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Andromeda PoV

Der Bahnsteig zum Gleis 9 3/4 war wie immer überfüllt mit Schülern, Eltern und Eulen. Inmitten des Getümmels konnte ich nur mit Mühe Roxannes dunklen Haarschopf ausmachen und als ich mich dann endlich zu ihr durchgeboxt hatte, waren mir mindestens fünf Leute auf die Füße getreten.

"Hey Roxy! Wie waren die Ferien?", fragte ich und umarmte sie. Ich hatte sie wirklich vermisst. Sie war meine erste, beste und einzig wirkliche Freundin auf Hogwarts, da sie eine der wenigen war, die mich als Malfoy in Gryffindor, nicht verurteilten.

"Großartig! Wir waren in Südafrika und Fred", sagte sie, auf ihren Zwillingsbruder deutend, " wurde von einem Affen gebissen!" Grinsend sah ich zu ihrem Zwillingsbruder, der vor Wut (oder vor Scham) rot anlief.

Die beiden sahen mit der dunklen Haut, den dunkelbraunen Augen und den schwarzen Locken, die sie von ihrer Mutter Angelina Johnson geerbt hatten, wirklich ähnlich. Die verachmitzten Gesichtszüge allerdings hatten sie von ihrem Vater, George Weasley.

"Schnauze, Roxy! Immerhin bin ich nicht in einen Tümpel gefallen!"

Geschwisterliebe wurde bei den beiden wirklich groß geschrieben. Sie taten immer so, als würden sie sich hassen, aber insgeheim hatten sie sich wirklich gern.

Ich beobachtete die beiden noch eine Weile kopfschüttelnd, ehe ich mich wieder an meine Freundin wandte: "Sollen wir dann langsam einsteigen? Ich hab keine Lust mit Potter oder sonst wem in einem Abteil zu sitzen, so wie letztes Jahr." Bei dem Gedanken an diese grauenvolle Zugfahrt kam Bewegung un Roxanne. Sie hakte sich bei mir unter und zog mich, samt Koffer, zum Zug.

Ich machte mich nur kurz von ihr los, um mich von Dad zu verabschieden. "Machs gut und pass auf dich auf.", sagte er und umarmte mich.

"Du auch.", murmelte ich. Ich machte mir wirklich Sorgen um ihn, seit Mom anfang der Ferien gestorben war. Einerseits war es eine Erlösung für sie gewesen, doch andererseits fehlte sie mir so sehr, dass es wehtat.

Ich hatte geglaubt, mich mit der Situation zurechtzufinden, doch als ich Dad jetzt so verloren da stehen sah, hatte ich auf einmal einen Kloß im Hals. Er schien meinen Stimmungswandel mitbekommen zu haben, denn er strich mir über die Haare und lächelte aufmunternd. "Ich komm zurecht, mach dir keine Sorgen. Du solltest dir mehr um deine anstehenden ZAGs und Quidditch Gedanken machen, als um deinen alten Vater." Ich lächelte und löste mich von ihm.

"Bis Weihnachten, Andy. Und stell keinen Unsinn an und pass auf Scorp auf."

"Mach ich! Bis Weihnachten Dad!", sagte ich und stieg, meine Eule Mo im Käfig in der einen, meinen Koffer in der anderen Hand, zu Roxy in die scharlachrote Danpflock.

Auf der Suche nach einem Abteil kam ich an dem meines Bruders vorbei. Er saß dort mit Albus, seiner kleinen Schwester Lily, Rose (in die er total verschossen war, wie er mir erzählt hatte) und Hugo. Ich winkte ihnen kurz zu und schloss dann wieder zu Roxanne auf, die anscheinend ein Abteil gefunden hatte.

Ich ließ mich am Fenster auf das gemütliche blaue Polster, gegenüber meiner Freundin nieder und öffnete sogleich Mo's Käfig, damit er aus dem Fenster in die Freiheit fliegen konnte.

Danach drehte ich mich wieder um zu Roxy, die mich besorgt ansah. Ich wusste, wieso. Als ich ihr vom Tod meiner Mom berichtet hatte, waren ihre Briefe länger, tröstender und voll mit Schokoladentafeln gewesen.

"Möchtest du darüber reden?", fragte sie besorgt.

