Chapter 13

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Kurzzeitig blieb die Welt stehen.
Ich starrte erschrocken Danny Fisher an. Der starrte genauso erschrocken zurück.
Ich spürte mein Herz pochen.

Das war unglaublich scheiße gelaufen.
Alle hatten es gesehen. Die ganze Klasse, Connor, der Lehrer, Bill, Eddie... Eddie...
Ein Blick zu ihm bestätigte mir genau das, was ich dachte. Er sah nicht weniger schockiert aus, als der Rest der Klasse.

Dann blickte ich zurück zu Danny Fisher und hatte im nächsten Moment eine Faust in meinem Magen.
„Du widerliche Schwuchtel wagst es, mich anzufassen? Du WAGST es,mich zu schlagen?!" Er packte mich am Kragen, sein Gesicht verzerrt vor Wut. Seine restlichen Leute waren aufgesprungen und hatten sich hinter ihm versammelt.
Eddie schrie hysterisch irgendwas, Bill mischte sich ein und stieß Danny Fishers Arm weg. Connor versuchten auch, ihn halbherzig mit einem ‚Er ist es nicht wert' und einem vorgeschobenen Arm davon abzuhalten, mir die Fresse einzuschlagen.
„Los, mach's doch! Das magst du doch so gerne. Du bist nicht besser, als ne tollwütige Heuschrecke!" Fuck, fuck, fuck, fuck, fuck! Ich wollte das gar nicht! Warum laberte ich nur immer so viel!
„Es reicht jetzt!", motzte Mister Noisy, aber kam nicht zu uns durch, weil Kinder davor standen und keiner hörte auf ihn.
„Na los, komm her, Feigling, ich geb dir gerne einen mit!"

„Richie!" Bill zog mich aus der Reichweite von Danny Fisher und stand jetzt genau zwischen uns. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!", zischte er mir zu.
„Hau da ab, Bill, er wird dich auch treffen!", rief ich und schubste ihn in den Haufen Idioten, der uns, naja hauptsächlich Danny anfeuerte.
Bill stolperte und fiel auf Greta, die kreischte und wurde mitgerissen.
Perfekt! Die Schüler stoben auseinander und ich nutzte das gerade entstandene Loch, um aus dem Kreis zu flüchten, der sich gebildet hatte.
Wo war Eds?! Ich reckte mich, aber konnte nur seinen Haarschopf irgendwo zwischen den anderen entdecken.
Er war in Sicherheit.
Jetzt bloß weg hier. Ich wollte gerade los, da legte sich eine schwere Hand auf meine Schulter.
„Wo wollen Sie denn hin, Mr Tozier?", fragte unser Lehrer. „Ich kann es Ihnen sagen. Sie begeben sich sofort zum Direktor!"

***

„Rich!"
Ich hob den Kopf.
Eddie und Bill kamen zusammen die Treppe hinunter gelaufen, auf deren unterer Stufe ich saß. Die beiden setzten sich zu mir.
Der Rest an Schülern war draußen in der Pause und hoffentlich würde kein Lehrer auf die Idee kommen, uns auch rauszuschmeißen.

„Was hast du gekriegt?", fragte Eddie besorgt und ich hoffte, dass mir meine schwarzen Locken genug ins Gesicht fielen, um die Schramme an meiner Wange zu verdecken. Fehlanzeige, denn ich bemerkte, dass sein Blick darauf fiel.
Schnell setzte ich einen halbwegs belustigten Blick auf, als wäre mir das alles total egal.

