Kapitel 23

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Den Rest des Tages verbrachten wir damit Kian dabei zuzuschauen, wie er die Flammen abwechselnd größer und kleiner werden ließ, bis es so aussah, als würde er sich kaum noch dafür konzentrieren müssen.

Niemand von uns wusste, woher diese Fähigkeit so plötzlich kam aber es interessierte uns auch nicht wirklich. Wir waren bloß froh, dass Kian es konnte und es auch kontrollieren konnte.

Njal berichtete uns von seinem Gespräch mit Samara und setzte Kian davon in Kenntnis, dass Samara wollte, dass Njal nach Rifthold zurückkehrte, um dort von Yrene Westfall versorgt zu werden. Sein Arm würde vermutlich nicht von alleine heilen.

Kian wiederum erzählte uns, was genau in Orynth vorgefallen war.

Er hatte nicht gewusst, dass Samara auf dem Weg nach Orynth gewesen ist. Er war bloß dort gewesen, um mit seinen Eltern zu sprechen und ihnen zu verraten, wo die Hexen lebten und wie.

Als man dann einen Wyvern am Himmel entdeckt hatte, und ausschließen konnte, dass es Manon oder eine andere Hexe war, hatte man angefangen auf diesen Wyvern zu schießen.

Lysandra, die sich wieder in Orynth befunden hatte, hatte sich ebenfalls in einen Wyvern verwandelt und mit Cryder gekämpft. Bei diesem Kampf ist Samara am meisten verletzt worden. Nur durch Glück hatte Cryder es geschafft sich zu befreien, doch zu dem Zeitpunkt war Samara schon längst ohnmächtig gewesen.

Diese Information hatte auch Njal gehabt.

Als es Zeit fürs Abendessen wurde, holten wir uns wieder etwas zu essen aufs Zimmer und speisten dort.

„Was werden wir als nächstes tun?" fragte ich und sah die beiden Männer an. Ich hatte mich noch nie mit Strategien ausgekannt. Meine einzige Strategie früher war es gewesen zu trainieren, um dann irgendwie Aelin zu töten. Das hatte ja nicht sonderlich gut funktioniert.

„Wollt ihr die Hexen überhaupt noch aufhalten?" fragte Kian stattdessen. Dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass er es nicht böse meinte oder um uns zu provozieren. Er wollte eine ernstgemeinte Antwort haben.

Njal zögerte und auch ich überlegte, wie ich es am besten formulieren sollte. Einerseits wollte ich keine der Hexen hier töten. Ich kannte mittlerweile all ihre Namen und von vielen die Geschichte. Ich wusste, was Nathaira und Valerian auf sich genommen hatten, um zusammen zu sein und Vika zu bekommen. Ich wusste, dass Ira dabei zusehen musste, wie man ihren Zirkel abschlachtete.

Ich sah sie einfach nicht mehr als die Bösewichte an oder als Monster.

Doch auf der anderen Seite gab es einen ganzen Kontinent, der darauf baute, dass ich meine Mission erfüllte. Ich war hierhergekommen, um die Anführerin der Hexen zu werden und dafür zu sorgen, dass die Angriffe aufhörten.

Aber vielleicht war genau das der Punkt. Vielleicht brauchten diese Hexen keine Anführerin. Zumindest keine neue.

„Ich glaube nicht, dass wir sie noch aufhalten müssen." Antwortete ich schließlich. Argwöhnisch sah Kian mich an.

Ein neuer Plan bildete sich in meinem Kopf. „Du warst doch bei deiner Familie, Kian. Wie viele Angriffe gab es seit wir bei den Hexen sind? Wie viele Dörfer wurden abgeschlachtet?"

Die Falten auf Kians Stirn vertieften sich. „Sechs Angriffe. Zehn Tote. Weitaus mehr Dörfer wurden...ausgeraubt."

Ich nickte langsam. Zehn Tote waren immer noch zehn zu viel aber weniger, als ich gedacht hatte.

„Die Angriffe wurden also weniger seit wir hier sind, nicht wahr?"
„Ja."
„Also haben wir schon etwas erreicht." Schlussfolgerte ich.
„Ja."

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWhere stories live. Discover now