XIII

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Andromeda PoV

Der einundzwanzigste Oktober war ein verregneter, stürmischer Tag. Heute stand das erste Quidditch Spiel des Jahres, Gryffindor gegen Slytherin an.

Für James bedeutete das heute doppelte Aufregung, denn es war neben seinem ersten Spiel als Captain noch sein sechzehnter Geburtstag. Heute Abend würde seine Party steigen und es wäre natürlich für die Stimmung aller Anwesenden besser, wenn Gryffindor den Sieg davon tragen würde.

Das Verhältnis zwischen James und mir hatte sich seit dem Abend im Raum der Wünsche weder verbessert noch verschlechtert. Das lag nicht an mir, sondern an ihm. Irgendwie versuchte er mir, aus dem Weg zu gehen, was mich eigentlich nicht stören sollte, aber irgendwie wurmte es mich doch. Hatte ich irgendetwas falsch gemacht?

Und auf Roxy, die eigentlich in Sachen Verhaltensanalyse ein Ass war, konnte ich im Moment nicht bauen. Grund war ein gewisser blonder Jäger. Nach ihrem ersten Date hatten sich die beiden noch drei Mal verabredet, bis sie eines Abends kreischend in unseren Schlafsaal gestürmt war. Jonah hatte geküsst.

Zwar freute ich mich rießig für die frisch verliebten, aber es ließ mich irgendwie... einsam fühlen. Immerhin war mein Bruder noch Single, aber es schien, als fände Rose ihn langsam gar nicht mehr so schlimm.

Jäh wurde ich von James aus meinen Gedanken gerissen, der seine Motivationsrede beendet hatte (bei der ich nicht wirklich zugehört hatte) und wir folgten ihm auf das Feld.

"Und hier kommt Gryffindors Quidditchmannschaft.", rief Emilia in das magische Megfon und Jubel ertönte. "Kapitän James Potter und Fred Weasley als Treiber, die Jäger Silas Hall, Jonah Anderson und Andromeda Malfoy, die neue Hüterin Rose Granger-Weasley und Raphael O'Connor als Sucher. Ein wirklich starkes Team, das Potter da zusammengestellt hat!"

Wir machten uns startbereit und taxierten die gegnerische Mannschaft mit feindlichen Blicken, während James und Zacharias Parkison, ein bulliger dinkelhaariger Junge mit Hakennase, sich die Hände schüttelten. Slytherins Mannschaft bestand, wie eigentlich immer, komplett aus Jungs. Sie hatten eine sehr talentierte Treiberin gehabt, aber sie war schon vor zwei Jahren fertig mit der Schule geworden.

Auf Madam Hoochs Pfiff stürze ich nach vorn und konnte einem gegnerischen Jäger den Quaffle vor der Nase wegschnappen und passte zu Silas, der zu den Ringen zischte und den ersten Treffer erzielte.

"Perfekt verwandelt von Silas Hall nach einer exzellenten Vorlage von Andromeda Malfoy!", schrie Emilia gegen das Jubeln, die Buhrufe und den Sturm, während ich mit Silas abklatschte.

Wenn man von dem Sturm und den Klatschern, mit denen die Slytherins vor allem Rose und mich beschossen absah, dann verlief das Spiel grandios.

Ich wich einem Klatscher aus und schoss auf die Torringe zu. Gordon Taylor, der Hüter, blickte mich finster und bedrohlich an, aber ich ließ mich davon nicht beeindrucken, sondern täuschte links an und versekte den Quaffle im mittleren Ring.

"Und Andy erzielt ihren fünften Treffer! Es steht nun hundertzehn zu dreißig für Gryffindor, da sollten sich unsere Schlangenfreunde aber mal ranhalten!"

Nach zwei weiteren Toren von Jonah begannen die Zuschauer auf einmal aufgeregt zu rufen und deuteten auf Raphael und Lucas, die Kopf an Kopf etwas winzigem, goldenen hinterherjagten: dem Schnatz.