"Ehrlich gesagt nicht wirklich. Ich hatte viel Zeit darüber nachzudenken und möchte es eine Zeit lang einfach vergessen. Aber du bist die erste, der ich mir anvertrauen werde." Sie drückte kurz meine Hand und lächelte.

"Ist gut. Das verstehe ich." Dankbar nickte ich ihr zu und wir wechselten zu erfreulicheren Themen.

Später setzten sich noch meine beiden Jägerkameraden Silas Hall, ein Schrank von einem Jungen und Jonah Anderson, ein großer gutaussehender Blondschopf, die ein Jahr über uns waren und der schmächtige viertklässler mit braunen Locken und Sucher unseres Teams, Raphael OˋConnor zu uns, mit denen ich mich gut verstand.

"Wisst ihr eigentlich, wer jetzt Kapitän ist, da Wood nicht mehr da ist ?", fragte Silas in die Runde. Wir anderen verneinten. Allerdings blieben ja nur noch Fred oder James und ich betete, dass es Fred wurde. Potter mit seinem unerschöpflichen Ego als unser Kapitän? Nein danke.

Die drei drehten sich nun zu mir um, um ihr Beileid auszusprechen. Zwar fand ich diese Geste furchtbar lieb, aber so langsam konnte ich es nicht mehr hören.

Danach herrschte erst einmal angenehmes Schweigen, nur das stetige Rattern des Zuges über das Gleis war zu hören. Gedankenverloren sah ich aus dem Zugfenster, wo die zunehmend rauer werdende Landschaft vorbeizog. Am Himmel stauten sich riesige, bedrohlich grau aussehende Wolken und ich hoffte, dass es anfing zu regnen. Ich liebte den Regen.

"Und wir brauchen einen neuen Hüter. Ich hab gehört, dass Rose es diese Jahr probieren will.", sagte ich, um das Gespräch wieder in Gang zu bringen, und Raphael sagte begeistert: "Sie wäre bestimmt super! Immerhin war ihr Dad Ron Weasley, Gryffindors King!"

Wo er Recht hatte... Quidditch lag den Weasleys einfach im Blut.
Dann würde sich mein Bruder vielleicht auch mal dazu aufraffen, ein Spiel anzusehen.

Die Abteiltür schwang zum zweiten Mal auf und meine Laune machte sich auf den Weg in den Keller. In der Tür stand James Potter, gefolgt von Fred und seinem gutaussehenden ein-achtel-Veela Cousin Louis, der in die siebte ging. Ich wollte brechen.

Er warf ein, wie er behauptete, charmantes Lächeln in die Runde. "Wollte nur mal hallo sagen zu meinem Team. Wie ihr vielleicht mitbekommen habt, bin ich euer neuer Kapitän.", protzte er und schon wieder hatte ich das dringende Bedürfnis, mich zu übergeben oder ihm wenigstens die Tür in sein arrogantes Gesicht zu schlagen. Auch meine Teamkameraden sahen nicht gerade begeistert aus.

Potter ließ seinen Blick durch das Abteil schweifen und blieb dann schließlich an mir hängen. "Nur weil du die letzten zwei Jahre im Team warst, Malfoy, heißt das noch lange nicht, dass ich dich dieses Jahr rein lasse."

Gekonnt ignorierte ich diese Bemerkung, doch Silas und Jonah waren aufgesprungen. "Wenn du sie ohne Grund rausschmeißt, dann gehen wir auch, darauf kannst du dich verlassen. Sie ist unsere beste Jägerin, und das weißt du!"

Gerührt sah ich zu den beiden und nickte dankend, während ich aufstand und mich vor Potter stellte, der verächtlich auf mich herabsah.

"Weißt du, Potter, du wärst vielleicht ein gar nicht so schlechter Kapitän, hättest du nicht immer das Bedürfnis, deine Macht demonstrieren zu müssen, du arroganter Flubberwurm!"

Er sah mich an, machte den Mund auf, um ihn dann wieder zu schließen und zog ab. Dann begannen wir haltlos zu lachen und Silas hob mich auf seine Schultern.

"Das nenn ich mal genial, Andy! Dem hast dus gezeigt!" So verging der Rest der Fahrt mit viel Gelächter, Schokofröschen und Kürbissaft.

𝐜𝐨𝐧𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬 | 𝐣𝐚𝐦𝐞𝐬 𝐬𝐢𝐫𝐢𝐮𝐬 𝐩𝐨𝐭𝐭𝐞𝐫Where stories live. Discover now