VII

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James PoV

Mir war klar, dass ich Mist gebaut hatte. Nach den Standpauken von dem Quidditchteam, Roxanne, Scorpius, McGonnagall, Professor Longbottom und einem Heuler meiner Mutter, die von der Schulleiterin von meinem "moralischen Fehltritt" erfahren hatte, wusste das wahrscheinlich ganz Hogwarts.

Zu meiner Verteidigung: Ich hatte nichts von dem Tod Astoria Malfoys mitbekommen. Gonni hatte mich nach dem fatalen Quidditchtraining über die Situation der Malfoys unterrichtet. Hätte ich das gewusst, wäre ich natürlich etwas taktvoller mit ihr umgegangen.

Ich erinnerte mich dunkel, dass Dad in den Ferien irgendetwas über die Malfoys erzählt hatte, aber mein Gehirn schaltete bei solchen Erzählungen immer sofort auf Durchzug.

Außerdem hatte mir mein Hauslehrer versichert, dass Draco Malfoy früher vielleicht ein hirnloser Hippogreif gewesen war, aber seine Kinder über alles liebte und ihnen nie etwas antun würde. Also waren meine Ermittlungen zum Fall: Draco Malfoy- Vater oder Verbrecher somit ebenfalls abgeschlossen.

Und jetzt war es Zeit, meinen Stolz zu überwinden. Ich würde mich bei Andromeda entschuldigen. Sie war gestern Abend aus dem Krankenflügel entlassen worden und wenn mich nicht alles täuschte, war sie heute dran, nach Freddie zu sehen. Also machte ich mich auf in den Stall.

Die letzten Sonnenstrahlen tauchten Hogwarts' Ländereien in goldenes Licht. Die Bäume hatten schon begonnen, sich zu verfärben und ein frischer Wind fegte über die Gräser und ließ sie aufwirbeln. Es war Herbst geworden.

Im Freddies gemütlicher, mit Heu und Stroh ausgepolsteter Box angekommen fand ich Andromeda in der Box sitzend vor, wo sie gerade das Donnervogelbaby mit Fleischhäppchen fütterte.

Mit einem Räuspern machte ich mich bemerkbar, wodurch sie aufschreckte.

"Was willst du, Potter?", fragte sie. Sie klang nicht wütend oder zickig, sondern unendlich erschöpft und das war fast noch schlimmer.

Und in diesem Moment wurden mir drei Dinge klar:

Erstens: dieses Mädchen vor mir hatte keine Mutter mehr. Es traf mich wie ein Schlag. Andromeda und Scorpius hatten verdammt noch mal keine Mutter mehr, obwohl sie noch so jung waren.

Zweitens: Mir tat zum allerersten Mal in meinem Leben wirklich etwas Leid. Früher hatte ich meine Fehltritte immer mit einem Schulterzucken abgetan und nie wieder einen Gedanken daran verschwendet. Doch nun wünschte ich mir, ich könnte meine Worte irgendwie zurückholen.

Drittens: Andromeda Malfoy hatte sehr schöne Augen. Sie waren so intensiv grau, dass es mich durcheinander brachte, hineinzusehen.

Diese drei Erkenntnisse schossen innerhalb einer Sekunde durch meinen Kopf und brachten mich etwas (also sehr viel) aus der Fasssung, doch ich ließ mir nichts anmerken.

"Ich will mich entschuldigen. Ich war ein absoluter Idiot, so etwas auch nur zu denken! Und mir tut es aufrichtig Leid, was mit deiner Mum passiert ist.", sagte ich und sah sie an. Ihr Gesicht war vollkommen ausdruckslos geblieben.

"Weißt du Potter, ich bin dir nicht mal böse. Ich bin auf niemanden böse, wenn er seine Meinung äußert.", sagte sie.

Verdutzt sah ich sie an, doch Andromeda war noch nicht fertig.

"Ich bin es einfach nur Leid, dass jeder mich ansieht und die Vergangenheit meines Vaters auf Scorpius und mich überträgt. Ich bin es Leid, dass alle uns ansehen, als würden wir eine neue Generation Todesser auf die Beine stellen. Ich bin es Leid, dass ich bei jedem Schritt den ich gehe, bei allem was ich tue, verurteilt werde. Ich bin nicht die Tochter eines Todessers, ich bin die Tochter von Draco Malfoy, der in eine scheiß Familie hineingeboren wurde und verdammt noch mal keinen Weg herausgefunden hat."

