VIII

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Andromeda PoV

Nach der Doppelstunde Zaubertränke am Montag rief Professor Slughorn James und mich zu sich.

„Mr Potter, wie sie ja wissen, sind ihre Noten in Zaubertränke nicht gerade die besten, und dieses Jahr stehen die ZAGs an. Miss Malfoy, sie sind meine beste Schülerin und haben einfach ein Händchen für das Brauen. Denken sie mal über eine Art Nachhilfe nach, davon würden sie beide profitieren.", verkündete er.

Das kam zwar sehr überraschend und ich hatte nicht wirklich Lust, noch mehr Zeit mit Potter allein zu verbringen, aber ich konnte ja schlecht nein sagen.

Fragend sah ich zu Potter, der nur deprimiert mit den Schultern zuckte.

„Also gut.", stimmte ich schließlich zu.

„Sehr schön! Ich werde ihnen das Klassenzimmer am Montag nach dem Abendessen bis zur Sperrstunde überlassen! Mr Potter, ich hoffe, sie strengen sich an. Miss Malfoy, ich zähle auf sie!", gluckste er und entließ uns mit einem Wink.

„Hat eigentlich irgendjemand gefragt, ob ich das will?", murrte Potter, als wir uns auf den Weg zu Verteidigung gegen die dunklen Künste machten.

„Nein, aber ich schätze, da wirst du nicht viel Mitspracherecht haben. Schließlich brauchst du Zaubertränke, um später Auror zu werden."

„Wer sagt, dass ich Auror werden will?", fragte er und sah mich ernst an.

„Oh, ich dachte, weil dein Dad...", murmelte ich peinlich berührt.

„Klar, der Sohn des Auserwählten muss natürlich eine Karriere als Auror anstreben, wahlweise auch Quidditchprofi, alles andere wäre nicht akzeptabel.", fauchte er. Sein Sinneswandel hatte mich ein bisschen verschreckt, um ehrlich zu sein.

„Potter! Potter! Hey jetzt warte doch!", rief ich, doch er stürmte weiter. Ich seufzte.
„James!" Nun blieb er endlich stehen und drehte sich zu mir um.

„Was, Malfoy?!", knurrte er.

„Es tut mir Leid! Ich rede immer davon, wie voreingenommen mich die Leute behandeln und bin selber nicht besser. Es tut mir Leid, wirklich.", seufze ich und sah ihm in die Augen. Sie waren goldbraun, wie Bernstein.

Sein Blick wurde etwas weicher.
„Schon gut, Andromeda. Du hast Recht, es lag wirklich nahe, dass ich auch Auror werden will."

Hatte er mich gerade bei meinem Namen genannt? Und er war nicht wütend? Wer stand da vor mir, und wo war James Potter geblieben?

„Was willst du dann werden, wenn schon kein Auror?", fragte ich neugierig. „Quidditchprofi?"

„Heiler."

Wow, das kam unerwartet. Ich hatte mir ihn eher in einem Job wie Fluchbrecher vorgestellt.

„Du schaust recht überrascht. Aber wirklich, das ist mit das einzige, was mir Spaß machen könnte.", grinste er. „Wo wir schon dabei sind, was ist dein Zukunftsplan?"

„Naja, ich würde schon gerne Auror werden. Professor Flintstone meinte, ich hätte das Zeug dazu.", antwortete ich und lächelte leicht. Ja, das war wirklich mein Traumberuf.

„Ach das schaffst du bestimmt. Wenn nicht, dann wirst du halt Quidditchprofi, du spielst echt spitze."

Ich fiel vom Glauben ab. James Potter hatte mir so eben ein Kompliment gemacht.

„Warum bist du heute so nett?", fragte ich verwirrt.

„Hast du unser Gespräch gestern schon vergessen, Andromeda? Ich bin ab heute ein neuer Mensch. Ich habe mit Selina Schluss gemacht, mich bei meinem Bruder entschuldigt und im Unterricht aufgepasst.", verkündete er stolz.

