Chapter Seven

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Das verfallene Haus in der Neighboltstreet konnte man schon von weitem sehen. Die alten, dunklen Bretter hoben sich mehr als deutlich vom vertrockneten Gras ab.
Schluckend schob ich mein Rad darauf zu.
Fuck you, Bowers, ich hoffe so sehr du kommst da drin um, allein dafür, dass du mich zwingst, hier nochmal herzukommen!

Je näher ich kam, desto bedrohlicher sah es aus.
Die Fensterläden waren eingeschlagen, das Haus an sich verfallen und überall lagen kleine Trümmerteile.
Aber das war nicht das gruselige daran. Das Haus schien mich anzustarren. Ich konnte meinen Blick nicht davon abwenden.
Von hinter mir kam Wind auf und ich fröstelte plötzlich. Meine Finger umklammerten den Lenker so fest, dass die Knöchel weiß wurden.

Energisch kniff ich die Augen ziemlich. Ganz ruhig, Richie, reiß dich zusammen! Es ist nur ein fucking Haus und ES ist sowieso safe an der Scheiße Derrys erstickt! Du musst da nur kurz rein, das Geld abliefern und dann bist du wieder weg. Nichts schlimmes. Und niemandem wird dann weh getan.
Ich öffnete meine Augen wieder und erschrak zu Tode.
Die Tür war offen! Die war doch nicht die ganze Zeit schon offen gewesen, oder?
Oh fuck, war das creepy...

Das dunkle Loch hinter der Tür schien alles Licht einzusaugen. Mich einzusaugen...
Erinnerungsfetzen schwirrten durch meinen Kopf: Eddie, der vor Angst und Schmerzen schrie, ich, der irgendwie versuchte ihn abzulenken und zu beschützen, die Clowns, Betty mit ihren abgehackten Beinen, der "Gesucht"-Flyer von mir, ES' grausige Spielchen...
Und ES selbst. Was, wenn das alles nur ein Trick war? Wenn ES Bowers benutzt hatte um mich herzulocken? Wenn es mich jetzt fressen wollte? Wenn ES doch nicht tot war und jetzt genau hinter mir stand und-

Ich fuhr herum und schrie leise auf. Meine Augen scannten hektisch alles ab...
Nichts.
Und das sollte auch so bleiben, verdammt! Energisch drehte ich mein Rad, warf noch einmal einen Blick zum Horrorhaus - wieder nichts - und radelte dann so schnell wie möglich nach Hause.
Ich würde nie wieder dieses Grundstück betreten, das schwor ich mir! Selbst wenn Connor sonst was mit Eddie machen würde!

Je weiter ich vom Haus wegkam, desto bescheuerter erschienen mir meine Gedanken. ES war tot, zurück in seinem Gulli und würde sowieso nicht zurück kommen. Wir waren alle sicher, glücklich und unversehrt.
Das Haus konnte mich mal!

Seufzend schmiss ich mein Rad zur Seite und schloss meine Haustür auf.
Was war nur aus mir geworden? Ein Weichei. Ein richtiger Loser. Und zum ersten Mal kam mir das wieder wie eine Beleidigung vor.
Der Richie damals, der sich mit seinen Freunden dem Clown entgegen gestellt hatte... an den konnte ich mich nichtmal richtig erinnern.
Er war Vergangenheit. Die Freundesgruppe, die ihn mutig gemacht hatte war mehr oder weniger Vergangenheit. Ich war nicht er.
Wenn man so zurück blickte, schien es, als wären Jahrzehnte vergangen.
Und was hatte ich geschafft?
Nichts.
Nur Freunde verloren. Was mich zu einem noch viel größeren Nichts machte.
Wer war ich ohne jemanden zum nerven? Ein Niemand. Nicht mal mehr ein Loser...

***

Um viertel vor Acht lehnte ich an der Wand des Kinos und rauchte eine. Es war ungewöhnlich für mich, pünktlich zu sein und noch ungewöhnlicher, zu früh zu sein.
Aber ich hielt es alleine einfach nicht mehr aus.

