Kapitel 7

178 14 11
                                    

KIAN:

Es gefiel Kian überhaupt nicht, dass Ayla mit dieser Blueblood Hexe mitfliegen musste aber immerhin wirkte die Hexe noch so, als würde sie Ayla nicht angreifen wollen. Ganz anders, als Ira, die bereits mehr als einmal gezeigt hatte, dass es ihr nichts ausmachte andere zu verletzen.

Kian fragte sich, wie es Njal schafft so gerade im Sattel zu sitzen und sich von der Hexe berühren zu lassen, die es zugelassen hatte, dass man seine Brust aufschlitzte. Es war sicherlich keine schwerwiegende Verletzung gewesen, doch es würde dennoch weh tun und bluten.

Der Ritter stieg in seiner Achtung immer weiter.

Kian flog mit Nathaira, die zuvor einem Mann ohne mit der Wimper zu zucken einen Pfeil durch die Kehle getrieben hatte. Vor ihr würde er sich ebenfalls in Acht nehmen müssen. In seinem Kopf entstand langsam eine lange Liste, wem man trauen konnte und wem nicht.

Immerhin hatten sie es geschafft die Hexen davon zu überzeugen, dass sie auf derselben Seite standen und das war ein kleiner Fortschritt. Einen Schritt nach dem nächsten. Sie würden es schon irgendwie lebend überstehen.

Kian war nun seit fast zwei Wochen von seiner Familie getrennt und er fragte sich, was sie gerade wohl tun würden.

Jara würde sicherlich in ihrem Labor sein und an irgendetwas herumexperimentieren. Lyria würde mit einer Freundin durch das Schloss streifen und sich eine epische Liebesgeschichte ausdenken. An manchen Tagen hatte Kian sich gewünscht ein wenig mehr wie seine Schwestern zu sein. Lyria kümmerte sich um niemanden außer um sich selbst und Jara war die perfekte Prinzessin. Hatte immer ein offenes Ohr für jeden, konnte aber auch mal bestimmend werden und ihren Willen durchsetzen.

Mit Cailan hatte Kian nie irgendwas anfangen können. Als Baby war er ganz süß aber dabei blieb es. Er war süß und konnte einen manchmal durch seine kindliche Art zum Lachen bringen. Cailan war der Sonnenschein der Familie. Aelin und Rowan vergötterten ihn, was vielleicht auch daran liegen könnte, dass er der jüngste war und noch von seinen Eltern umsorgt werden wollte.

Und Sam...Sam und er waren früher wirklich gute Freunde gewesen, bis Kian zum südlichen Kontinent gereist war und als ein gebrochenes Kind zurückgekehrt war. Nach diesem Aufenthalt war nichts mehr so gewesen, wie vorher.
Kian tat es irgendwo leid, dass er Sam danach so vernachlässigt hatte, denn er hatte es zwischendurch nötig gehabt, dass man sich um ihn kümmerte. Sein Vater war tot und seine Mutter streifte lieber durch das Land, um die Hexen zu jagen, die ihn ermordet hatten.
Kian hoffte für Sam, dass Lysandra zurück nach Orynth gekehrt war und nun Zeit mit ihm verbrachte.

„Ich kann deine Gedanken bis hierhin hören, Prinz." Nathairas Mund war zu nah an Kians Kehle aber sie hatte selbst kaum eine andere Wahl. Die Hexe saß hinter Kian und hielt ihn mit ihrem Körper auf dem blauen Wyvern.

„Wo ist euer Versteck?" fragte Kian, der auf ihr Gesagtes nicht einging. Was hätte er auch schon sagen können?
„Wir sind bald da." Kam die wage Antwort.

Von oben sah irgendwie alles gleich aus aber da sie noch nicht allzu lang unterwegs waren, mussten sie sich noch im Norden von Terrasen befinden. Unter ihnen waren Berge zu sehen, also befanden sie sich in den Anascaul Mountains.
Würden sie weiter nach Westen fliegen, so würden sie irgendwann in den Western Wastes landen und dann im Witch Kingdom, wo Manon regierte.

Etwa eine Stunde später landeten sie auf einem breiten Felsvorsprung, der in eine Höhle ging. Der Vorsprung war breit genug, dass sie problemlos nebeneinander landen konnten.

Was Kian jedoch überraschte war der Mann, der aus dem Eingang zur Höhle herauskam. Er hatte kurzes rot-braunes Haar und trug ganz normale Klamotten, wie die Menschen in Orynth sie ebenfalls getragen hatten. Männliche Hexen waren äußerst selten und die Wahrscheinlichkeit, dass sich einer den abtrünnigen Hexen angeschlossen hatte, lag bei null.

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisDove le storie prendono vita. Scoprilo ora