Ich hielt die Luft an, während die zwei Sucher dem kleinem Ball immer näher kamen, bis Raphael eine Millisekunde vor Lucas zugriff und strahlend die Hand mit dem Schnatz nach oben streckte. Wir hatten gewonnen!

Jubel brach aus und wir landeten und fielen uns in die Arme, während Emilia immer wieder Gryffindors Sieg verkündete.

Ich wurde von Scorpius empfangen, der mir auf die Schulter klopfte und Roxy, die mich an sich drückte, ehe sie von Jonah in Beschlag genommen wurde. Auch Albus gratulierte uns zum Sieg.

Ich wollte mich wieder an meinen Bruder wenden, doch er war nicht mehr eben mir. Stattdessen war er auf Rose zuegangen, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie. Sie schien zuerst vollkommen überrumpelt, aber dann erwiederte sie den Kuss, woraufhin alle Umstehenden zu klatschen und zu pfeifen begannen.

Ich strahlte und zeigte meinem dümmlich grinsenden Bruder beide Daumen nach oben. Aus dem Augenwinkel nahm ich Albus wahr, der mit sich gesenktem Kopf davonstehlen wollte. Dabei wischte er sich unauffällig über die Augen.

Kurz rang ich mit mir selber, aber dann folge ich ihm. Dabei bemerkte ich gar nicht James, der sich zu mir durchgequetscht hatte und sich nun niedergeschlagen wieder trollte.

Albus hatte sich auf dem Astronomieturm niedergelassen und leise setzte ich mich neben ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Erschrocken drehte er sich zu mir um.

"Ach, du bists, Andromeda.", murmelte er. Er klang unendlich traurig.

"Willst du darüber reden?", fragte ich ihn vorsichtig. Ein zittriges Seufzen war die Antwort.

"Versprichst du, ihm nichts davon zu erzählen? Also Scorpius?", fragte er nach kurzem Zögern und ich nickte.

"Scheiße, Andromeda, ich weiß nicht, was mit mir los ist! Eigentlich sollte ich mich doch für ihn freuen, oder? Aber stattdessen fühlt es sich jedes mal, wenn er von Rose redet, so an, als würde er mir ein Messer ins Herz rammen.", sagte er leise. Seine Stimme brach am Ende.

"Ach Albus. Das tut mir so Leid, du weißt gar nicht, wie sehr. Weißt du, mein Bruder hat dich wirklich sehr gerne. Aber ich glaube, er hat Rose auch sehr gern, aber eben auf eine andere Weise. Und ich weiß, wie weh das tut, aber das Leben läuft manchmal eben scheiße. Wir wünschen uns, was wir nicht bekommen können. Wir sind machtlos, denn gegen das Schicksal haben wir keine Chance. Und wir denken, es läge an uns.", sagte ich und sah im fest in die Augen, ehe ich weitersprach.

"Aber wir können versuchen, das beste daraus zu machen, denn irgendwann wird es nicht mehr so weh tun. Und weißt du was Albus? Du bist, so wie du bist, und das ist genug. Eintausend Mal mehr als genug."

Ich stand auf und streckte ihm die Hand hin, um ihn hochzuziehen. Zu meiner Überraschung schloss er mich in die Arme.

"Danke, Andy. Du kannst sowas, weißt du das?"

Als Antwort zuckte ich nur lächelnd mit den Schultern.

"Und nachher Albus, gehen wir auf Gryffindors Siegesparty oder James' Geburtstagsparty, nenn es wie du willst. Du brauchst eine Ablenkung. Ich glaube, Raphael ist an dir interessiert.", munterte ich ihn auf.

Er warf mir einen erstaunten Blick zu, ehe sich ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht stahl.

𝐜𝐨𝐧𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬 | 𝐣𝐚𝐦𝐞𝐬 𝐬𝐢𝐫𝐢𝐮𝐬 𝐩𝐨𝐭𝐭𝐞𝐫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt