Zimmergenossin

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Ella POV

Ich betrat das Zimmer, in dem mich die Krankenschwester brachte. An beiden Wänden lag jeweils ein Bett und nebenan ein Schrank. Zwischen diesen Betten lag ein großes Fenster, wo der klarer Himmel zu sehen war.

Falls man das Fenster öffnet, begegnet man einen Gitter aus Metall. Die Löcher waren klitzeklein, dass mein Kleinfinger wohl kaum   reinpassen würde. Das Zimmer war komplett in weiß gehalten: Die Betten, die Bettlacken und der Schrank. Der Fußboden war in einem Grauton gestaltet worden. Auf der rechten Seite war eine braune Tür zu sehen. Ich öffnete sie und sah nur eine Toilette mit einem Waschbecken.

"Entschuldigung, wo ist denn die Dusche?", fragte ich die Krankenschwester, die mein Bett auf der rechten Seite zu recht machte.

"Hier gibt es nur Gemeinschaftsduschen, die auch gemeinsam stattfinden werden. Nur morgens um 8 Uhr.", antwortet sie mir.

Gemeinschaftsduschen.. na toll 

"Wie sieht es mit den Besucherzeiten aus?", lautet schon meine nächste Frage.

"Kind, stell deine Frage deiner Zimmergenossin. Ich habe viel zu viel zu tun.", erwiderte sie und ging auch raus.

Ich ließ mich auf das Bett fallen und beschloss diese dämliche Kleider anzuziehen.

So wie das Zimmer waren die Kleider weiß.

Ich zog die weiße bequeme lange Hose und das weiße T-Shirt an. Die Haare band ich mir zu einem Zopf und saß gelangweilt auf dem Bett. Ich lehnte mich an die Wand und zog die Beine zu mir ran. Diese Zeit verschafft mir Gelegenheit um nachzudenken.

Allein der Gedanke an Jacob bereitet mir ein Lächeln, wie breit er sich immer im Bett macht und mich manchmal in seinen Armen mich total zerquetscht.

Ich ließ alle gemeinsame Nächte wie ein Film ablaufen und das Lächeln wurde immer größer.

Es ist unerträglich, wie Jacob nicht da ist. Das ist mir noch nie aufgefallen, wie jetzt.

Wenn ich nur an seinem großen Mund denke, schwebe ich auf die höchste Wolke, da reicht Wolke 7 nicht. Die Art, wie er mich anlächelt, wie er mein Körper mit tausend Küssen bedeckt.
Möge Jacob mich so schnell wie möglich hier rausholen.

Dann riss mich eine weibliche Stimme aus meinen Gedanken.

"Was suchst du hier?", fragte sie mich.

Sie hatte blondes dünnes Haar, sie ist klein und übergewichtig. Ein rundes Gesicht mit braunen Augen. Ich vermute, dass sie jünger als ich ist. Ungefähr 16 oder 17 Jahre alt.

"Ich bin deine neue Zimmergenossin", beantworte ich ihre Frage höflich.

"Aha", gab sie nur vor sich und setzte sich auf ihr Bett.

Sie sagte nichts mehr und schaute mich nur an von Kopf bis Fuß.

"Warum bist du hier?", fragte sie nach einer Weile und wand den Blick  von mir nicht ab.

"Aus dem selben Grund wie du", erwiderte ich.

Sie lachte bitter und sagte:
"Ich dachte, dass wären hier eins a Ärzte, aber jeder Blinder sieht, dass du nicht selbstmordgefährdet bist."

Ich wusste nicht, was ich antworten soll, also schwieg ich einfach nur.

Sie hingegen sprach weiter:

"Wo sind denn deine aufgeritzten Armen? Wo sind deine ermüdeten Augen? Wo ist die Erschöpfung des Lebens in deinem Gesicht? Im Gegenteil man sieht dir die Lebensfreude im Gesicht geschrieben.
Es wäre lächerlich, gegen ihre Behauptungen anzukämpfen.. Im Grunde genommen hatte sie nur Recht.

"Also, warum bist du hier?", kämpfte sie noch immer.

"Das geht dich gar nichts an", meinte ich und schaute dabei in ihren Augen. Sie schien erstaunt zu sein.

"Soll ich etwa zum Arzt und dein kleines Geheimnis verraten?", versuchte sie mich zu erpressen und lächelte falsch.

"Du denkst wirklich, dass ein Arzt ein krankes selbstmordgefährdetes Mädchen glaubt, als das Fachwissen eines anderen Arztes?", fragte ich sie mit einem liebevollen gespielten Unterton und lächelte sie ebenfalls falsch an.

Anstatt das sie sauer wird, lächelte sie nur.

"Du gefällst mir. Ich heiße Palila und du?"

"Emily.", antwortet ich ihr zögernd.

"Wie lange bist du schon hier?", fragte ich sie.

"Schon 5 Monaten. In der Regel behalten sie einem 6 Monate lang, bevor man entlassen wird."

Oh lieber Gott, behalte mich nicht hier 6 Monate lang.  

"Ich bin auf einem guten Weg. Und es freut mich, mit jemanden gesunden  zu unterhalten", erwiderte sie erleichtert und ich lächelte sie an.

Ich wusste nicht, ob ich sie fragen sollte, warum sie sich umbringen wollte , doch dann wagte ich es.

"Darf ich dich fragen, wegen was du dich umbringen wolltest?",

Sie zeigte auf ihr Bauch. Weil sie übergewichtig war.

"Ich weiß, wie dumm es wäre, sich dafür umzubringen. Mittlerweile weiß ich, was ich alles dagegen machen kann. Ich will mich in einem Camp anmelden.", erzählt Palila von ihren Fortschritten.

Als ich etwas drauf erwidern möchte, ging die Tür auf.

Eine Krankenschwester.

"Besuch für dich, Emiliy"

"Reich bist du auch noch. Die Besucherzeit ist schon längst um", informierte mich Palila, während ich der Krankenschwester folgte.








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