Ich starrte sie an, genauso überrascht von ihrem plötzlichen Gefühlsausbruch, wie sie selbst.

Ich setzte mich neben sie, lehnte mich gegen die hölzerne Wand der Box und wir schwiegen einfach eine Weile.

"Ich werde es wieder gut machen, dass versprech ich dir. Sag mir, was ich tun kann, damit du mir verzeihst.", bat ich sie und beobachtete sie von der Seite. Andromeda sah mich erstaunt an und lächelte dann traurig.

„Velleicht kann ich dir verzeihen, denn du scheinst deinen Fehler einzusehen. Aber ich kann dir nur glauben, wenn du dich mir gegenüber und allen, die du nicht magst, einfach ein wenig erwachsener verhalten würdest. Du stolzierst durch die Schule und machst jeden blöd an, der dir nicht in den Kram passt und du brichst die Herzen sämtlicher Mädchen nur für ein bisschen Ablenkung. Und das ist wirklich beschissen."

Okay, das tat weh. Aber sie hatte Recht. Ich merkte so langsam, wie der Harry-Potter-Bonus schwand und mich immer mehr Leute einfach nur noch ignorierten und mir verachtende Blicke zuwarfen. Sogar Albus, mein eigener Bruder, schien mich zu hassen. Ich hatte ihm auch allen Grund dazu gegeben.

Ich blickte auf ihre ausgestreckte Hand und schlug ein. "Abgemacht."

"Schön. Ab jetzt liegt es an dir, wie viel bedeutet dir mein Verzeihen wirklich.", sagte sie und lächelte schelmisch. "Aber glaub ja nicht, dass wir jetzt Freunde sind, Potter. Noch gehst du mir mächtig auf die Nerven."

"Schon klar, Malfoy.", versprach ich und grinste. Sie war vielleicht doch nicht so übel wie immer angenommen.

"Willst du mich noch länger mit deiner Anwesenheit beehren oder warum bist du noch hier?", fragte Andromeda, skeptisch eine Augenbraue nach oben gezogen.

"Ich dachte mir, vielleicht ist es für Freddie besser, Zeit mit Onkel und Tante zusammen zu verbringen."

Sie sah zwar nicht gerade begeistert aus, sagte aber nichts dagegen.

Eine Weile streichelten wir unser Donnervogelbaby über sein braun weiß gesprenkeltes Gefieder und fütterten es mit Frettchenhappen, bis es draußen dunkel wurde.

"Wie bist du eigentlich darauf gekommen, ihn nach Freddie Mercury zu benennen?", fragte Andromeda nach einiger Zeit.

"Ich liebe Muggelmusik, vor allem Queen. Außerdem sieht er irgendwie wie ein Freddie aus. Wieso, kennst du die Band auch?"

Sie lächelte, sodass sich Grübchen in ihren Wangen bildeten. "Ich kann sämtliche Stücke von Queen auf dem Klavier mitspielen. Meine Mum hat es mir beigebracht.", erzählte sie, was mich ziemlich beeindruckte.

"Wow, ich wusste gar nicht, dass du Klavier spielst."

"In Hogwarts geht das ja auch schlecht, hier gibt es nirgends Muggelinstrumente.", sagte sie enttäuscht.

"Nicht im Raum der Wünsche. Du könntest dir einfach ein Klavier herwünschen."

"Raum der Wünsche? Wo ist der?", frage sie. Fassungslos sah ich sie an. Sie kannte den Raum der Wünsche nicht?!

"Ich kann ihn dir zeigen. Ich verarsch dich auch nicht, versprochen.", platzte es aus mir heraus. Ich hatte keine Ahnung, wieso ich das gesagt hatte, immerhin saß Malfoy vor mir.

"Danke, James.", hörte ich sie flüstern. Es war das erste Mal, dass sie mich bei meinem Vornamen ansprach.

𝐜𝐨𝐧𝐬𝐭𝐞𝐥𝐥𝐚𝐭𝐢𝐨𝐧𝐬 | 𝐣𝐚𝐦𝐞𝐬 𝐬𝐢𝐫𝐢𝐮𝐬 𝐩𝐨𝐭𝐭𝐞𝐫Where stories live. Discover now