Chapter Five

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"Edoardo!!" Mit schnellen Schritten ging ich auf den Jungen zu. Er stand auf dem Schulhof bei den Fahrradständern und hatte anscheinend gerade sein Rad abgestellt. Wir hatten es mal wieder nicht geschafft uns morgens zu treffen, obwohl ich sogar fast pünktlich gewesen bin!
Wo die anderen waren wusste ich gerade nicht, es interessierte mich aber gerade auch nicht.
"Ich bestehe darauf, dass du mir heute das Kino ausgibst!"
"Du hast auf gar nichts zu bestehen, vor allem nicht auf solche Namen! Und du warst zu spät."
Empört blieb ich vor ihm stehen und stemmte die Arme in die Seiten.
"Ja, vier Minuten! So lange hättest du auch warten können."
"Jaja, tut mir leid. Ich wollte nur nicht noch weiter von Mommy belagert werden..."

Erst jetzt fiel mir auf, dass er mal wieder seine Bauchtasche trug und mein Ton wurde sofort weicher.
"Hat sie dich schon wieder nicht fahren lassen wollen..?"
Der Kleinere schüttelte den Kopf und seufzte.
"Je öfter ich mit dem Fahrrad und alleine zur Schule kommen will, desto schlimmer wirds. Aber wir sind 16! Ich musste mir schon ein Bauchtaschen-Versteck aufbauen... Dabei ist sie doch meine Mommy! Sie will mich ja nur beschützen und ich belüge sie so einfach und das auch noch ständig! Das ist nicht gut, das kann nicht gut sein, vielleicht-"
"Woah, woah, woah Eds, fall jetzt bloß nicht in alte Verhaltensmuster zurück!"
Freundschaftlich legte ich einen Arm um ihn und lotste ihn ins Schulgebäude. Einerseits weil ich ihn trösten wollte, andererseits weil ich einen ganz bestimmten Automotor gehört hatte und dafür jetzt echt keinen Nerv hatte. Und auch, weil ich seine Nähe mochte.
"Sieh es doch mal so: wir sind 16, könnten theoretisch sogar schon unseren Führerschein machen und wir haben so viel hinter uns! Sie hat gar keinen Grund dich so zu behandeln. Du bist ein junger, spaghettiähnlicher... na ja, zumindest halber Mann und wenn du sie belügen musst um deine rechtmäßige Freiheit zu kriegen, dann ist es auch notwendig, okay?"
Entschlossen sah ich ihn an und er kicherte.
"Jaja, danke. Ach, und Rich?"
"Hm?"
"Nenn mich nicht Eds."
Ich musste lachen und drückte ihn nur noch fester an mich.
"Gib es doch zu Eddie Spaghetti, du liebst meine Spitznamen!" Grinsend sah ich zu ihm. Wenn er das wirklich täte...
"Tue ich nicht, es nervt! Hör auf damit, langsam aber sicher nervt es, dich daran zu erinnern, dass ich einen richtigen Namen habe!", regte Eds sich auf.

"Hey, ihr Schwuchteln!" Oh fuck. Oh Scheiße. Eddie zuckte zusammen und sprang fast schon von mir weg. Schade... Ich schaute kurz über meine Schulter, obwohl mir glasklar war, wer das war.
Connor Bowers.
Nein, nein, nein, nein, nein, nein! Schnell schob ich Eddie in sein Klassenzimmer und ging schnellen Schrittes weiter. Blöderweise hatte ich jetzt Chemie, das war ganz oben, das würde ich nie schaffen!

Eine Sekunde später wurde ich auch schon gegen die Wand gedrückt.
"Hallo Tozier..." Genervt verdrehte ich die Augen.
"Du bist kein verdammter Film-Bösewicht, Bowers, und jetzt lass mich in Ruhe!" Ich versuchte mich loszureißen und wurde nur von seinen dämlichen Handlangern zurück gezogen und nochmal gegen die Wand gedonnert. "Ey, mein Kopf ist wertvoll!"
"Spar dir das, Schwuchtel, das glaube ich kaum. Viel wertvoller sind die 37 Dollar, die du uns schuldest."
"37? Letzte Woche waren es noch 32!"
"Ja und? Das kommt davon, wenn man nicht rechtzeitig zahlt. Heute Nachmittag im Haus in der Neighbolt Street oder du kannst was erleben!"
Ich grinste den Blonden schief an.
"Sorry, hab heute leider keine Zeit für ein Date und ehrl-" Connor packte sich meinen Hals und drückte zu. Also so richtig fest zu.
Erschrocken schnappte ich nach Luft.
"Jetzt hör' mir mal zu, du Möchtegern-Comedian, wenn du heute Nachmittag nicht da bist, dann gebe ich dir einen eindeutigen Grund zum kommen! Dein kleiner Freund ist ziemlich fragil, weißt du?"
Meine Augen weiteten sich. Was erlaubte der sich? Der Arsch hatte Eddie nichtmal anzugucken! Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht gespuckt, aber ich konnte ja nichtmal vernünftig atmen! Fühlte sich Eds immer so bei seinen Asthmaanfällen?
Conner grinste nur hässlich und lies mich dann endlich wieder los. Erleichtert holte ich Luft, tastete meinen Hals ab und begann promt zu Husten wie bescheuert.
Als ich mich wieder erholt hatte, hatte sich Connor schon zum gehen gewandt. Einer seiner Handlanger spuckte noch auf mich, bevor sie alle verschwanden.

Angekelt wischte ich mir die Spucke vom Hemd und ging zu den Toiletten, um das richtig abzuwaschen. Zum Unterricht war ich jetzt eh zu spät. Sollte ich eigentlich gewohnt sein, wenn ich so an früher dachte... Seufzend betrachtete ich mich im Spiegel. Wo zum Teufel sollte ich jetzt 37 Dollar herbekommen? Es war Monatsende, ich hatte gerade mal um die acht Dollar und ich brauchte noch was fürs Kino...
Fuck, das Kino!
Bowers hatte klipp und klar gesagt, dass es ernsthafte Probleme geben würde, wenn ich heute nicht käme. Aber wir hatten so lange nichts mehr in der Gruppe gemacht, das war meiner Chance, alte Freundschaften neu aufzufrischen und Eds unauffällig näher zu kommen!
Wütend schlug ich auf den Rand des Waschbeckens. Musste das denn ausgerechnet heute sein? Verflucht seiest du, Bowers!

Wobei... vielleicht schaffte ich es auch irgendwie, die anderen in die Abendvorstellung zu kriegen. Nur mit Eds Mom wurde das schwierig... ich konnte nur hoffen, dass es klappte.
Na ja, wenigstens war es nicht andersrum. Abends im Clowns-Haus, das hätte ich nicht durchgestanden.
Plötzlich traf mich der Schlag.
Ich musste in das fucking Clowns-Haus! Oh Scheiße... war das jetzt Schicksal? Das konnte doch kein Zufall sein! Wo ich letztens erst davon geträumt habe... konnte es sein, dass... Nein, niemals! ES war nicht zurück. Das war alles nur ein bescheuerter Zufall.
Schluckend schaute ich mein Spiegelbild an. Beverly war im Bad verschwunden UND hatte dort ihre erste Begegnung mit ES gehabt. Das ganze Blut hatte ich selbst zwar nicht gesehen, aber...
Mein Blick wanderte zum Abfluss. Es war, als könnte ich sein grausiges Lachen hören und ich konnte mich nicht davon abwenden. War da nicht ein Schimmer gewesen?! War es? War ES?!
So schnell ich konnte rannte ich aus dem Raum und in Richtung des Chemieraums. Im selben Moment kam ich mir blöd vor. ES war tot, verdammt, und Connor war ein rücksichtsloser Arsch.
Mach dich nicht verrückt, Rich. Das darf nur Eddie. Eddies Mom meinte ich natürlich, haha... okay, stopp. So verrückt, dass ich mit mir selbst redete UND sowas leuge, war ich nun auch wieder nicht.

Reddie to love? Where stories live. Discover now