𝟏𝟎┊ 𝚍𝚎𝚌𝚔𝚎𝚗𝚍𝚎𝚛 𝚗𝚎𝚋𝚎𝚕. 〔🖤〕

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Um dem zitternden N zu helfen, schmiegte sich das kleine Zorua an seinen Besitzer und wärmte ihn somit ein wenig. »Danke, Zorua«, wisperte der König und streichelte seinen Partner. Dabei schloss er das Buch wieder und nahm seinen Partner auf die Schulter, um den Band wieder in das Bücherregal zurück zu stellen. »Gibt es hier noch andere Bücher über die Legenden?«, überlegte N und lief die scheinbar endlosen Reihen an Büchern entlang. Seine Augen suchten interessiert die bunten Einbände ab. Jedes widmete sich einem anderen Thema, doch zu den Legenden war kaum etwas dabei. Es war fast schon so, als sollten diese Bücher nicht für jeden zugänglich sein.

»Forderst du Aloe auch heraus?« Die bekannte Stimme löste in N einen erhöhten Herzschlag aus. Das Blut rauschte in den Ohren des Grünhaarigen und er wollte sich nicht umdrehen, gar nicht erst eine Bestätigung dafür haben, wer da stand. »Chris, wieso rennst du einfach vor?«, ertönte auch schon das Keuchen von Jaron, doch die Laute seiner Schritte verstummten, als er N erblickte. »Es überrascht mich, dich hier zu sehen«, brachte der Braunhaarige etwas nervös hervor. Offensichtlich wusste er nicht so recht, was er sagen sollte. Gestresst knetete er seine Finger, die Stille setzte ihm sichtlich zu.

N entschloss sich nun doch, die Beiden anzuschauen. Seine blauen Augen ruhten auf den zwei Jungs, die sich ebenfalls verändert hatten. Sie wirkten erwachsener und tatsächlich reifer, was in N die Hoffnung erweckte, dass sie sich seine Worte zu Herzen genommen haben könnten. Doch die Bälle an den Gürteln ließen auf etwas anderes schließen. »Wieso überrascht es dich?«, fragte N und konnte dabei die Skepsis in seiner Stimme nicht verstecken. Jaron zuckte mit den Schultern.

»Die Arena von Septerna City befindet sich hier... aber du bist wohl nicht hier, um zu kämpfen, so wie ich das nach deiner Reaktion beurteilen darf.« N entfuhr ein Schnauben. Fast schon hätte er die Arme verschränkt und sich gar nicht erst auf weitere Diskussionen eingelassen, aber damit verspielte er sich eine Chance. Er konnte Informationen sammeln. »Also seid ihr bei eurem Trainer-Dasein geblieben...« Die Enttäuschung in seiner Stimme konnte dabei unmöglich unbemerkt bleiben und auch Jaron und Chris blickten sich nervös an.

»Wir wünschen dir viel Erfolg bei deinen Vorhaben«, antwortete Jaron und die Beiden führten ihren Weg fort, es war offensichtlich, wie sie der Situation ausweichen wollten. Sie kramten aufgeregt zwischen den Büchern herum und lediglich Chris' zuversichtliche Stimme drang in N's Ohren. »Der Schalter muss da aber sein!« Knurrend verließ der König die Bibliothek. Wenn Chris und Jaron hier alles auf den Kopf stellten, konnte er sich unmöglich konzentrieren. Auf seinem Rückweg zum Eingang konnte er sich allerdings eine Sache nicht verkneifen.

»Entschuldigen Sie, ich glaube da hinten verschmutzt gerade jemand eines der Gemälde«, log N und belächelte den Angestellten, der neben dem Dunkelstein stand und das Treiben der Besucher beäugte. »Wie bitte? Ich danke Ihnen!«, antwortete er empört und stapfte sofort in die von N gezeigte Richtung. Dieser nutzte natürlich den Moment und legte seine Handfläche mit pochendem Herzen auf den Stein. Keine Reaktion. Wie er es vermutet hatte, der Stein reagierte nicht auf ihn. Zekrom würde sich ihm nicht offenbaren und hatte wohl einen anderen Helden auserkoren.

Ein wenig enttäuscht zog N die Hand zurück. Zuerst begab er sich allerdings mit schnellen Schritten nach draußen. Der Angestellte würde den Schwindel schnell bemerkt haben und durfte den König nicht in der Nähe des Dunkelsteins erblicken. Sein Puls beruhigte sich erst, als N einen sicheren Abstand hatte. Erleichtert trat er den Rückweg an doch seine Gedanken kreisten um den Dunkelstein.

Meinte G-Cis das mit den Worten »Wir werden um ihn kämpfen müssen«? Wusste er bereits, dass sich das Pokémon einem anderen Menschen geöffnet hatte und N diesen bezwingen musste? Diese Gedanken blieben dem Jungen bis zum Schloss erhalten. Er bekam sie einfach nicht aus dem Kopf, auch wenn er es unaufhörlich versuchte. »Passen Sie auf, wohin Sie laufen, N.« Dieser blickte erschrocken auf und zu seiner Erleichterung stand lediglich Achromas vor ihm. Dieser war wohl zwei Schritte ausgewichen, da der Grünhaarige beinahe in ihn hinein gelaufen wäre. Seine Gedanken hatten ihm jegliche Aufmerksamkeit geraubt, sodass N gar nicht auf den Weg geachtet hatte.

»Beschäftigt Sie etwas?«, hakte Achromas nach. Seine Brille warf einen Teil des Kronleuchterlichts als Reflexion zurück. Einen Moment überlegte der König, dann antwortete er, jedoch verdrehte er die Wahrheit etwas, um eine andere Sorge einzuräumen. »Ja. Ich würde gerne wissen, was G-Cis mit dir vor meiner Krönung geplant hatte.« Sofort verdunkelte sich die Miene des Blonden. Nervös bearbeitete er seine Brille mit dem langen, weißen Laborkittel. Bei dem unsicheren Gesichtsausdruck des Wissenschaftlers fügte der Blauäugige hinzu: »Als König sollte ich das schließlich wissen.«

Achromas zupfte seinen Laborkittel zurecht und rückte seine Brille an ihren richtigen Platz. »Verzeihen Sie N, aber diese Informationen stehen Ihnen nicht zu. Der Plan ist schließlich auch vor ihrer Krönung entstanden und ist somit nur für G-Cis und mich bestimmt«, war die lächerliche Antwort. Sie war mindestens genauso lächerlich, wie die in ihr verwendeten Argumente, sodass N die Argumente nicht auf sich sitzen lassen konnte. »Widersprichst du mir gerade und willst mich für dämlich verkaufen?«, fragte er so bedrohlich leise, dass er tatsächlich eine kleine Schweißperle auf der Stirn von Achromas erkennen konnte. Dabei tat er einen Schritt nach vorne, sodass er direkt vor ihm stand und seine Drohung deutlich machen konnte.

»Machen Sie sich nicht lächerlich«, schnaufte Achromas und trat einen Schritt zurück, um Distanz zu schaffen, »Ich respektiere Sie als König. Aber ich möchte mir nicht ausmalen, was G-Cis dazu sagen würde, wenn ich Sie mit so unwichtigen Nebensachen von Ihrer eigentlichen Aufgabe ablenke. Sie sollten sich lieber um die Erweckung des legendären Pokémon kümmern. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei.« Noch bevor der Grünhaarige überhaupt realisieren konnte, was er gerade gehört hatte, war der Wissenschaftler in der nächstbesten Tür verschwunden. Der König versenkte seine Hände in den Hosentaschen und ein frustrierter Gesichtsausdruck machte sich breit.

N's Zorua hatte sich die ganze Zeit nicht geäußert, nur jetzt leckte es ihm über die Wange und seine mitfühlenden Augen beruhigten seinen Trainer wieder. Er streichelte den Kopf des Pokémon, dankbar dafür, dass es ihm immer zur Seite stand. Der Grünhaarige suchte den Thronsaal auf und genoss die Weite des Raumes, die ihn sofort mit seiner besänftigenden Wirkung eingelullt hatte. Sie gab dem Jungen das Gefühl von Freiheit. Langsam schritt er zum Thron, um sich anschließend auf diesem niederzulassen. Er legte ein Bein über das andere und lehnte sich an seinen Arm, der sich auf dem Thron abstützte. »Wenn ich Reshiram erst einmal erweckt habe, werden sie es alle sehen. Sie werden es alle sehen.«

✦𝒻𝒻」𝐳𝐰𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐰𝐮𝐧𝐬𝐜𝐡 𝐮𝐧𝐝 𝐰𝐢𝐫𝐤𝐥𝐢𝐜𝐡𝐤𝐞𝐢𝐭.Where stories live. Discover now