Kapitel 11

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NJAL:

In seinem Kopf dröhnte es.

Noch immer spürte er die weichen Lippen von Xayir auf den seinen, auf seinem Körper. Er bekam das Bild der letzten gemeinsamen Nacht nicht aus seinem Kopf, wie Xayir unter ihm lag und ihn ansah, als sei er ein Gott. In dem Moment hatte Njal sich auch wie einer gefühlt. Er hatte es geschafft, dass sich dieser Mann in ihn verliebte und nun...

Njal wusste gar nicht so genau, wo er hinlief, bis er auf der Plattform stand, auf der sie gestern angekommen waren. Über ihn war der strahlend blaue Himmel und vor ihm war nichts als Berge.

„Falls du springen möchtest, dann empfehle ich dir die linke Seite. Da ist es etwas tiefer." Ertönte eine allzu bekannte Stimme.

Njal hatte Samara gar nicht bemerkt, die neben ihrem Wyvern stand und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Er hatte noch nicht einmal den riesigen schwarzen Wyvern bemerkt, der ihm ein wenig Angst machte.

„Ich will nicht springen."
„Echt nicht?" Samara klang gleichzeitig spöttisch und überrascht. „Ich hatte echt gehofft, dass ich Cryder heute ein kleines Festmahl servieren kann."

Der schwarze Wyvern hinter ihr stieß ein zustimmendes Geräusch aus und beobachtete Njal aus dunklen Augen.

„Tut mir leid euch beide enttäuschen zu müssen."

Samara schüttelte schmunzelnd den Kopf und griff zu ihrem Zopf, um das Band zu lösen. Ihre roten Haare fielen ihr bis zur Schulter und leuchteten in der Sonne wie flüssiges Feuer. „Es tut dir nicht leid, Mensch. Nicht im Geringsten."

Njal betrachtete die Hexe und musste überraschenderweise lächeln. „Nein, tut es mir nicht."

„Was machst du hier draußen, Menschlein?" Samara stand mittlerweile neben ihm und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.
„Was interessiert es dich, Hexlein?" Njal wusste, dass er mit dem Feuer spielte und so wie Samaras Haare in der Mittagssonne leuchteten, konnte man das wörtlich nehmen.

Amüsiert sah sie ihn an, ehe ihr Blick über die Bergspitzen wanderten. „Lust auf einen kleinen Ausflug?" fragte sie und überraschte damit Njal. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn sowas fragen würde.

„Ich muss arbeiten..." versuchte er eine Ausrede zu finden, doch Samar winkte ab und hatte sich bereits auf ihrem Absatz umgedreht und band sich ihre kurzen Haare zu einem Zopf zusammen.

„Valerian kann auch ohne dich auskommen. Er hat schließlich den Prinzen."

Da war etwas dran. Njal hatte sowieso keine Lust mehr zu arbeiten. In den Ställen stank es mehr, als in der Unterkunft, in der er gelebt hatte, als er noch in Rifthold Soldat war. Diese Zeit erschien ihm so weit weg.

Außerdem hätte er wieder Kian sehen müssen und auf den Prinzen hatte er momentan noch weniger Lust, als auf den Gestank der Wyvern. Kian hielt garantiert zu Ayla und würde ihm vorwerfen, sich wie ein kleines Kind aufzuführen, dabei war Kian mit seinen siebzehn Jahren das Kind.

So folgte Njal der rothaarigen Hexe zu ihrem Wyvern und setzte sich hinter sie, als wäre es das normalste der Welt und flog mit ihr davon.

Der schwarze Wyvern, Cryder, flog eine Stunde, ehe er auf einer grünen Wiese landete. Hunderte von Blumen blühten und es roch nach Sommer, dabei war gerade einmal Frühlingsanfang. Um sie herum lagen noch immer die Berge und doch hatte Njal das Gefühl, als wären sie in einer ganz anderen Welt.

Das Wasser in einem kleinen See schimmerte unnatürlich blau und zog Njal wie magisch an. Sobald er von dem Rücken des Wyvern gerutscht war, ging er zu diesem See, doch kurz bevor er das Wasser erreichen konnte, packte ihn eine Hand am Arm und zog ihn zurück. Sofort brach der Bann oder was auch immer es gewesen war.

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang