Kapitel 9

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Die erste gemeinsame Nacht mit Kian hatte ich mir anders vorgestellt.

Ich wusste auch nicht, was ich erwartet hatte aber ganz bestimmt nicht, dass Kian sich beschämt wegdrehen würde, als ich begann meine Hose aufzuknöpfen.

In der eine Woche in Harville haben sich die Jungs immer voreinander umgezogen und mir ein wenig Privatsphäre gegönnt, da ich noch immer eine Frau war und es...merkwürdig war sich gegenseitig in Unterwäsche zu sehen. Dabei hatte ich in meinem Leben schon so viel nackte Haut gesehen, dass es mir kaum etwas ausmachte.

Von Njal wusste ich, dass er ein sehr erfülltes Leben bisher gehabt hatte, was sowohl Frauen, als auch Männer betraf und Kian war ein Prinz. Ihm mangelte es ganz sicher nicht an Frauen.

Dennoch drehte Kian sich um und sah mich erst wieder an, als ich ihm versicherte, dass ich auch wirklich bekleidet war. Er zögerte, bevor er sich sein Oberteil über den Kopf zog.

Ihm zuliebe wandte auch ich den Blick ab und faltete meine Kleidung ordentlich. Ich verstand nicht, wieso er plötzlich so ein Problem damit hatte, wenn wir bereits seit einer Woche gemeinsam unterwegs waren und wir schon zuvor so etwas wie ein Paar waren.

Vielleicht hatte ein Teil in mir gehofft, dass wir heute Nacht weiter gehen würden. In diesem Berg wimmelte es nur so von beinahe unsterblichen Frauen mit einem guten Gehör und einem guten Geruchssinn. Es würde sich noch vor dem Frühstück herumsprechen, dass wir miteinander geschlafen hatten und doch sehnte ich mich danach.

Ich brauchte keinen Sex. Ich hatte jahrelang ohne sehr gut gelebt aber in Kians Nähe spürte ich den Drang ihm so nah sein zu wollen, wie nur eben möglich. Ich wollte ihn spüren, ihn riechen, ihn schmecken. Meine Sinne schrien danach aber ich beherrschte mich,

Fenrys hatte mir vor einigen Wochen erzählt, dass kurz vor der Schwangerschaft mit Jara, Rowan und Aelin kaum aus ihrem Schlafgemach kamen und wenn doch, dann hatte man sie irgendwo im Schloss erwischt, sodass Fenrys irgendwann angekündigt hatte, er würde für immer verschwinden. Ein paar Wochen später wurde bekannt, dass Aelin mit ihrem ersten Kind schwanger war.

„Wir müssen uns einen neuen Plan zurechtlegen. Einen besseren." Kian hatte sich mittlerweile auf die Bettkannte des Bettes gesetzt und sah zu mir hoch.
„Was schlägst du vor?" fragte ich und setzte mich zu ihm.
Er zuckte mit den Schultern. „Wir können zumindest nicht jeden Tag so nehmen, wie er kommt. Dafür vertraue ich den Hexen zu wenig.
„Was hältst du von Valerian?"

Offenbar war das die falsche Frage, denn Kians grüne Augen verdunkelten sich und eine steile Falte bildete sich auf seiner Stirn. „Wieso?"
„Weil er ein Mensch ist. Er muss einen Grund haben, wieso er hier ist." Antwortete ich ihm ruhig.

„Den hat er doch schon genannt." Kam es patzig zurück.
„Kian..."
„Was?"
„Du kennst Valerian nicht. Wieso benimmst du dich wie so ein eifersüchtiges Kind?"

Die Falte auf Kians Stirn wurde noch tiefer und wenn er magische Kräfte gehabt hätte, dann würde dieser Raum längst in Flammen stehen. Ich konnte es bereits spüren aber nichts geschah. Es hätte einem Wunder geglichen, wenn Kian tatsächlich eine Flamme zustande gebracht hätte.

„Ich bin kein eifersüchtiges Kind." Brummte er und legte sich in die Kissen zurück. „Das Bett ist zu hart."

Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen und legte mich ebenfalls in das Bett. „Im Vergleich zu meinem alten Bett ist es himmlisch."

Kian rollte sich auf die Seite und betrachtete mich. Immer noch ganz ernst. „Du hast mir bisher nie etwas von deinem alten Leben erzählt."
„Was möchtest du wissen?" Ich lag auf dem Rücken, hatte aber mein Gesicht zu ihm gedreht.
„Alles."
„Ich kann dir nicht alles erzählen."
„Dann beginn am Anfang. Wie bist du...dorthin gekommen?"

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt