Chapter Nine

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Seufzend schloss ich die Tür und lehnte mich von innen dagegen.
Den ganzen verdammten Tag hatte ich darüber nachgedacht und mit mir gehadert, was zum Fick ich denn jetzt machen sollte!
Einerseits musste ich mich bei Eddie entschuldigen, das schuldete ich ihm. Oder, tat ich das?
Er kam doch super ohne mich klar. Er lachte, mit Bill und den anderen Losern zusammen und warf mir tödliche Blicke zu, wenn überhaupt. Ich sollte einfach zu Connor gehen. Connor wollte mich wenigstens.

"Richie? Bist du das, Schatz?" Ich stieß mich von der Tür ab und ging zu meiner Mutter in die Küche.
"Ja, ich bin's. Hmmm, sind das Pancakes?" Die ganze Bude schien danach zu duften.
"Genau, deckst du bitte mal den Tisch? Wie wars in der Schule?"
Ich seufzte. Meine Mutter mit meinen Problemen zu belasten war bescheuert. Ich hatte sie immer aus allem rausgehalten, manchmal kam es mir vor, als wäre sie überhaupt kein Teil meines Lebens mehr.
Und das war gut so, mein Leben war ziemlich verpfuscht. Sie würde das gar nicht verstehen.

"Richie? Ist alles in Ordnung?" Verdammt, zu lange geschwiegen. "Jaaa, geht schon, ist nichts schlimmes." Ich drehte mich schnell zum Schrank und holte Teller raus. Meine Mutter seufzte und stellte mit Nachdruck die Pancakes auf den Tisch.
"Hat es etwas mit Connor Bowers zu tun? Oder seiner Gruppe?", fragte sie direkt.
Überrascht drehte ich mich zu ihr um.
Sie sah mich traurig an und ich musste schlucken.
"Du... weißt davon..? Wie lange schon?"
"Natürlich weiß ich davon, ich bin deine Mutter! Ich merke sowas. Aber du wolltest ja nie darüber reden..."
Ich wusste echt nicht, was ich sagen sollte. Wenn sie das schon wusste, was dann noch? Wusste sie, dass ich... Nein, bestimmt, sonst hätte sie mich längst rausgeschmissen. Aber was sollte ich denn jetzt sagen?
"Joa, also das mit Connor wird gerade besser... aber jetzt habe ich mit Eddie Streit und ich... ich hab keine Ahnung, was ich tun soll, weißt du?
Connor will plötzlich wieder mit mir befreundet sein, aber ich kann doch kein Doppelleben leben, auch wenn er gesagt hat, er lässt die anderen jetzt in Ruhe. Andererseits will ich mich wieder mit Eds vertragen, aber ich hab echt scheiße gebaut, also ehrlich, absolute Scheiße, wobei er sich auch nicht so geil verhalten hat, aber das konnte er gar nicht wissen und jetzt weiß ich nicht was ich machen soll!"
Ich holte tief Luft. "Ich will nicht, dass er mich hasst. Ehrlich nicht, aber was soll ich denn machen? Die Loser scheinen total okay ohne mich. Die brauchen mich nicht, ich brauch' sie nicht, ich kann Connor haben, also wieso schert es mich überhaupt?
Das ist einfach nicht fair, ich will mich nicht immer entscheiden müssen, ich hasse das hier, warum kann man mich nicht einfach in Ruhe das tun lassen, was ich will, wieso hat jeder ständig irgendein Problem damit?!"
Genervt schnaubend trat ich gegen den nächsten Stuhl.
"Aua!"

Meine Mutter seufzte.
"Jetzt setz dich erstmal hin, beruhig dich, iss was-"
"Ich will aber nichts essen! Ich hab echt keinen Bock mehr, Mom!"
"Setz dich hin und hör mir zu!"
Erschrocken hielt ich die Klappe und setzte mich. Meine Mutter wurde eigentlich nur laut, wenn es nötig war... aber laut ihrem Gesichtsausdruck schien sie nicht sauer zu sein.
Zum Glück.

Sie setzte sich gegenüber von mir hin und nahm meine Hände.
"Richie. Ich weiß, es war schwer für dich, vor allem hier. Und ich glaube dir ist auch klar, dass die Welt nicht fair ist. Sie ist schrecklich ungerecht, vor allem zu denen, die nicht in das typische Bild der perfekten Familie passen. Und in dieser Welt musst du dir holen, was du willst.
Du hast jetzt die Möglichkeit, zu Connor zu gehen, aber bist du dir sicher, dass das deine Probleme löst?
Ich weiß nicht, wieso du Streit mit Eddie hast, aber wenn dich da belastet musst du es eben aus dem Weg räumen. So ist das nun mal. Das waren jahrelang deine besten Freunde, Richie, willst du das wirklich aufgeben? Wenn du nichts tust, wird es keiner tun."
"Hab ich nicht langsam genug getan?", empörte ich mich lautstark. Es musste einfach raus, ich konnte nicht anders: "Ich war für Bill da, als sein Bruder gestorben ist. Ich war der Einzige bei Stans Bar Mitzwa. Ich bin gegen Henry Bowers aufgestanden. Ich hab immer versucht die Stimmung aufzulockern." Ich hatte den ersten Schlag gegen ES ausgeführt... "Langsam reicht es mir, die anderen sind auch mal dran!"
"Dann sag es ihnen. Sonst verstehen sie es nicht, sie nehmen dich für selbstverständlich und merken nicht, was dahinter steckt."