Ich hatte alles probiert, meine Lieblingslieder auf voller Lautstärke laufen lassen, Sport, ich war in die Spielhalle gegangen und hatte Streetfighter gespielt, aber nichts hatte geholfen! Die Leere in meinen Kopf und um mich herum schien mich zu erdrücken.
Aber ich wollte mich auch niemandem aufdrängen.
Ich wünschte, Bev wäre hier. Wir hatten zwar nicht so viel miteinander zu tun gehabt, weil sie lieber mit Bill und Ben rumhing, aber sie war die fast die Einzige gewesen, bei der ich ich sein konnte. Ich hatte nie das Gefühl gehabt, sie würde mir irgendwie über den Mund fahren oder wollen, dass ich aufhöre. Mit ihr konnte man einfach reden. Und das war echt schön. Gewesen.
Super, jetzt fühlte ich mich noch mehr alleine als vorher.

Seufzend zog ich an meiner Zigarette, als ich von weitem sehr bekannte Stimmen hörte. Es waren Stan und Bill.
Automatisch musste ich grinsen und stieß mich von der Wand ab.
"Hey, ihr Loser!" Die beiden stellten ihre Räder ab.
"Seit wann bist du denn mal zu früh?", begrüßte mich Stan.
"Ach, ich hab euch soooo sehr vermisst, ich konnte einfach nicht alleine Zuhause hocken." Ich grinste sie an und hatte deutlichen Sarkasmus in meine Stimme gelegt. Innerlich seufzte ich.
"Sind die anderen schon da?"
"Nimm mal." Ich drückte Bill meine Brille in die Hand und merkte direkt wieder, wie scheiße meine Augen waren. Mein Gesicht fühlte sich echt leer an ohne und ich bereute das jetzt schon.
"Was? Was soll ich damit?"
"Na gucken ob jemand anders da ist! So siehst du offenbar nichts. Würde ich sonst hier alleine stehen?" Schmunzelnd nahm ich meine Brille zurück und setzte sie wieder auf. Viel besser!
"Und was macht ihr schon hier?" Normalerweise war Eddie immer der Erste... Allein der Gedanke an ihn versetzte mir einen Stich. Wie sollte ich es dann aushalten, zwei Stunden mit ihm im Kino zu sitzen?

"Hey Leute!", hörte ich plötzlich sein abgehetztes Stimmchen. Na wenn man vom Teufel sprach...
Die anderen begrüßten ihn, während ich nur konzentriert an ihm vorbei starrte. Im nächsten Moment fragte ich mich, wie bescheuert das wohl aussehen mochte und funkelte ihn finster an. Er senkte unsicher den Blick und fummelte an seinem T-Shirt herum.
Du weißt ganz genau, was du falsch gemacht hast. Bieg es wieder gerade!, versuchte ich ihn gedanklich zu beschwören. Was natürlich nicht funktionierte.

"Was ist denn bei euch los?", fragte Stan verwirrt und riss mich damit aus seinen Gedanken. Er schaute zwischen Eddie und mir hin und her. Und er hatte Recht, obwohl wir uns ständig zankten und kabbelten, hatten wir uns in all der Zeit vielleicht ein oder zwei Mal richtig gestritten. Aber ich hatte echt keine Lust, die anderen da mit reinzuziehen, also winkte ich nur ab und setzte ein Grinsen auf.
"Der ist nur sauer, weil ich seine Mom zerfi-"
"Halt verdammt nochmal die Klappe, Richard!", fauchte Eddie mich an.
"Entschuldigung, Edward?! Ich hab dir gerade versucht, die Erklärung zu ersparen und ganz ehrlich, du bist der letzte, der hier sauer sein sollte, du hast den Dreck doch verbaut!"
"Das sagt man so überhaupt nicht, außerdem kannst du mal deine bescheuerten Witze lassen! Zumindest, wenn wir zerstritten sind, das ist echt total unangebracht!"
"Weißt du was? Dann lass ich mich halt ganz! Ich hab keinen Bock mehr, ich geh nach Hause." Ich sah kurz entschuldigend die anderen an und spuckte dann Eddie vor die Füße. "Danke fürs Versauen des schönen Abends, du wandelnde Krankheit!"

It's getting dramatic! :D
Hat jemand Bock auf ein Character-Ask?

Falls ja, schreibt ihr Fragen an wen auch immer ihr wollt. Die müssen auch nichts mit der Story zu tun haben und haben auch keinen Einfluss auf die Storyline

Reddie to love? Where stories live. Discover now