„Du verarschst mich doch! Man kann sich doch nicht von einem Tag auf den anderen so verbessern!"

„Weißt du, ich hab wirklich lange darüber nachgedacht und mir ist aufgefallen, dass manche Sachen vielleicht wirklich nicht ganz in Ordnung waren. Und dann ist ja noch ZAG Jahr und da hilft der Potter-Bonus nicht wirklich etwas. Also muss ich mich wohl oder übel am Riemen reißen.", erklärte er und ließ mich verdutzt zurück.

Ich traute dem Frieden noch nicht ganz.

Nach dem Abendessen machten James und ich uns zum Zaubertränke Klassenzimmer auf. Für heute hatte ich einen einfachen Trank geplant. Es war der Trank für traumlosen Schlaf. Ich wollte einfach sehen, wie James beim Brauen vorging.

Ich stellte ihm seine Aufgabe und er machte sich an die Arbeit, während ich ihm über die Schulter schaute.

„Halt, James! Du darfst die Florfliegen noch nicht hinzufügen! Erst, nachdem du es köcheln lassen hast.", rief ich und hielt ihn von einem fatalem Fehler ab. „Du musst einfach genauer die Rezepte lesen."

Er stöhnte auf. „Klar, weil ich mich ja auch so gut konzentrieren kann nach dem Abendessen. Ich bin sau müde und will einfach ins Bett!", jammerte er und ich seufzte.

„Dann machen wir es so: Ich braue und du siehst genau zu. Danach sagst du mir, was ich gemacht habe. Verstanden?"

Damit schien er zufrieden zu sein. Eine Weile arbeitete ich einfach vor mich hin und spürte James' konzentrierten Blick auf mir. Das war das Problem: er starrte nicht den Kessel, sondern meinen Hinterkopf an.

„Schau zum Kessel, James. Meine Rückseite wird dir nicht viel für Zaubertränke bringen.", schimpfte ich ihn spaßeshalber und holte ihn somit zurück in die Realität.

„Hast du diesen Trank schon mal selber benutzt?", fragte er auf einmal in die Stille hinein, was mich ein wenig aus der Bahn warf.

„Ja. Nachdem Mum gestorben ist, habe ich immer Alpträume gehabt.", murmelte ich schließlich nach einigem Zögern. Es war keine schöne Zeit gewesen und beim Gedanken daran trübte sich meine Stimmung.

James schien das zu bemerken. Er stand auf, berührte mich sanft an der Schulter und drehte mich so, dass ich ihn ansah. Dann tat er etwas, was ich niemals, nicht in hundert Jahren, von ihm erwartet hätte.

Er umarmte mich.

Und es war kein kurzes Ansichdrücken, sondern eine richtige Umarmung.

Einen Moment lang war ich wie versteinert, doch dann legte ich meine Arme um ihn und vergrub meinen Kopf in seiner Brust.

Einige Zeit standen wir einfach so da, bevor wir uns voneinander lösten.

Verlegen räusperte James sich und fuhr sich mit seiner Hand durch seine eh schon chaotischen Haare.

„Sorry.", murmelte er und noch ehe ich etwas erwiedern konnte, hatte er sich seinen Rucksack geschnappt und war verschwunden.

Und ich? Ich stand da, total konfus, mit einem halbfertigen Zaubertrank und James' Duft in der Nase.

Ich musste mir eingestehen, ich hatte die Umarmung genossen. Für einen kurzen Moment hatte ich mich vollkommen sicher und sorgenfrei gefühlt. Doch das war James Potter, verdammt noch mal. Erst gestern hatte er meinen Dad als Verbrecher hingestellt.

Ich versuchte, meine aufgewühlten Gefühle in den Griff zu bekommen und sorgte mit einem Wink meines Zauberstabes für Ordnung, ehe ich mich zum Gryffindorturm aufmachte.

𝐜𝐨𝐧𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬 | 𝐣𝐚𝐦𝐞𝐬 𝐬𝐢𝐫𝐢𝐮𝐬 𝐩𝐨𝐭𝐭𝐞𝐫Where stories live. Discover now