„Suspendiert, für drei Tage. Zur Matheklausur am Mittwoch kann ich wiederkommen." Ich grinste sie an. „Ich hab quasi ein langes Wochenende gewonnen!"
„Ja, super, und weißt du was noch? Lebenslange Feinde. Danny sitzt gerade auch beim Rektor, wenn der wieder raus ist, bist du tot!"
„Als hätte er mich vorher leiden können."
Tot, Richie! Nicht irrelevant, tot."
„Ouhuhuuuu, na wenn du dir so viele Sorgen um mich machst, dann komme ich als Geist wieder und suche dich dein Leben lang heim!" Ich lachte leise und geisterte mit meinen Händen vor Eddies Gesicht rum. Dieser schnappte sich eine Hand und drückte diese energisch nach unten weg.
„Sei nicht albern, Trashmouth, Geister können gar nicht existieren und selbst wenn könnte ich dich nicht sehen, also wäre es mir schnurzpiepegal!"
„Aber du weißt, dass ich es bin. Ich kann Lampen nach dir werfen, das wird dir nicht mehr so schnurzpiepegal sein. Was ist das überhaupt für ein bescheuertes Wort, schnurzpiepegal?", äffte ich ihn nach.
„Leute..."
„Oooohhh, du kannst Lampen nach mir werfen, nicht mehr lange Rich, ich hol die Ghostbusters und werde dich und dein Gelaber ein für alle mal los."
„Aha! Also hörst du doch wenn ich da bin!"
„Weißt du was, ich erlöse Danny Fisher von seiner Bürde und bring dich einfach selbst um!", meinte Eds, stützte sich hoch und ging mir an die Gurgel, aber ich konnte seine Hände festhalten, sodass er nun halb über mir schwebte. Ich grinste frech zu ihm auf.
„Viel Spaß dabei, mich dein restliches Leben lang bei dir zu haben, während ich sarkastische Kommentare zu jeder möglichen Situation abgebe, Eddiebär!"
„Wag es noch einmal, mich so zu nennen..!"
„Leute?"
„Immer, Spaghetti! Auf ewig, Eduardo! Bei jeder Situation, Eds! In der Schule! Vor deiner Mom!"
„Ich bring dich um..." Eds versuchte, meine Hände nach unten zu drücken und an meinen Hals zu kommen, aber schaffte es nicht.
Ich hielt ihn weiterhin fest und versuchte mich ein wenig aufzusetzen, schließlich lag ich halb im Treppengeländer.
„Auf dem College! Bei Dates! Beim Sex!"
„Du bist so ein-
LEUTE!"

Wir sahen erschrocken zu Bill.
„Was macht ihr denn da? Jede Minute könnte es klingeln und dann bist du wirklich am Arsch, Richie. Was ist überhaupt in dich gefahren?!" Verlegen setzten Eds und ich uns wieder richtig hin.
„Ähm... na ja... also..." Ich versuchte die richtigen Worte zu finden:
„Ich hab halt einfach keinen Bock mehr darauf, weißt du? Jedes Mal dieselbe Scheiße. Jeden Tag mal kurz 8 Stunden durch die Hölle. Ich will nicht ständig das Opfer sein, Bill! Ich dachte, auf der Highschool ändert sich das, aber nein, ich habe schon wieder Angst, bei der nächsten Gelegenheit verprügelt zu werden, ich hab schon wieder Angst, dass mein Schandmaul mich in ernsthafte Gefahr bringt, ich hab schon wieder Angst, gleich alleine nach Hause zu gehen und ich hasse das! Ich kann das einfach nicht mehr ertragen, ich will nicht mehr, am Liebsten würde ich jetzt doch zu Dads neuer Stelle umziehen, ich hab keinen Bock mehr, ich will weg!" Irgendwann war ich aufgesprungen und jetzt tat ich auch genau das.
Weggehen. Einfach weg von hier, weg aus dieser beschissenen Schule, aus der Stadt, am liebsten wollte ich auf einen ganz anderen Kontinent!

Die anderen riefen mir noch hinterher, aber ich schnappte mir mein Rad und radelte möglichst schnell nach Hause.
Ich brauchte einen Joint.
Ich brauchte Zigaretten.
Ich brauchte Alkohol.
Guten Tach, mein Name ist Schandmaul Tozier und ich hätte gerne einmal die volle Dröhnung, bitte.

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Hey Leute!

Heute ist Tag 3 meiner Quarantäne, da ich mir blöderweise kurz vor den Sommerferien Corona eingefangen habe. Eigentlich wäre ich jetzt längst im Urlaub und würde Kinder auf Segelbooten anmotzen, aber den konnte ich jetzt getrost verschieben. Mein Zeugnis liegt übrigens auch noch in der Schule, weil meine Tutorin verpeilt hat, mir zu sagen, dass ich das abholen muss.
Und als ich so in meinem Zimmer hockte und mir sämtliche Social Media Plattformen sowie alle Folgen „Raft" von Paluten und GLP reinzog dachte ich mir, ich könnte ja mal wieder ein Kapitel schreiben. So als Abwechslung. Yeyy!

Bis zum nächsten Mal,
Eure Dianne.

Reddie to love? Where stories live. Discover now