Rückkehr

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ELLA POV

Ich stieg mit Edward aus dem  Flieger aus und betrat den überfüllten Flughafen. Ich war angekommen, ich war wieder in Italien.

"Die Medici veranstalten in ihrer Firma eine Versteigerung. Eine prachtvolle Diamanten-Kette, die Millionen Wert ist.", informierte mich Edward.

"Wir werden daran teilhaben".

Ladek hatte Recht, ich musste zurück nach Italien, zurück zu Jacob. Ich vertraute ihn zwar nicht, aber um etwas zu gewinnen, muss ich es auch riskieren. Ich ertrug weder meinen Gewissen noch meine Familie. Sie waren bei Ladek sicher, er ist ein Profi. Ich erzählte meine Mutter die halbe Wahrheit, dass ich Jacob durch einen schrecklichen Fehler verloren habe und zurück muss. Sie akzeptierte die Entscheidung, wobei sie mitkommen wollte. Doch ich erzählte ihr, dass ich nun erwachsen bin und mich selbst um meine Probleme kümmern muss. Sie müsste noch im Flieger in Richtung Los Angeles sein, sie fliegt mit den Jungs und Ladek weg. Ladek wird ihr das Leben ermöglichen, was ich ihr nicht anbieten kann. Ich habe ihr gesagt, dass ich nicht mit nach Amerika kommen werde, was sie sehr verletzte. Ich werde in Italien bleiben, egal wie es mit mir und Jacob ausgeht. Ich kann unmöglich mit Ladek unter einem Dach wohnen, er erinnert mich immer wieder an meine Sünden.

Edward rief ein Taxi, welches uns zu unserem Hotel fuhr.

Im Hotel angekommen, duschte ich ausgiebig. Die Veranstaltung war um 17 Uhr. Es blieb noch eine Stunde. Ich stieg aus der Dusche und trocknete meinen mageren Körper ab. Ich sah in den Spiegel und erschreckte selbst bei meinem Anblick. Ich hatte starke Augenringe, mein Gesicht zu abgemagert, meine Wangenknochen stachen noch nie so krass hervor. An den Brüsten habe ich ebenso abgenommen. Ich föhnte meine schwarzen langen Haaren, die mir als einziges von damals mein altes Ich ähnlich sieht.

Ich kämmte sie und band sie zu einem hohen Zopf.

Ich suchte mir eine schwarze Schlaghose aus, die eng an mir saß. Nahm dazu meinen schwarzen BH und meinen schwarzen Blazer, den ich zuknöpfte. Zum Schluss nahm ich noch meine große eckige Sonnen-Brille. Dann war ich bereit, die Medicis wiederzusehen.

JACOB  POV

Heute war der Versteigerungstermin. Nathalia wollte das Erbstück ihrer Großmutter verkaufen für den bestmöglichen Preis. Sie fand die Kette hässlich. Mir war es recht egal, es störte mich nur, dass ich mich drum kümmern musste.

Die Ehe zwischen mir und Nathalia war eine zweckgerichtete. Das war uns beiden bewusst. Doch Nathalia hofft noch immer auf eine romantische Wendung, doch dafür hatte ich weder Kopf noch Herz. Die Zeit musste gerade meine alten Wunden heilen, bevor das mit uns eine Chance haben konnte.

Unser Foyer war mit Stühlen besetzt, wo die Millionäre eintraten und sich ihre Plätze sicherten. Am Rand saß meine Familie: meine Mutter, Angelos, Christo und nicht zu vergessen Nathalia, die mir zuwinkte.

Ich lief zu ihr. "Setz dich, die Veranstaltung beginnt gleich". Ich nahm neben ihr Platz.

"Wie viel denkst du, wird drin sein?"

Ich zuckte mit den Schultern, es war mir gänzlich egal, wie viel diese hässliche Kette verkauft wird, hoffentlich möglichst schnell.

Der Notar nahm seinen Platz vorne ein, der die Kette versteigern wird.

"Willkommen zur Versteigerung dieser wunderschönen Kette", begann der Notar seine Begrüßung und erklärte den Ablauf der Versteigerung.

"Fangen wir mal klein an: Wer bietet drei Millionen?".

Sieben Hände gingen nach oben.

"Wer bietet 5 Millionen?"

5 Hände schossen nach oben.

" 7 Millionen?",

3 Hände waren zu sehen.

"Wer bietet 10 Millionen?"

nur noch eine Hand ging nach oben.

"Zum ersten, zum zweiten.."

"20 Millionen", betrat eine Frau in schwarz gekleidet den Raum. Alle drehten sich zu ihr. 

