VI

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Andromeda PoV

Als ich mich Donnerstag Abend, nach einem schrecklich langen Tag, der mit einer Doppelstunde Geschichte der Zauberei geendet hatte, zum Quidditchfeld aufmachte, war meine Laune am Tiefpunkt angelangt.

Eineinhalb Stunden bei leichtem Regen, Wind und mit Potter als Gesellschaft. Ich konnte mir besseres vorstellen, zum Beispiel das Muggelbuch, das mir Scorpius geschenkt hatte, endlich anzufangen, oder mit Roxy eine Runde Zauberschnippschnapp zu spielen. Darin war sie zwar unschlagbar und ich verlor jede Runde mit Pauken und Trompeten, aber es machte nichts desto trotz einfach Spaß.

Aber nun stand ich hier, frierend und müde. Der einzige Lichtblick würde Astronomie sein, das ich heute Nacht noch hatte.

Ich stellte mich zwischen Raphael und Silas und wir drängten uns dicht zusammen, um möglichst warm zu bleiben. Als ich Rose sah, winkte ich sie zu uns rüber.

"Hast du zufällig eine Idee, wann dein werter Cousin gedenkt, hier aufzutauchen? Wir frieren uns hier alle den Arsch ab und er kommt zu spät."

"Sorry, ich hab auch keine Ahnung.", bibberte sie.

Genervt stöhnte ich auf, als ich Potter entspannt auf uns zukommen sah. Na endlich!

"Du bist zu spät!", erinnerte ihn Raphael, doch Potter grinste nur überheblich.

"Na und? Fünf Minuten hin oder her sind doch total egal. Oder hast du heute noch ein Date?"
Unser Sucher rollte mit den Augen. "Ja, mit deinem Bruder."

Ich prustete los und wäre Raphael gerne hier und jetzt um den Hals gefallen für den Blick in Potters Gesicht, aber ich hielt mich zurück. Unser Kapitän sah recht angepisst aus und wenn Blicke töten könnten, dann wäre er schon mindestens zehnmal enthauptet worden.

"Alle auf eure Besen, wir machen gleich mal ein Testspiel.", fauchte Potter und er stieß sich mit solcher Wucht vom Boden ab, dass Schlamm in alle Richtungen spritzte.

Gemächlich folgte ihm sein Team und als wir alle in der Luft waren, ließ Potter mit einem Wink seines Zauberstabes die Klatscher, den Schnatz und den Quaffle frei, welchen ich mir sofort schnappte und zu Jonah passte.

Das Training wäre wirklich gut verlaufen, wenn da nicht Potter wäre. Er schien heute besonders hartnäckig an meinen Fersen zu kleben, aber nicht nur, um mir wie üblich Klatscher um die Ohren zu hauen. Stattdessen stellte er heute immer wieder aus dem Nichts fragen, wie: ˋMagst du deinen Dad?', ˋKommst du gut mit ihm aus?', ˋWie gehts deinem Bruder?'

Ich versuchte in zu ignorieren und einfach ein paar Ringe zu werfen. Vielleicht wolle er ja testen, wie leicht man abgelenkt wurde.

Eine Zeit lang ging diese Taktik recht gut, doch natürlich war dieses Glück nur von kurzer Dauer.

"Wie geht es eigentlich deiner Mutter?", fragte Potter, "Behandelt Malfoy sie gut oder muss sie den Boden schrubben und muss ihn mit Sir anreden?"

Sofort war ich wie versteinert und schwebte, fünfzehn Meter über dem Boden, auf der Stelle. Ich starrte ihn ungläubig an, während sich in meinem Magen ein eiskaltes Gefühl ausbreitete. Ich merkte nicht mal, wie ich meine Augen mit Tränen füllten und mir das restliche Team irgendetwas zurief.

Ich hörte ein Zischen, dann ein Knacken und ein lodernder Schmerz breitete ich in meinem Oberkörper aus. Dann merkte ich wie ich fiel und alles wurde schwarz.

Gedämpft vernahm ich Stimmen um mich herum. Außerdem war da ein unngenehm hoher Ton, der von überall herzukommen schien.

Langsam öffnete ich erst das linke, und schließlich beide Augen und sofort umgab mich gleißende Helligkeit. Ich unterdrückte das Bedürfniss, meine Augen sofort wieder zu schließen und in der wohltuenden Dunkelheit zu versinken.

Ich konnte so langsam Gesichter ausmachen und nach einer weiteren Minute war ich im Stande, sie Personen zuzuordnen und meine Umgebung zu erkennen. Weiße Betten standen in einer Reihe an der Wand, durch die hohen Fenster fiel das letzte Licht der Abendsonne und an der Decke waren mehrere große Lampen befestigt. Ich war im Krankenflügel.

"Oh Merlin sei Dank, du bist wach!", hörte ich Roxy rufen und ein erleichtertes Aufseufzen ging durch die Runde. Um mein Bett stand das Gryffindor Quidditchteam, nur der Kapitän fehlte, Roxanne, Scorpius und Albus. Kurzum: alle, die mir wichtig waren, was mich irgendwie rührte.

"Was ist überhaupt passiert?", fragte ich und ich merkte, wie rau und heiser meine Stimme klang, rauer als sonst.

"Du hast einen Klatscher abbekommen, der dir sämtliche Rippen gebrochen und ein paar Wirbel ausgerenkt hat. Sorry übrigens wegen dem Klatscher, ich dachte, du siehst ihn.", sagte Fred und fuhr sich beschämt durch seine schwarzen Locken und ich lächelte ihm zu.

"Mach dir keinen Kopf. Es war ja nicht deine Schuld. Aber wieso hab ich den Klatscher ni- Ohh ich bring in um!"

Ich erinnerte mich wieder, was Potter gesag hatte. Es war ein offenes Geheimnis, was mit meiner Mom passiert war und dieser unterbelichtete Flubberwurm fragte so was! Als würde mein Dad uns tyrannisieren oder weiß sonst was! Ich wollte mich schon aufsetzen, als ein scharfer Schmerz durch meinen Körper zuckte und ich ließ mich wieder in die weichen Kissen sinken.

"Keine Sorge, das wollten wir schon übernehmen.", beruhigte mich Silas.

"Ja, das Geschrei und die Drohungen hat man bis zum Gryffindorturm gehört, aber McGonagall und Professor Longbottom haben eine Schlägerei verhindert.", meinte Roxy grinsend, doch sie hatte immer noch einen besorgten Ausdruck in ihren braunen Augen.

"Fünf gegen einen wären ja auch ein bisschen unfair gewesen", stellte Scorpius fest, "obwohl er ein paar Schläge schon verdient hätte. Ich kanns immer noch nicht fassen, was er Dad unterstellt hat!"

"Mein Bruder ist eben ein Idiot.", stellte Albus nüchtern fest und niemand schien irgendwelche Einwände zu haben.

Dann kam Madam Pomfrey, eine uralte, aber sehr agile Heilerin, die schon zu Zeiten meines Großvaters auf Hogwarts gewesen sein sollte. Sie verscheuchte meine Besucher und als sich dann auch Roxy und Scorp, die sich verbündet zu haben schienen, mit den Worten: "Wir werden ihm die Hölle heiß machen.", veraschiedeten, veranstaltete die Heilerin einen Universal-Rundumcheck.

"Da hat es Sie ja ganz schön erwischt, Miss Malfoy. Aber sie sind ja nicht so ein Jammerlappen wie ihr Vater in seiner Hogwartszeit. Er war unglaublich dramatisch bei seinen Verletzungen. Gott sei Dank scheint ihre Schmerzschwelle etwas höher zu liegen."

Ich grinste. Dad hatte mir von seinem dramatischen Teenage-ich erzählt, um mich vor den Erzählungen der Lehrer zu wappnen, doch dass er so empfindlich war, war mir neu.
Ich würde es ihm auf jeden Fall unter die Nase reiben.

Madam Pomfrey gab mir noch einige Tränke und mit den Worten: "Schlafen sie gut. Morgen sieht die Welt gleich anderst aus.", glitt ich ins reich der Träume.

𝐜𝐨𝐧𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬 | 𝐣𝐚𝐦𝐞𝐬 𝐬𝐢𝐫𝐢𝐮𝐬 𝐩𝐨𝐭𝐭𝐞𝐫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt