𝟐𝟏┊𝚐𝚎𝚋𝚛𝚘𝚌𝚑𝚎𝚗𝚎𝚛 𝚠𝚒𝚕𝚕𝚎.〔🖤〕

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Jaron hatte sich kampfbereit aufgetürmt. Sein Amulett funkelte in einer hellen Farbpracht, doch noch war es nicht an der Zeit. Ein wenig unsicher schielte er zu N. Würde er beim Kampf Schwierigkeiten haben? Er stellte sich hier immer noch gegen eine Gruppe von Menschen, denen er sein ganzes Leben verschrieben hatte. Doch der Braunhaarige verbannte diesen Gedanken.

Der ehemalige König hatte immer noch das Ziel, Team Plasma aufzuhalten und würde diese Willenskraft ohne Hemmungen nutzen. Eine Explosion holte Jaron zurück in die Realität. N's Zoroark hatte ihn mit Fokusstoß davor bewahrt, von einem Drachenpuls getroffen zu werden. Schwer schnaufend schüttelte sich der Trainer, bevor er entschlossen an die Halskette griff. Sofort umhüllte ihn das Licht, das er schon zu gut von seinen Kameraden kennengelernt hatte.

Der Mondschein mischte sich unter das gleißende Licht und binnen weniger Sekunden, hatte Jaron die Gestalt eines Maxax angenommen. Einem Pokémon, dass er ursprünglich selbst besessen hatte. Anhand der schockierten Blicke von Team Plasma erkannte er, dass der Überraschungsangriff gelungen war.

»Ihr seid alle Menschen. Wie überaus interessant«, hauchte G-Cis und seine Bewegungsunfähigkeit machte sich Jaron zunutze. Seine Klauen glühten in einem tödlichen Grün auf, bevor sie auf Trikephalo einschlugen. Jaulend wand sich der Drache und konterte mit einem Flammenwurf. Das brachte Distanz zwischen die Kämpfenden.

Jaron wollte diese ausnutzen, um sich ein Bild vom Kampf zu machen, doch viel Zeit würde ihm nicht bleiben. Seine Freunde hatten sich einzelne Rüpel vorgenommen und forderten ihre Pokémon heraus. Ein Blonder und ein paar Rüpel des Teams flüchteten ins Schloss zurück. G-Cis hatte sich aus seiner Schockstarre befreit und schickte ein Branawarz in den Kampf.

Aber wo war N? Vielleicht lag es an dem Chaos, welches das Geschehen wie eine Drachenwut verschlungen hatte, aber nirgendwo konnte der Trainer den Grünhaarigen entdecken. Der Treffer einer Hydropumpe ließ ihn aufschrecken. Schmerzerfüllt griff er an seine Flanke. »Unachtsamkeit kostet dich den Kampf.« Eine weitere Attacke traf Jaron und bohrte sich wie ein Schwert in seine Brust. Keuchend kam er zu Boden.

Der Lärm seines Umfeldes erdrückte ihn, das Aufschreien, das potenziell seinen Freunden zuzuordnen war, drohte ihn in einen Abgrund zu reißen. Immer schwächer wurde das Licht des lilanen Kristalls, der Jaron diese Kraft gespendet hatte. Sein Licht durfte um keinen Preis erlöschen.

»Zekrom!« Verzweifelt drangen die Worte aus seiner Kehle, er wollte die monströsen Blitze neben sich spüren, genauso wie damals an der Drachenstiege. »Ich glaube dein Freund ist beschäftigt.« Emotionslos deutete G-Cis mit seinem silbernen Zepter in die Ferne. Dutzende von Rüpeln hatten das legendäre Pokémon umrundet und droschen mit unzähligen Attacken auf es ein. Jeder Angriff fühlte sich so an, als würde Jaron ihn abfangen.

Wie konnte das sein? Sie hatten den Moment der Überraschung auf ihrer Seite gehabt. Unsanft wurde der Braunhaarige am Nacken gepackt. Wie ein Zauber verpuffte die Kraft des Amuletts und Jaron war wieder ein Mensch, genauso hilflos wie damals in Avenitia. Seine Beine zappelten in der Luft, als Trikephalo seine Köpfe schwenkte und direkt vor G-Cis' schmunzelndem Gesicht zum Stehen kam.

»Es ist immer ärgerlich, wenn Ideen nicht aufgehen. Es verhält sich wie mit N. Leider blieb er nicht auf unserer Seite, dabei wäre es uns so um einiges angenehmer geworden. Aber manchmal soll es nicht so sein.« Bedrohlich flackerte das Monokel des Anführers im Mondlicht. Er würde keine Sekunde halt machen, seine Gegner vom Feld zu räumen. »G-Cis, wirft es mir zu.« Der Blonde, der zuvor noch geflohen war, war mit einem Koffer zurückgekehrt. Seine blaue Strähne zappelte ungezähmt im Wind, doch es schien ihn nicht in seiner Sicht zu beeinträchtigen.

Unsanft entriss der Grünhaarige Jaron das Amulett. »Genau zur rechten Zeit, Achromas.« Ehe der Braunhaarige protestieren konnte, landete das Amulett im Koffer. Es war endgültig verloren. Ein Blick zur Seite verriet dem Trainer, dass seine Freunde in keiner besseren Verfassung waren als er. Es wäre Team Plasma ein leichtes, die Amulette an sich zu nehmen. Unsanft kam Jaron am Boden auf, als das Trikephalo von ihm abließ.

Vor Schmerz biss er sich auf die Unterlippe und drückte seine Hand auf die Platzwunde, die sich auf seinem Knie aufgetan hatte. Panisch suchte er mit seinen Augen das Kampffeld nach seinen Freunden ab. Sie rangen ebenfalls mit dem letzten bisschen ihrer Kraft, doch immer mehr von ihnen zeigten ihre menschliche Seite.

»Nein...« Jarons Stimme war nicht mehr als ein Wispern. Seine Vorstellung einer harmonierenden Welt zersprang in alle Einzelzeile. Ohne G-Cis eines weiteren Blickes zu würdigen, preschte er zu Zekrom. Dieses parierte weiterhin die Attacken der Plasma Rüpel.

»Flieg weg! Los!« Eigentlich war es wahnsinnig, ihren einzigen Ausweg fliehen zu lassen. Aber Jaron konnte es nicht ertragen, zu sehen, wie sein Partner geschwächt wurde, nur um dieser Organisation klein bei zu geben. So warf er sich mitten in das Getümmel, spürte, wie sich Attacken in sein Fleisch bohrten und er zu kollabieren drohte. Er hoffte, dass das legendäre Pokémon die Chance nicht ungenutzt lassen würde.

Doch es schien an der Stelle zu bleiben, denn der Attackenhagel ließ von dem Braunhaarigen ab und konzentrierte sich wieder auf das eigentliche Ziel. Wankend rieb sich Jaron den Rauch aus den Augen. Überrascht stellte er fest, dass die Rüpel am Boden lagen. Etwas musste sie umgestoßen haben. Blinzelnd blickte sich Jaron um und das erste Mal in seinem Leben freute er sich, N zu sehen.

»Los jetzt«, grummelte der Grünhaarige eindringlich und packte Jaron am Arm, um ihn wenige Sekunden später auf Reshiram hinaufgezogen zu haben. Auch seine Freunde sprangen flink hinterher und nutzen die Benommenheit des Teams aus. In schnellen Schritten verteilten sie sich auf die Drachen, die sich nicht zweimal bitten ließen und sich in die Lüfte schwangen.

Sie durchbrachen die Wolkendecke und wogen sich damit in Sicherheit. Mehr als knapp waren sie aus diesem Kampf lebend hervorgegangen.

»Wo warst du!«, fuhr Taavi ihn an. N zuckte bei seinem harschen Tonfall sichtlich zusammen. »Du hast dich wie ein Feigling aus diesem Kampf rausgehalten. Wahrscheinlich überlegst du noch, auf welche Seite du gehörst!« Die Rage des Teams verfiel nicht. Endlos peitschten die Worte auf den ehemaligen König ein, doch Jaron konnte nicht die Kraft aufbringen, seine Freunde zu besänftigen.

Seine Knochen fühlten sich schwer an, die Wunden klafften an seinen Beinen und der hämische Blick seitens G-Cis bohrte sich tief in sein Gewissen hinein. Sie hatten auf ganzer Linie versagt.

»Ich weiß ihr misstraut mir. Wir müssen nicht zusammen arbeiten, aber lasst mich euch an einem sicheren Ort absetzen«, setzte N nach langer Zeit an. Seine Augen waren ausdruckslos, fast schon wie eine Puppe blickte er in die Runde.

»Aber nehmt die hier mit.« Er deutete auf einen kleinen Beutel, den er an Reshirams Flanke angebracht hatte. Verblüfft riss Jaron die Augen auf. »Pokébälle«, raunte er. Auch die restliche Gruppe blickte verwundert in die Runde. »Woher?« Blade gab sich keine Mühe, das Misstrauen seiner Stimme zu verbergen.

»Während ihr gekämpft habt, habe ich so viele von ihnen genommen, wie ich tragen konnte. Ich habe die Ablenkung ausgenutzt.« Ein wenig Stolz konnte man aus N's Stimme heraushören und er schien zu hoffen, auf Dankbarkeit und Anerkennung für seinen Einfall zu treffen. Doch Chris schüttelte den Kopf und das restliche Team schien die gleichen Gedanken zu teilen.

»Du wusstest, dass wir verlieren. Das war dir von Anfang an bewusst!«, schnaubte er wütend. Jaron fasste sich an den Kopf. Der Himmel drohte über ihm einzustürzen. Er konnte beide Seiten nachvollziehen, doch der Kampf hatte ihn mitgenommen. Der Braunhaarige würde dieses Mal nicht den Streitschlichter spielen.

Doch das schien er gar nicht zu müssen. Ehe er sich weiter Gedanken darüber machen musste, fiel ihm N ins Wort: »Ich werde mich nicht erklären, warum ich so gehandelt habe. Ich belasse es bei eurer Wahrnehmung. Ich setze euch im Ewigenwald ab und von dort an gehen wir getrennte Wege.«

Kurz erhaschte Jaron, wie der Grünhaarige sich zu ihm gedreht hatte. Wenn auch nur kurz, so hatte er ihm mit einem Blick mehr mitgegeben, als er in dem ganzen Gespräch gesagt hatte. »Auch wenn ich der Auffassung bin, dass wir uns nicht das letzte Mal begegnet sind.«

✦𝒻𝒻」𝐳𝐰𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧 𝐰𝐮𝐧𝐬𝐜𝐡 𝐮𝐧𝐝 𝐰𝐢𝐫𝐤𝐥𝐢𝐜𝐡𝐤𝐞𝐢𝐭.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt