Chapter Ten

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Eddies Fenster war zu.
Ich stand unten im Garten und schmiss kleine Steinchen dagegen, aber er öffnete nicht. Ich schnaubte.
"Ich weiß, dass du da bist Eddie! Dein Rad steht vor der Tür! Komm schon, mach auf, ich will mich entschuldigen!" Nichts passierte, nicht mal die Vorhänge wackelten. Der konnte mich doch nicht so eiskalt ignorieren! Was ein Arschloch...
Seufzend schnappte ich mir mein Rad und schob das wieder zur Straße.
Wenn Eddie mich nicht wollte, dann war es das halt jetzt. Auch schön, ein ganz klarer Schnitt. Dann halt nicht. Ich würde drüber wegkommen. Nichts hielt mich mehr, ich könnte in Ruhe wegziehen und nie wieder was von ihm hören oder zu Connor gehen und mich in Ruhe entlieben.
Und dieses Mal würde es besser klappen!
Ich sah nochmal zu Eds Haus und seufzte.
Das war es dann also, Eddie Kapsbrack. Wir werden nie wieder nebeneinander schaukeln und nie wieder Radrennen nach Hause fahren und nie wieder eine Zigarette teilen und nie wieder zusammen in der Hängematte liegen und Comics lesen. Ich werde gedanklich ein Grab für dich schaffen.
Auf Wiedersehen, Kamerad.
Ich legte meine Hand aufs Herz und salutierte, bevor ich mein Fahrrad weiter schob und meine Brille richtete. Ehrlich gesagt war ich überrascht, dass es mir so wenig nahe ging. Irgendwie war es mir einfach egal. Alles. Gleichgültig. War doch ein gutes Zeichen oder nicht..? Ich konnte neu anfangen.

"Hey Richie", sagte plötzlich eine Stimme neben mir und ich schreckte aus meinen Gedanken. Es war Mike, der extra langsam mit seinem Fahrrad neben mir her rollte. "Was machst du hier?"
Konnte ich ihm erzählen was los war? Wusste er überhaupt davon? Ne, ganz ehrlich, das war mir zu peinlich. Der würde nur auf Ideen kommen.
"Nichts. Ich wollte gerade nach Hause." Mike sah überhaupt nicht aus, als würde er mir glauben und ich verdrehte die Augen.
"Ich war in der Spielhalle und wollte kurz bei Eddie vorbeischauen, aber er will mich nicht sehen, wir haben uns gestritten..."
"Wieso nicht sehen? Er ist doch gar nicht da."
"Hä?" Verwirrt blieb ich stehen und deutete auf sein Fahrrad. "Glaubst du der läuft?"
"Ich hab vorhin mit Bill telefoniert, da war er auch dabei, ich schätze der hat ihn mitgenommen."
"Oh." Ich sah mich unauffällig um, ob irgendjemand meine peinliche Performance gerade mitbekommen haben könnte, bevor ich mich wieder zu Mike drehte.
"Was machst du eigentlich hier?"
"Wir treffen uns im Clubhaus, ich bin komme eigentlich schon zu spät."
"Was stehst du dann noch hier herum? Auf, auf, lass die Prinzessinnen nicht warten, sonst frisst sie der böse Drache!" Mike musste leicht lachen. "Dann komm, du Held. Den bösen Drachen Streit kann man nicht alleine besiegen." Der Schwarze sah mich ernst an. "Ernsthaft Richie. Ihr müsst das klären."
"Dann los!" Ich schwang mich auf mein Rad und wir traten in die Pedale.

***

Als wir beim Clubhaus ankamen und Mike die Luke öffnete, konnten wir die anderen schon streiten hören.
Ich musste schlucken. Wollte ich da überhaupt rein? Am Ende endete das noch in einem Rausschmiss oder so...
Doch Mike war schon die Leiter runter geklettert.
"Hey Leute! Ich hab wen mitgebracht."
Na super. Vorsichtig stieg ich ins Clubhaus hinab und grinste schief. Meine Augen suchten sofort nach Eds.
Er saß in der Hängematte und hatte sauer die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Blick ging demonstrativ an mir vorbei.

Ich sprang die letzten zwei Stufen runter und schlug mir den Kopf am Balken an.
"Aaahhh, Scheiße! Na passt ja, Holz trifft Holz, hm?" Niemand lachte.
"Beep beep", kam es von Stan aus der Ecke und sein Blick war vernichtend streng.
"Ey, aber ist doch so! Ich bin ein richtiger Holzkopf, mindestens." Ich ging ein bisschen auf Eddie zu.
Oder sollte ich? Sollte ich nicht? War das zu früh? Jetzt wurde es zumindest langsam peinlich. Scheiße, wieso fehlten mir in den wichtigen Situationen immer die Worte?
„Ich war ein Arschloch. Eddie. Ich hätte das nicht sagen sollen. Ja gut, du warst vorher auch nicht ganz so nett und jetzt mit den Klausuren ist das schon stressig und mein Dad-" Ach fuck, vom Umzug wussten die ja noch gar nichts. Ich suchte die Blicke der anderen und die sahen echt nicht aus, als wäre ihnen zum Lachen zu Mute.
Fuck, ich redete mich ja auch nur raus, wieso konnte ich mich nicht einfach entschuldigen? Ich stand total schlecht dar. Schon wieder. Wie immer. „Ähm... also... trotzdem war das scheiße von mir und ich hätte das nicht sagen sollen und na ja, es... es tut mir leid."
Nervös richtete ich meine Brille und sah ihn hoffnungsvoll an. Irgendwer seufzte. Warum seufzten die? Was hatte ich jetzt schon wieder falsch gemacht?
Eds stand aus der Hängematte auf.
„Wenn du es nicht ernst meinst, Richard, dann kannst du gleich wieder gehen!", fauchte er.
„ W-was?" Fuck, fuck, fuck, shit, shit, shit. „Nein, natürlich meine ich es ernst! Ich..." Ich liebe dich. Ich wollte dich nie verletzen. Ich kann es nicht ertragen ohne dich zu sein, Eds. Bitte bleib. „Ich wollte dich nicht verletzen, ehrlich nicht. Es tut mir Leid, dass ich den Kinoabend versaut habe, es tut mir leid, dass ich so ein scheiß Freund bin, es tut mir leid, dass ich sowas überhaupt gedacht habe, du bist so nicht Eddie, du bist keine wandelnde Krankheit, du bist mein bester Freund und ich wäre ohne dich wahrscheinlich heute tot, also bitte, ich flehe dich an, verzeih mir!" Uff. Ich atmete durch. Der Raum war immer noch still, aber ich glaube, ich hatte es besser gemacht.
Hatte ich es besser gemacht?
Eddie sah mich weiterhin mit vor der Brust verschränkten Armen an. Ein kleines, fieses Grinsen umspielte seine Mundwinkel. Oh Nein.

„Du flehst? Für mich?"
„Och Eddiebär, komm schon, mach jetzt nicht... nee, ich hab mich entschuldigt, nimm es doch einfach an."
„Also ich hab dich nicht flehen gehört, ihr etwa? Und wegen des Namens gerade noch eher!" Ich hasse diese Bande.
„Ich hab auch nichts gehört", meinte Stan und Mike schüttelte zustimmend den Kopf. Hey, der sollte doch auf meiner Seite sein!
„Genau Richie, trag doch mal was vor, mach es doch mal richtig mit auf die Knie gehen und dramatischer Ansage, das kannst du doch so gut!", setzte Ben nach.
„Boah Leute, das muss jetzt echt nicht sein, das ist- ey, lacht mich nicht aus! Kommt schon!" So langsam musste ich auch lachen, als dann auch noch Bill einen Beat an die Wand schlug. „Fle-hen! Fle-hen! Fle-hen!"
„Okaaaaayyy! Ist ja gut! Jetzt- ey, Ruhe! Das ist meine Bühne, ich krieg die Aufmerksamkeit!"

Seufzend ging ich auf die Knie, nahm Eddies Hand und sah zu ihm auf. „Oh großer Eduard der Fünfzehnte von der Kapsbrack-Clubhütten-Bruchbude!" Während Ben sich beschwerte, schlug ich mir dramatisch die Hand an die Stirn, als würde ich in Ohnmacht fallen. „Mir ist bewusst, ich bin Eurer Gnade nicht würdig... doch bitte gewährt sie mir, auf mein Flehen hin, auf dass ich meine Kinder versorgen kann, was nur durch Eure Gunst möglich ist! Denn sie essen Gutmütigkeit und... Gnade... also ich bitte Sie, ich FLEHE Euch an, helft mir und meiner Frau, Eurer Mutter!" Eddie lachte. Er lachte!
„Du bist so ein Idiot, Rich." Er schlug mit auf den Hinterkopf und ich kippte zur Seite weg. „Mayday! Mayday! Ich wurde getroffen!" Ich stöhnte sterbend und herzzerreißend. „Sagt meinen Kindern, dass ich sie liebe!"
„Nun steh wieder auf, Richie", meinte Bill schmunzelnd und Eds half mir hoch. Ich sah ihn an, wollte was sagen und blieb bei seinen Augen hängen. Shit. Er schaute fragend zurück, aber löste sich auch nicht. Oh Gott, waren wir nah.
„Danke", hauchte ich. Eddie sah mich an, mit seinen wunderschönen braunen Augen und lächelte.
„Ist doch klar."
Dann lösten wir uns und ich räusperte mich.

„Was ist eigentlich mit Connor?" Mir fuhr ein Schock durch die Glieder. Also... alle Glieder. Körperteile.
„Was soll mit dem sein..?"
„Er ist vorhin zu uns gekommen, in der Pause", fing Bill an zu erklären. „Er sollte von dir ausrichten, dass du nichts mehr mit uns zu tun haben willst? Wenn du jetzt nicht gekommen wärest, hätten wir dich wahrscheinlich ausgeschlossen." Ich sah zu Mike, der kurz bestätigend den Kopf senkte.
Oh danke, Mike, du bist mein Retter, mein Held des Tages, ich könnte dich knutschen! Wobei... nein. Es reichte, ihn dankbar anzugucken.
„Ja, und ich hab gehört, wie du vor der Schule mit ihm gesprochen hast", fügte Eddie hinzu.
„Was?! Was hast du gehört?" Unwillkürlich machte ich einen Schritt auf ihn zu und meine Hand zuckte vor. Dann besann ich mich wieder. Das war total auffällig! Am liebsten hätte ich mit eine geklatscht.
„Ähm..." Eddie war zurückgewichen. Shit. „Ich hab nichts verstanden, aber... ihr habt halt geredet... na ja, irgendwas war komisch an dem Gespräch. Das hat sich giftig angehört. Süß-giftig."
„Ah ja..." Ich ging den Schritt wieder zurück. Er hatte nichts gehört. Er wusste es nicht. Alles war in Ordnung, er konnte es nicht wissen. Jetzt musste ich nur noch die anderen davon überzeugen.
Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. „Connor labert Stuss, das wisst ihr doch. Bestimmt war das wieder nur so ein Hinterhalt. Giftig, hat Eddie doch gerade gesagt. Giftige Schlange, das passt zu ihm." Ich warf mich in die Hängematte und sah mich im Raum um. Die anderen schienen zwar nicht ganz überzeugt, aber es hatte zumindest was gebracht. Gut.
Jetzt hatte ich Zeit, den Arsch verdammt noch mal zur Rede zu stellen.
„Ist ja auch egal", meinte dann Bill. „Ich muss euch noch was erzählen."

Huhu!
Wie versprochen ein neues Kapitel. Ich hoffe, das lesen überhaupt noch Leute. Wenn nicht auch egal, ich bin ja selbst schuld.
Ich hoffe, es gefällt trotzdem. Bei meiner anderen FF habe ich schon nen krassen Kontinuitätsfehler reingehauen, weil ich zu unregelmäßig Update, aber hier ist die Story ja noch gar nicht richtig in Fahrt, noch kann ich nicht viel falsch machen.
Also dann, bis zum nächsten Mal!
Danke fürs dran bleiben oder neu dazugekommen sein!

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