Chapter Three

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Schule war langweilig. Den Unterrichtsstoff fand ich meistens einfach, man musste ja im Prinzip nur auswendig lernen und wieder auskotzen. Der Rest interessierte mich herzlich wenig.

Was ich in Zukunft machen wollte, wusste ich eh nicht, ich hatte bisher noch nichts gefunden, was wirklich zu mir passte. Hobbies hatte ich auch nicht wirklich, in meiner Freizeit spielte ich entweder Streetfighter oder ging meinen Freunden auf die Nerven. Aber ich machte mir da keinen Stress mit, ich ließ es einfach auf mich zukommen und dann konnte ich ja immer noch gucken, wie ich zurechtkam.

Auf jeden Fall wollte ich nicht hier in Derry bleiben. Ich hatte es so satt hier. Abgesehen von den Losern und den meisten ihrer Eltern und natürlich meinen, hatte mir jeder gezeigt, wie unerwünscht ich war.
Und spätestens, als Henry Bowers damals anfing, Gerüchte zu verbreiten, fingen die Leute an mich komisch anzugucken. Die hatten doch alle 'nen Schaden!
Was war denn falsch daran, Jungs attraktiv zu finden? Und woran wollten die das eigentlich wissen? Ich hatte es vorher niemandem erzählt. Und viele hatten noch keine Freundin gehabt, daran konnte es also nicht liegen.
Eddie zum Beispiel.
Warum eigentlich nicht? Er war unglaublich süß mit seinen Grübchen und den kurzen Shorts und seinem Blick, wenn er sauer war... okay, stopp, ich sollte wirklich aufhören über ihn nachzudenken.

"Richard Tozier!" Shit. Seit wann starrten mich denn alle an?
"Das ist mein Name! Herzlichen Glückwunsch, Sie haben doch kein Alzheimer, Mrs Lewis!"
"Ich glaube ja wohl, das ist ja die Höhe! Wenn du schon nicht aufpassen kannst, könntest du dich wenigstens benehmen! Oder bist du dazu nicht fähig?"
"Oh, ich bin zu sehr vielem fähig, Ma'am. Sollen wir uns nach der Stunde treffen, damit ich es Ihnen beweisen kann?" Ich grinste anzüglich. Mrs Lewis war geschockt und der Rest hoffentlich auch. Mir war es gerade so egal, was sie von mir dachten, es waren eh bald Sommerferien und dann musste ich nur noch das Abschlussjahr überstehen.
Der arme Stan, er war ein Jahr unter uns und musste das Ganze ohne uns aushalten...
"Ach so kriegt das Trashmouth seine guten Noten, ich hab mich schon gewundert. Eine fette Brille allein kann so einen ja nicht schlau machen." Genervt schnaubte ich. Connor Bowers, oh wie sehr ich ihn doch hasste. Nach dem sein gestörter Cousin in die Klapse eingeliefert wurde, hatte er den Posten teilweise übernommen. Er schlug oder verletzte zwar niemanden gewalttätig, aber er meinte, andere mit blöden Sprüchen runtermachen zu müssen. Und komischerweise fanden ihn alle unheimlich witzig, so wie gerade auch. Ich fand ihn einfach nur ätzend.
"Neidisch, Bowers?"
"Auf dich?" Connor lachte. "Wer würde bitte auf dich eifersüchtig sein? Was hast du denn schon? Eine fette Brille, alte Hawaihemden, eine verdammt große Klappe -die sollte dir mal gestopft werden, Schwuchtel- und sonst? Ein paar Verlierer als Freunde. Wer weiß, die sind bestimmt auch nur zu feige um dich in die Gosse abzuschieben, wo du hingehörst!" Autsch...
"L-l-lieber eine Gruppe V-verlierer, als s-s-so ein Bastard wie du B-bowers! Und ohne R-richie... dann wären wir k-komplette Versager", mischte sich jetzt Bill ein.
Dankend sah ich ihn an, als es plötzlich klingelte. So schnell wie möglich schmiss ich meine Sachen in meinen Rucksack und hetzte mit Bill aus dem Raum. Keiner von uns hatte Lust, noch länger in diesem stickigen Raum zu bleiben.

"Das hättest du nicht tun müssen, Big-Bill. Ich hätte dem Idioten gerne selbst irgendwas an den Kopf geworfen, da warte ich schon so lange drauf und jetzt ist wegen dir meine große Chance weg!", sagte ich, nur halb ernst gemeint.
Bill lachte leicht.
"Klar, so w-wie du aussahst, w-wäre es bestimmt e-ein B-b-baseballschläger gewesen."
"Dann soll er euch gefälligst da raus halten. Aber mir war ja schon immer klar, dass ihr mich liebt, ich meine, wer tut das nicht?" Hochnäsig warf ich meine eigentlich zu kurzen Haare nach hinten.
"Wer tut was nicht?"
Wir waren bei den anderen dreien am Fahrradständer angekommen.
"Keiner, mich nicht lieben, Eds", antwortete ich und kniff ihm in seine süßen Wangen.
"Aua! Lass das, du weißt ich hasse das, genau wie den Spitznamen. Und klar, träum weiter, nenn mir ein Beispiel für jemanden, der dich liebt."
Ja, Eds, das ist genau das Problem, es gibt keinen und es wird nie einen geben!
"Na du, Spaghetti. Genau wie das In-die-Wange-pieksen und die Spitznamen", ich legte einen Arm um den Kleineren und missbrauchte ihn als Stütze, "und genau wie der Rest von euch, wie Bill mir gerade so nett bestätigt hat."
"Du hast was? Du kannst ihn doch nicht auch noch in solchen Wahnvorstellungen bestätigen!"
"Komm schon Stan my man, so schlimm bin ich nun auch wieder nicht."
"Ehrlich gesagt hat er Recht und nenn mich verdammt noch mal Eddie!" Mister Nenn-mich-nicht so wand sich aus meinem Arm. Schade.
"Na schön, aber einen Menschen kenne ich wirklich, der mich liebt." Innerlich grinste ich breit.
"Wen denn?"
"Eddies Mom!"

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