Kapitel 34

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Kian hatte es irgendwie geschafft seine Eltern, Chaol, Manon und Dorian zu einem Treffen zu überreden, bei dem er für die Hexen sprach.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Kian sich dermaßen für die fünf einsetzen würde aber nun waren wir schon seit fast einer Stunde in diesem Zimmer und stritten uns darüber, was die richtige Entscheidung war. Zugegeben, ich hielt mich die meiste Zeit heraus.

Meine Mission war gescheitert. Ich sollte eigentlich deren Anführerin werden und sie dazu bringen niemanden mehr anzugreifen oder zu töten. Nun saßen wir auf gemütlichen Sesseln und diskutierten darüber, ob sie sterben sollten oder nicht.

„Njal ist ein guter Mann. Ich kann nicht glauben, dass er nun auf deren Seite steht." Chaol schüttelte den Kopf. Er hatte Njal ausgebildet und war für ihn verantwortlich gewesen. Ihn hatte dieser Verrat noch mit am schlimmsten getroffen.

Für die anderen war Njal immer nur irgendein Ritter, irgendein entbehrlicher Mensch gewesen aber für Chaol war er ein wichtiger Mann in seinen Reihen gewesen. Er war zwar schon lange nicht mehr Captain der Garde aber Chaol hatte noch immer ein großes Mitspracherecht, wenn es um die Ritter von Rifthold ging.

In meinen Augen hatte Njal niemanden verraten. Er hatte sich einfach in die falsche Person verliebt, wobei ich nicht so weit gehen würde und behaupten würde, dass Samara die falsche für Njal gewesen war.

Samara wollte immer nur das Beste für ihren neuen Clan, für ihre neue Familie. Luana hatte mal erwähnt, dass ihre Absichten es nie gewesen waren so viele Menschen zu töten. Sie mussten einfach irgendwie überleben und man legt nicht einfach hundert Jahre Erziehung von einem auf den anderen Tag ab. Die Hexen wurden dazu erzogen Menschen als ihre Nahrungsquelle und Spielzeuge anzusehen. Es wurde ihnen von Geburt an so beigebracht und auf dieses Wissen haben sie sich in den ersten Jahren bezogen.

Aber das schien niemanden zu interessieren.

Es schien auch niemanden zu interessieren, dass wir hier über Leben sprachen. Wir sprachen hier davon fünf Leben einfach so auszulöschen. Einem Kind die Eltern zu nehmen, nur um irgendeine perfide Rache oder Gerechtigkeitssinn auszuleben.

„Was ist mit Vika?" fragte ich nach und sah zwischen Manon und Aelin hin und her. Sie waren beide Mütter und so wie Aelin in den letzten Tagen wegen Kian schon ausgerastet war, ging ich davon aus, dass sie es alles andere als toll finden würde, wenn man ihm wehtun würde.

„Was ist mit dem Hexenkind? Wollt ihr wirklich ihre Eltern töten? Tötet ihr sie direkt mit? Was ist mit den anderen Hexen?"
„Die anderen Hexen sind tot, Ayla." In Manons Stimme schwang ein wenig Schuld mit. Diese Hexen haben schließlich mal zu ihr gehört. Mit einigen hat sie Seite an Seite gekämpft, bevor sie zu Samara übergelaufen sind.

„Das Kind ist bei Fenrys und Lysandra in Orynth," fügte Aelin hinzu, da sie sicherlich sah, wie entrüstet Kian und ich über die Nachricht vom Tod der Hexen waren.

Ich dachte an Amadea, die ihre Küche geliebt hatte, wie andere ihren Partner oder Partnerin. Ich dachte an Svija, die als Yellowlegs Hexe ziemlich lustig gewesen war, anders als Ira, die meist nur Blut sehen wollte.
Ich dachte an all die anderen Hexen, die Kian, Njal und mich so freundlich aufgenommen hatten. Sie haben uns Essen gegeben, obwohl sie selbst so wenig besessen hatten.

„Was wird mit ihr geschehen, wenn ihr die Eltern umbringt?" Ich konnte nicht fassen, dass die Hexen tot sein sollten. „Wollt ihr sie aufziehen, wie euer eigenes Kind? Wie erklärt ihr Vika es? Wie?!" Meine Stimme war lauter geworden. Vika war ein so tolles Mädchen und für ihr Alter erstaunlich intelligent. Sie würde nicht einfach irgendwelchen Erzählungen glauben. Sie würde so werden, wie ich es war.

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWhere stories live. Discover now