Chapter Eight

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Vorsichtig schob ich die Tür der Scheune auf und sah mich um. Auf keinen Fall durfte ich gesehen werden, sonst wären wir sowasvon tot...
Schnell schlüpfte ich hinein, schloss das Tor hinter mir und sah mich um.

Die Scheune war genau so, wie ich mir eine Scheune vorgestellt hatte. In der Mitte standen ein alter Trecker und sämtliche Ersatzteile und Werkzeuge lagen verstreut drum herum.
An den Seiten war ein bisschen Stroh aufgestapelt oder wie auch immer man das nannte.
Verdammt, ich musste hier unbedingt mal herkommen und diesen Trecker reparieren, aber ich hatte jetzt defintiv besseres zu tun. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht lief ich in den hinteren Teil der Scheune und krakselte die Leiter zum Heuboden hoch.

Oben brannte eine einzelne Glühlampe, ein paar Decken und Kissen lagen herum.
"Oh nein, ich kann dich ja nirgends finden! Aber wieso liegt hier so viel Stroh? Muss ich dich erst von dem störenden Zeug befreien?" Ein Lachen ertönte und jemand schmiss sich auf mich. Ich fiel direkt in den nächsten Heuhaufen, atmete eine riesige Staubwolke ein und nieste wie verrückt.
Kichernd stützte sich der Junge über mir ab. "Gehts?"
"Rufen Sie einen Arzt, ich sterbe, meine Lunge wird von Fremdkörpern durchbohrt!", rief ich und fiel dramatisch in Ohnmacht. Zumindest tat ich so.
Mein Gegenüber grinste nur, ich konnte das vor meinem inneren Auge sehen. Wie seine Augen dabei strahlten und ihm eine Locke im Gesicht hing...
"Oh nein, der Patient hat das Bewusstsein verloren! Dann muss ich wohl Mund-zu-Mund-Beatmung machen." Jetzt musste ich auch grinsen und spürte schon im nächsten Augenblick seine vollen Lippen auf meinen. Ich erwiderte den Kuss gefühlvoll und schlang die Arme um seinen Nacken. Er schnappte sich mein Handgelenk und wollte sie ins Stroh drücken, aber ich drehte uns geschickt um und plötzlich entfachte eine wilde Knutscherei, irgendwo zwischen gieriger Liebe und Machtkampf.
Schließlich lagen wir wieder nebeneinander und ich verschlang unsere Finger miteinander.
"Jetzt sehen wir wirklich aus, wie in einem schlechten Bauernporno", meinte ich und bekam prompt einen Schlag gegen die Schulter.
"Halt doch dein Maul!"
"Bring mich dazu..." Grinsend küssten wir uns wieder, allerdings nur kurz.

"Manchmal wünschte ich, ich könnte einfach ganz offen so mit dir irgendwo hin gehen. Händchenhalten in der Schule, Dates im Kino, ich würde dich meinem Vater vorstellen..."
"Hör auf, das ist Bullshit und das weißt du. Wir könnten nie offen zusammen sein..." Er seufzte und es entstand eine kurze Stille.
"Weißt du, eigentlich ist es total komisch, dass du so denkst. Gerade du. Du bist wie eine Taglilie, die heißt zwar nicht so, aber sie blüht auch in der Nacht. Du tust das auch, du hast das ganze Mobbing und so weiter überstanden und strahlst noch stärker als zuvor. Du blühst darin auf, was andere Dunkelheit nennen würden. Dafür bewundere ich dich so sehr..." Ich war komplett baff. "Sowas hat noch nie irgendwer zu mir gesagt... aber du überschätzt mich. Ich kann nachts blühen, vielleicht, wenn es um Leben und Tod geht oder so, aber Mobbing macht niemanden stärker."
"Aber du hast Freunde gefunden. Und, ganz ehrlich, ich war immer super neidisch auf euch. Wie gut du dich mit denen verstehst, vor allem mit Stanley und Bill. Ihr könnt lächeln und lachen und du hast nie deinen Humor verloren, trotz alledem. Wie eine Lilie!"
"Ist ja gut, ist ja gut, okay!" Ich schmunzelte und pflückte einen Halm aus seinem sonst so seidigen Haar. "Wenn ich ne Lilie bin, was bist du dann, der Strohmann?" Wir mussten beide leicht lachen und er grinste wieder, so wunderschön mit den strahlenden Augen und dem lieblichen Lächeln. Er strich mir eine Strähne hinters Ohr. "Du bist wirklich komplett bescheuert, Richie Tozier."
Bevor ich antworten konnte hatte er seine Lippen schon wieder auf meine gelegt und wir verloren uns darin.

***

Die Tage nach dem Kinovorfall waren... ich hatte nichtmal ein Wort dafür.
Eddie guckte mich mit dem Arsch nicht an, dabei hatte er schon mehr als die meisten, und die anderen Loser zogen mit. Verständlich, ich war zu weit gegangen. Der einzige mit dem ich noch Kontakt hatte, war Stan. Es tat gut ihn zu sehen, es munterte mich zumindest ein bisschen auf. Aber es wurde immer schwerer, in meiner Rolle zu bleiben.
Irgendwie hatte ich mich selbst in ein Loch befördert, aus dem ich eigentlich auch nicht wieder rauswollte.
Es war irgendwie... viel einfacher so. Alles ging an mir vorbei.

Reddie to love? Where stories live. Discover now