Kapitel 14

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Eine Woche war seit dem Gespräch mit Nathaira und Valerian vergangen.

Eine Woche, in der ich jeden Tag erst morgens auf dem Hof und den Rest des Tages in der Küche gearbeitet habe.

Eine Woche, in der ich Valerian und Nathaira ganz genau beobachtet habe und die kleinen Details erkannt habe, die dafürsprechen, dass die beiden mal ein Paar waren.

Eine Woche, in der ich kaum ein Wort mit Njal gewechselt habe.

Eine Woche, in der die vier Hexen zweimal einen Tag verschwunden waren ohne ein Wort zu verraten. Am nächsten Tag gab es wieder neues Essen, welches ich zubereiten durfte.

Kian und ich schliefen zwar in einem Bett aber jeder auf seiner eigenen Seite. Abends und morgens gab es einen kurzen Kuss aber das war auch schon das höchste an Liebe, was ich bekam. Kian behauptete, dass er abends zu müde war, um zu sprechen und ich behauptete, dass ich morgens einfach ein wenig länger brauchte, um wach zu werden.

Wir waren nun eine ganze Weile von Orynth weg und haben nichts gehört. Keiner von uns wusste, was in der Hauptstadt vor sich ging und keiner von uns wollte Samara fragen.

Diese hätte es uns sicherlich verraten aber ich konnte auf das wissende Lächeln und den selbstgefälligen Ausdruck gut verzichten. Zudem ging sie davon aus, dass wir alle Manon hassten und das zumindest ich Aelin tot sehen wollte.

Die Anführerin der Hexen hatte uns nie wieder auf unsere Vergangenheit angesprochen oder auf Aelin. Sie hatte es nicht einmal versucht Informationen aus Kian herauszubekommen, der ja immerhin mit Aelin, Manon und all den anderen aufgewachsen war und dementsprechend Schwachstellen kannte, die Samara niemals kennen würde.

Ich durchschaute sie nicht. Samara ging mir nicht aus dem Weg aber sie suchte auch nicht gerade meine Nähe auf. Ebenso wenig wie die von Kian oder Njal. Die einzigen, die sich normal mit uns unterhielten waren Valerian und Luana.

Ersterer arbeitete mit den Jungs in den Ställen und hatte in der einen Woche, in der wir hier waren eine Art Freundschaft zu ihnen aufgebaut. Zumindest zu Njal, wie es schien. Kian war jedem zwar höflich eingestellt aber nicht gerade offen und er warf Valerian ab und zu noch immer diesen Blick zu, der einen langsamen Tod versprach, wenn er mich zu lange ansah oder zu lange mit mir sprach.

Ich fand das lächerlich, denn wenn ich Kian wichtig wäre, dann würde er sich mehr die Mühe machen mir nahe zu sein oder mit mir zu sprechen. Ich brauchte keinen Sex aber nach all der Zeit, die wir beide nun so etwas, wie ein Paar waren, wollte ich ihm auch mal nahe sein, ihn spüren.

Mehr als einen Kuss bekam ich jedoch nie.

Die Hexen haben auch nicht mehr über sich preisgegeben, als das, was wir ohnehin schon wussten.

Vor zwanzig Jahren rebellierten Samara, Luana und achtzehn andere Hexen gegen Manon und flohen daraufhin. Nathaira und Ira schlossen sich kurz darauf dem neuen Zirkel an. Im Laufe der letzten zwanzig Jahren schlossen sich mehr Hexen ihnen an und mittlerweile waren sie über vierzig.

Den genauen Grund kannte ich nicht. Manon hatte mal erwähnt, dass die Hexen nicht einverstanden mit ihr als Königin waren aber rebellierte man deswegen? Konnten sie sich wirklich so gar nicht mit Manon als neue Hexenkönigin arrangieren? Ich wurde den Verdacht nicht los, dass sehr viel mehr dahintersteckte, als wir alle dachten.

„Du musst dir dringend die Haare schneiden, kleiner Prinz." Ira hatte sich vorgebeugt und mit einem eisernen Nagel eine kleine Strähne von Kians silbernen Haar abgetrennt, der sie bloß wütend anfunkelte.
„Wenn du das noch einmal machst, werde ich das Eisen in deinen Knochen verbrennen."

Throne of Glass- Herrscherin der FinsternisWhere stories live. Discover now