Kapitel 28

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SAMARA:

Yrene Westfall erinnerte Samara an Luana. Es gab nur zwei Unterschiede.

Yrene war mehr golden, als Luana, die im Grunde nur aus braun- und Blautönen zu bestehen schien und natürlich das Blut, welches durch ihre Venen floss.

Während Njal und Yrene sich über die vergangenen Monate unterhielten, wobei Njal einen sehr großen Teil wegließ, den die Hexen betraf, sah Samara sich um. Das Schloss war pompös aber bei weitem nicht so pompös, wie sie es sich vorgestellt hatte.

Auf dem Boden war ein roter Teppich ausgelegt, der ihre Schritte ein wenig verschluckte. Es gab so viele Fenster, dass Samara sich fragte, wie das möglich sei. Sie wusste, dass der Palast einmal aus Glas bestanden hatte, doch dieser Teil war schon vor einigen Jahren zerstört worden.

Sie versuchte sich auch den Weg zu merken, was ihr nicht ganz so gut gelang. Neben den neuen Eindrücken musste sie auch darum kämpfen bei Bewusstsein zu bleiben. Der Tag war bisher verdammt anstrengend gewesen, dabei war es noch nicht einmal Mittag.

Yrene öffnete eine Tür, die in ein Art Krankenzimmer führte, nur dass es hier weitaus mehr Flaschen und Werkzeuge gab.

Eine junge Frau, die in etwa so alt sein musste wie Njal saß an einem Tisch und kritzelte irgendwas auf ein Stück Papier.

„Lia, begrüß unsere Gäste." Sagte Yrene, die mit einer Handbewegung Njal und Samara zu verstehen gab, dass sie sich hinsetzen sollten. Sie selbst schritt durch den Raum und öffnete die großen Flügeltüren, damit frische Luft hereinkam.

Die junge Frau, die Yrene sehr ähnlich sah, reagierte nicht.
„Lia Josefin Westfall!" Yrene hatte ihre Stimme nur leicht erhoben, doch das brachte den gewünschten Effekt, denn Lia hob ihren Kopf und blinzelte ein paar Mal, als ob sie wieder in die Realität zurückfinden musste.

„Hallo, Mutter." Nur langsam nahm sie die Präsenz der beiden anderen wahr. „Njal! Du bist wieder da?" sie wirkte wirklich überrascht.

„Lange Geschichte." Antwortete Njal, der sie anlächelte. Bei diesem Lächeln hätte Samara gerne das Gesicht verzogen, doch ihre Miene blieb regungslos.

„Was hast du getan?" fragte Lia weiter. Sie war von ihrem Stuhl aufgesprungen und hatte sich Njals Hand geschnappt, die noch immer bandagiert war.

Yrene stieß ein leises Lachen aus und wandte sich an Samara, die bisher stumm alles beobachtet hatte.

„Das ist übrigens meine älteste Tochter Lia." Erklärte sie Samara. „Ich habe noch eine jüngere, Camilla. Sie ist so alt wie Kian." Yrene zeigte auf eine Liege und Samara stand auf, um ihrer stummen Aufforderung nachzukommen. „Ich habe auch noch einen Sohn. Arian ist 13 und kommt sehr nach seinem Vater. Ich glaube Chaol war froh, als er endlich einen Sohn hatte." Wieder lachte Yrene und selbst ihr Lachen erinnerte Samara an Luana.

„Darf ich?" fragte sie und als Samara nickte, hob sie ihr Oberteil an, um an die Verletzungen an ihrem Bauch zu kommen. „Wie ist das geschehen?"

„Ich war dumm und habe den Preis dafür gezahlt." Es war erst das zweite Mal, dass Samara mit Yrene sprach, doch diese schien es nicht großartig zu kümmern.

„Ich kann dir helfen aber es wird wahrscheinlich wehtun. Ist das für dich in Ordnung?" Besorgnis lag in ihrer Stimme, als ob Yrene fürchtete, dass Samara damit nicht klarkommen würde.

„Ich bin eine Ironteethhexe. Wir haben uns durch unsere Mütter geschnitten, um zu leben. Da werde ich wohl etwas Schmerzen aushalten.

Yrene seufzte leise und verdrehte die Augen. „Ich weiß. Ich war bei der Geburt von Manons Kindern dabei und Manon schwingt auch gerne solche Reden."

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt