Kapitel 13

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Ich sah Njal erst beim Mittagessen wieder.

Den Vormittag arbeitete ich wieder auf dem Hof und ließ mich anschließend vollkommen übermüdet auf meinen Platz an unserem angestammten Tisch nieder. Wir waren zwar erst seit zwei Tagen hier aber irgendwie gehörte dieser Tisch bereits uns drei.

Luana und Samara saßen bereits an dem Tisch, als ich dazu stieß und wenig später kamen Njal, Kian und Valerian dazu. Als Nathaira Valerian an unserem Tisch sitzen sah, drehte sie sofort um und setzte sich mit Vika an einen anderen Tisch, die ausnahmsweise einmal still bei ihrer Mutter sitzen blieb. Ira folgte ihrem Beispiel, was mich doch erleichtert aufatmen ließ.

Verstohlen betrachtete ich Njal aus dem Augenwinkel, der mir nur ein kurzes Lächeln zur Begrüßung zugeworfen hatte und dann Samara stirnrunzelnd betrachtet hatte. Auch jetzt lag sein Blick wieder auf der Hexe.

Diese schien ihn jedoch zu ignorieren und aß still ihr Essen auf, während Luana in ein Gespräch mit Kian verwickelt war, welches ich kaum mitbekam. Es ging irgendwie um seine Rolle als Prinz.
Valerians Aufmerksamkeit lag bei Nathaira, die am anderen Ende des Raumes saß.

„Können wir später vielleicht reden?" flüsterte ich Njal zu, nachdem ich ihn kurz angestupst hatte. Dieser warf mir einen kurzen verwirrten Blick zu und nickte schließlich.

„Klar. Wann?"
„Ich muss bis zum Abendessen in der Küche arbeiten. Danach vielleicht?"
Wieder ein Nicken von Njal, der schon wieder mit seinen Gedanken wo anders zu sein schien.

Ich ließ ihn in Ruhe und versuchte dem Gespräch von Luana und Kian zu folgen, von dem ich allerdings ebenfalls kaum was mitbekam.

Nach dem Mittagessen absolvierte ich meine Schicht in der Küche und schlang anschließend das Abendessen hinunter und wartete, bis Njal ebenfalls fertig war, sodass ich ihn mit auf den Flur zerren konnte.

Kaum waren wir aus dem Speisesaal heraus, platzte es aus mir heraus: „Es tut mir so leid, Njal. Ich hab mich wirklich wie ein Arsch verhalten. Ich...Keine Ahnung was los mit mir war. Es tut mir so leid." Die Worte verließen meinen Mund wie ein Wasserfall, bis Njal lachte und mich damit nur noch mehr aus dem Konzept brachte.

Seit gestern Mittag machte ich mir große Sorge, dass unsere Freundschaft zu Ende sein konnte und jetzt lachte er?

„Alles gut, Ayla." Sagte Njal, doch irgendwas blitzte in seinen Augen auf, das mich an seinen Worten zweifeln ließ.

„Wirklich?" fragte ich zögernd nach, doch Njals Blick hatte sich auf etwas hinter mir fixiert und als ich mich umdrehte, sah ich eine Hexe mit kurzen roten Haaren und eine Hexe in einem fließenden blauen Gewand – Luana und Samara.

„Es ist wirklich alles gut, Ayla. Vergessen und vergeben aber wenn du mich nun entschuldigen würdest." Noch immer etwas abwesend drückte Njal mir einen Kuss auf die Wange und lief den beiden Hexen hinterher.

Etwas verdattert stand ich in dem Flur und sah Njal hinterher, der nun ebenfalls um die Ecke verschwunden war.

„Das war aber nicht sehr freundlich." Ertönte eine Kinderstimme.
Vika stand hinter mir und sah mich aus blauen Augen an, den Kopf erstaunlich gerade für ein kleines Mädchen. In ihren Händen hielt sie einen Dolch, der ziemlich scharf aussah und nicht unbedingt nach einem Spielzeug. Weit und breit war nichts von Nathaira zu sehen, doch das hatte nicht viel zu bedeuten. Sie ließ ihre Tochter meist alleine durch den Berg laufen. Was sollte schließlich auch Großartiges passieren?

„Wie geht es dir, Vika?" fragte ich freundlich und verdrängte den Gedanken an Njals merkwürdigem Verhalten.
„Gut." Lautete ihre knappe Antwort. Vika war eigentlich sehr gesprächig und lebhaft, doch jetzt stand sie vor mir, als wäre ich ein Monster.

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWhere stories live. Discover now