Chapter 22

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„Na? Wie war's? Habt ihr euch geküsst?"
„Halt die Klappe, Bev!" Zufrieden grinsend ließ ich mich auf mein Bett fallen.
„Wie jetzt? Habt ihr?!", rief die Rothaarige, setzte sich auf und warf die Zeitschrift zur Seite.
„Gott, nein. Eddie doch nicht. Aber das Gespräch lief echt richtig gut. Hast du mal ne Kippe?"
Sie nickte und stand aus dem Schaukelstuhl auf, um das Fenster zu öffnen. Danach kam sie zu mir, reichte mir, nachdem sie sich selbst auch eine angezündet hatte, eine Zigarette und Feuer.

„Wie fühlst du dich jetzt?"
Schulterzuckend ließ ich die Zigarettenspitze erglimmen und lehnt mich zurück.
„Im Bezug auf Eds ziemlich gut eigentlich. Fast schon erleichtert. Aber bei den anderen...", ich seufzte, „es ist irgendwie... weird. Ich hab das Gefühl, mehr Blicke auf mich zu ziehen, weißt du? Als würden sie mich jetzt anders wahrnehmen. Vor allem bei Mike und Ben, weil ich ja mit denen nicht so viel zu tun hatte in letzter Zeit."
„Das kenne ich aber. Ich... hab oft das Gefühl, dass trotz dass ich ja mit Bill zusammen bin und so immer noch die Tatsache zwischen mir und euch steht, dass ich ja ein Mädchen bin. Apropos Bill... kommst du klar..?"
Ich zuckte nur wieder mit den Schultern. „Muss ja."
Mahnend sah sie mich an.
„Was? Ist doch so. Wenn er mich jetzt hasst, dann..." Dann hatte ich meinen besten Freund verloren. Meinen langjährigsten Freund überhaupt.
„Dann ist er ein Arschloch! Und hat es gar nicht verdient, in der Loser-Gruppe zu sein!", brauste Beverly so heftig auf, dass ich beinahe zusammengezuckt wäre.
„Was? Man Bev, sag doch sowas nicht! Bill hat die Loser gegründet, wenn einer geht, dann ich."
„Nein, das kommt überhaupt nicht in Frage! Wir sind Loser, wegen ganz verschiedenen Sachen. Und wenn er sich plötzlich entscheidet, dass er selbst aus den Losern noch jemanden ausgrenzen möchte, ja was bist du denn dann? Schmutz?! Sicher nicht, im Gegenteil: er ist dann kein Loser mehr sondern einfach genauso wie alle anderen!"
Ich starrte sie an. „Bist du echt so sauer deswegen?"
„Du etwa nicht?" Gerade noch hatte sie in Rage mit den Händen herumgewerkelt, jetzt fing sie meinen Blick auf und hielt plötzlich ganz still. Der ihre war erbost, zornig, wild, aber irgendwie auch verzweifelt. Was war denn los mit ihr? Warum regte sie sich so auf? Das war doch meine Sache, ich müsste wenn dann sauer sein, aber... es ging um Bill. Meinen besten Kumpel. Ihrem festen Freund. Wie konnte sie da so reden? Wollte sie die Loser jetzt komplett zerbrechen?
Ich konnte nichts anderes tun, als verständnislos zurückstarren. Dann wandte sie sich ab und warf sich auf die Seite.