Mom seufzte und senkte langsam den Blick.
"Es tut mir leid, dass dir das alles passiert ist. Es tut mir leid, dass ich dich davor nicht beschützen kann und glaub mir, eine Mutter versucht immer ihr Kind zu beschützen. Das ist selbst bei Eddies Mutter so, nur hat sie den falschen Weg dafür eingeschlagen.
Aber bei uns muss das nicht so sein. Wir haben uns noch und im Gegensatz zu Eddie hast du sogar noch deinen Vater, der sich um dich kümmert."
Ich seufzte. "Ja, aber Mom, er ist kaum noch da. Früher war es lustiger mit ihm..."
"Ich weiß, Schatz. Aber Ich will dir wirklich nicht zu nahe treten, aber früher hast du auch mehr mit uns geredet. Ich hab ja immer versucht, dich zu erreichen, aber du bist nie drauf eingegangen und hast dich immer nur in deinem Zimmer eingesperrt..."

In meinem Zimmer eingesperrt..?
Sie hatte doch gar nicht mit mir geredet, wir hatten ja kaum Kontakt seit- Oh mein Gott.
Ich schlug mir innerlich gegen die Stirn. All die Male, bei denen ich nach Hause kam und sofort hoch flüchtete. Als ich zum Essen gerufen wurde und immer wieder Ausreden suchte, um oben zu bleiben.
In der Zeit nach ES hatte ich mehr im Clubhaus gelebt, als Zuhause... Natürlich war denen das aufgefallen! Aber das hätte ich ihnen niemals erzählen können.
Nie im Leben.

"Es tut mir leid, Mom... ich hatte einfach... ne schwierige Phase, ich habe viel mit den anderen geredet, mir geht's gut, wirklich-"
"Also sind sie dir doch wichtig."
Ich starrte den Küchentisch an und war plötzlich total interessiert an dunklen Linien im Edelholz.
Meine Mutter seufzte.
"Ich kann dir wirklich nur raten, dich darum zu kümmern."
"Ich weiß."
Wir schwiegen eine Weile.

"Aber wenn es dich wirklich so sehr belastet diese Entscheidung treffen zu müssen, zwischen Eddie und Connor, dann können wir auch... eine ganz andere Lösung dafür finden."
Ich schaute auf und sah ihr in die Augen. Deren dunkle Farbe und meine Haare waren das einzige, was ich von ihr geerbt hatte. Irgendwie schade.
"Dein Vater arbeitet ja momentan sehr viel und ist wenig Zuhause. Der Grund dafür ist... er bekommt vielleicht eine Beförderung!"
"Nein, ehrlich? Das ist ja mal geil!", sagte ich und meinte es wirklich so. Klar vermisste ich ihn, aber ey, was tat man nicht alles fürs Geld.
"Ja, das ist toll. Aber es gibt ein Problem. Wenn er die Beförderung wirklich bekommt, wird er versetzt. Nach Clintonville." Sofort verflog meine gute Stimmung.
"...Clintonville? Wo zum Geier liegt das denn?"
"Ja, Richie. Es tut mir leid, aber ich dachte weil es dir eh gerade nicht so gut geht, wäre ein Neuanfang nicht schlecht... Und Kalifornien ist perfekt dafür. Dort kennt uns niemand, du kannst in aller Ruhe die Highschool zuende machen oder aufs Collage, je nach dem wie schnell das jetzt geht. Es gibt da total viele Möglichkeiten vor allem für junge Leute sich-"
Ich ließ sie nicht ausreden und sprang auf.
„Mom! Nach Kalifornien braucht man mindestens zwei Tage!"

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Happy New Year!
Und kaum hat für uns ein neues Jahr voller Vorsätze begonnen, muss Richie jetzt eine Entscheidung treffen, die in jeder Hinsicht auch ein Neuanfang wäre.

A: Entschuldigung bei Eddie
B: Beziehung mit Connor
C: Umzug nach Clintonville

Was wäre jetzt wohl das Beste für ihn?

In dieser Hinsicht wünsche ich allen möglichen Lesern ein tolles, gesegnetes, neues Jahr.
Auf das eure Vorsätze umsetzbar sind und es euch gut gehen mag.

Greetings,
Dianne

Reddie to love? Where stories live. Discover now