Jacob kannte die Stimme und er würde sie immer wieder erkennen.

"20 Millionen. Zum ersten, zum zweiten und verkauft."

Die Kette gehörte ihr.

Ella ging nach vorne, um zu unterschreiben. Meine Mutter schaute schockiert, auch sie konnte es nicht glauben, wen sie sah.

"Was glaubt, dieses Miststück, zu sein?", sagte Angelos.

"Bringt sie in meinem Büro", sagte ich und lief schon voraus.

Während Ella unterschrieb, zog Christo sie an ihrem Arm. „Komm mit", sagte er und Ella nickte. Ella gab Edward zu verstehen, dass er hier auf sie warten soll.

Im Büro angekommen, nahm sie auf den Stuhl Platz. Ich drehte ihr den Rücken zu und schaute aus dem Fenster. Ich konnte sie nicht ansehen. Die Erinnerungen schossen mir durch meinen Kopf, wie Ladek sie vor mir vergewaltigte, wie Ladek auf mich schlug und wie Ella meinen Vater erschoss.

„Wir sollten die Polizei verständigen", riet meine Mutter.
„Mach dich nicht lächerlich, wir sitzen alle im selben Boot. Das was ich tat, war Notstand. Übrigens schenke ich euch die 20 Millionen. Die Kette ist wahrhaftig hässlich", erwähnte Ella. Sie hatte eindeutig zu viel Zeit mit Ladek verbracht.

„Wie kannst du es nur wagen, dich hier blicken zu lassen", fuhr meine Mutter sie an.

Als Ella etwas erwidern wollte, kam Angelos dazwischen.
„Wie willst du dieses Geld überhaupt auftreiben?".

„Antigua gehört mir", platzte Ella mit der Wahrheit heraus.

„Ich bin hier um euer Vermögen zurückzubringen", erklärte Ella.

„Du gottlose Schlampe", fuhr Angelos sie an. „Ihr habt uns mit eurem scheiß Kredit an die Nase herumgeführt. Das ist ein verdammter Trick von diesem Psychopathen. Ist er hier?", schrie Angelos sie an.

„Nein. Er ist über alle Berge.", antwortete Ella ruhig, was Angelos nur noch mehr aufregte.

„Ich möchte mit Ella alleine sein. Geht", schickte ich sie raus.
Ich schaute immer noch aus dem Fenster und würdigte Ella keinen Blick.

Es verletzte Ella sehr, dass Jacob sie nicht mal anschauen wollte.

„Es tut mir leid, Jacob", sagte Ella und jegliche Kraft entwicht ihr. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, ihn geküsst und ihn niemals losgelassen.

„Was willst du hier?", fragte ich sie und schaute immer noch stur aus dem Fenster heraus. Ella schluckte. Es tat ihr unheimlich weh, wie er mit ihr umging. Was aber hätte sie erwarten soll? Dass James ihre geschmacklose Entschuldigung annahm?

„Das ist nicht fair", flüsterte sie und eine Träne fließ, die sie schnell abwischte.

„Sag, was ist nicht fair? Dass du mit Ladek einen Plan schmiedest uns wieder in den Rücken zu fallen? Uns wieder die Pistole an den Kopf hälst? Wen soll es als Nächstes treffen, Ella, sag's mir", sagte ich wütend und schaute sie zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit an.

„Denkst du, die Entscheidung ist mir damals leicht gefallen? Ich bin durch die Hölle gegangen. Ladek hat mich vergewaltigt, bedroht, tyrannisiert. Tut mir leid, dass ich keinen kühlen Kopf bewahren konnte", fuhr sie mich an, doch sie war noch nicht fertig.
„Meine Tränen trocken nicht mehr, mein Körper ist wie gelähmt, ich hasse mich jeden Tag mehr dafür, was ich dir und deiner Familie antat. Ich kann meine Familie nicht ansehen ohne von den Schuldgefühlen erstickt zu werden. Ich wünschte ich wäre an dem Tag so stark gewesen, um mir selbst die Kugel zu geben".

Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Als Ella die Sonnenbrille abnahm und sich die weiteren Tränen abwischte, erkannte ich sie kaum wieder. Ihre Augen waren mit dunklen tiefen Augenringen umrandet, ihr Gesicht so schmal, und der Ausdruck in ihre Augen war leer.
Bei ihrem Anblick zerriss mein Herz.

„Den Kredit, den ihr beantragt habt, müsst ihr nicht zurückbezahlen. Schließlich ist es euer Geld, den vertraglichen Zeug kannst du mit Edward klären", erklärte Ella und verließ ohne mich anzusehen, meinen Büro.

Die modernen Medicis.Where stories live. Discover now