Innerlich haderte ich mit mir.
Diese Situation kam mir komplett falsch vor. Sie war doch die starke von uns beiden, und jetzt? Sollte ich sie ansprechen? Sollte ich nicht? Verdammt, gerade war doch alles noch gut gewesen! Ich seufzte leise. Andererseits, sie hatte mir auch immer geholfen. Auch, wenn ich ihr Verhalten gerade echt scheiße fand, sie war immer noch mein Gast und meine Freundin.
Also räusperte ich mich und streifte kurz vorsichtig ihre Schulter. „Ähm, Bev..?"
„Wie kannst du nicht sauer sein?", stieß sie in diesem Moment mit rauer Stimme hervor und drehte sich wieder zu mir. „Das ist einer deiner besten Freunde! Warum... wieso stört dich das so wenig? Ausgerechnet er... ausgerechnet mein Bill muss ja homophob sein. Und ich dachte..."
Sie beendete den Satz nicht. Sie weinte aber auch nicht. Sie lag einfach da und starrte ins nichts.
War das das, was sie am meisten störte? Dass es genau um Bill ging?
„Na ja", begann ich nach kurzer Stille, „es stört mich doch. Extrem. Ich hab mich immer so stark auf Eddie und die anderen fokussiert, dass ich irgendwie vollkommen ausgeblendet habe, dass Stan oder Bill ja genauso reagieren könnten. Und dass das jetzt wirklich passiert, dass gerade Bill... es tut scheiße weh. Klar stört mich das. Aber... gerade weil es Bill ist und weil es so schlimm ist, ist das auch so endgültig. Da kann man halt nichts machen. Wenn er jetzt nach all den Jahren meint, dass das der Dealbreaker ist... dann weiß ich auch nicht mehr." Zwischendurch musste ich heftig schlucken.
Erst, als ich es ausgesprochen hatte, realisierte ich wirklich, was das bedeutete. Ich war das Trashmouth. Ein dauerhaftes Mobbingopfer und selbst meine Freunde waren oft genervt von mir. Aber auf wen ich wichste war so schlimm, dass er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte?
Beverly neben mir schüttelte nur langsam den Kopf. „Ich hab ihn vollkommen falsch eingeschätzt..."

Plötzlich kam mir ein schrecklicher Gedanke.
„Und jetzt? Was machen wir, wenn er sich deshalb tatsächlich von unserer Gruppe entfernt? Wie besiegen wir dann ES?"
Bev zog noch einmal stark an der Zigarette, fuhr sich kurz übers Gesicht und richtete sich dann wieder auf. „Dann ist er ein Idiot. Wir müssen jetzt zusammenhalten. Wenn er nicht will, gut, dann bekommen wir es auch irgendwie ohne ihn hin. Ich rufe morgen erstmal eine Bekannte aus Indiana an. Du musst unbedingt auf Bowers aufpassen! Das ist wichtig, klar?"
Ich verzog das Gesicht. „Wenn es sein muss... Und wie soll diese Tante aus Indiana uns da helfen?"
„Sie hat... Erfahrung mit... Phänomenen. Nicht unbedingt Aliens, aber anderes übernatürliches Zeug."
„Was, Geister gibt es jetzt auch noch?!"
„Nein, nein. Also, keine Ahnung, kann ja sein, aber ich meine... ach, du wirst ja schon sehen."

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Hey, hey, heeeyyy! Da bin ich wieder. Auf den Hinweis einer*s Kommentatorin*s (ich hasse es, wenn man nicht einfach die neutrale Form nehmen kann, sondern kompliziert gendern muss) und weil es Herbst wird und im Herbst kehrt auch mein spooky Feeling zurück.
Perfekt also für das Weiterführen und hoffentlich irgendwann beenden dieser ES-FF! Diesen Teil zu schreiben hat mir unerwartet viel Spaß gemacht, auch wenn er etwas kürzer war. Man darf also in näherer Zeit mehr erwarten.

Und damit ein fröhliches neues Ratespiel:
- Wen und was meint Beverly wohl?
- Was kann man tun, um Connor von ES zu befreien?
- Kommt Bill noch auf seine Queerfeindlichkeit klar?
- Und wie geht es zwischen Eddie und Richie weiter, wann kommt die Love und der Smut, für den wir alle hier sind?
Tja... auf die Hälfte dieser Fragen habe ich bisher selbst noch keine Antwort. Oder nicht mehr, weil ich bodenlos lange Pausen mache und deshalb erstmal wieder klarkommen muss.

Funfact: Wusstet ihr, dass Maine der Bundesstaat mit der niedrigsten Verbrechensquote ist, vor allem bezogen auf Gewaltverbrechen? Da sieht man mal, was ein Clown so alles ausmacht...

Jetzt ist aber wirklich Schluss.
LG, Dianne!

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⏰ Last updated: Oct 08, 2023 ⏰

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