicher weiter. "Musst du dich übergeben?"
Er schüttelte leicht den Blick immernoch auf seine Hände gerichtet. "Ich schlucks runter." sagte er und atmete tief durch.

Kurz blieb er stehen und schloss die Augen. Er schien sich beruhigen zu wollen, obwohl er sowieso die ganze Zeit ziemlich ruhig wirkte, aber trotzdem konzentrierte er sich auf seine Atmung.
Er drückte seine verpflichteten Finger etwas mehr zusammen und erst jetzt viel mir das zittern auf, das er versuchte zu unterdrücken.
Es ging ihm nicht gut, auch wenn er versuchte das zu verstecken um niemanden zur last zu fallen. Und wäre ich nicht gerade eben dabei gewesen hätte selbst ich es vermutlich nicht bemerkt.

Wieder schaute er auf seine Hände und sie zitterten etwas stärker. Ich erinnerte mich, wie ich vor ein paar Tagen in seinen Armen aufgewacht bin und das Blut von meiner Platzwunde an meiner Hand klebte. Und obwohl es nicht einmal viel gewesen war, hatte ich plötzlich furchtbare Angst. Dann hatte Alexander meine Hände genommen und das Blut abgewischt und obwohl das nichts am eigentlichen änderte, war die Panik weniger geworden.

Langsam Schritt ich näher an ihn heran und löste den verkramften Griff seiner Hände. Sanft nahm ich sie in meine, sein und mein Blick nur darauf gerichtet.
Dann nahm ich den Saum meines T-shirts und wischte das mittlerweile trocknende Blut bestmöglich von seinen langen Fingern.
Sie waren warm und leicht rau, was das Gefühl nur noch angenehmer machte und obwohl ich nur seine Hände hielt und säubert, fühlte sich das wie ein ganz besonderer Moment an.

Als ich fertig war blickte er auf. Seine wundervollen blauen Augen sahen genau in meine und obwohl ich die Farbe blau oft als kalt empfand, so hatte ich noch nie so einen warum Blick gesehen.
"Danke." flüsterte er und zog dann langsam seine Hände, die ich immernoch hielt aus meinen.

Als wir mit so vielen Äpfeln wie möglich zurück zum Lager gingen, liefen wir mit Clary und Jace zusammen. Die Stimmung war immernoch bedrückt und es herrschte Stille.
Kurz vor dem Lager suchte Alec, zu meinem erneuten erstaunen, meinen Blick. Er schaute mich einfach kurz an. Dann zu Jace, zum Lager das vor uns lag und dann auf seine kaum noch blutigen Hände.

"Jetzt bin ich bereit es Izzy zu sagen." sagte er mit leiser, rauer Stimme, sodass nur ich es hören konnte und tat die letzten Schritte zu unseren Freunden.

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