kapitel zwei

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kapitel zwei
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04. Mai 2018

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VIER WORTE, die Yoongi vor zwei Wochen schon von seinem ehemaligen Vorgesetzten gehört hat und die ihm erneut entgegen geschleudert werden:

»Es funktioniert einfach nicht.«

Auch jetzt trifft seine Kündigung ihn hart. Hier in Herr Lims schwülen Büro, in welches er direkt nach seiner Schicht gerufen wurde, löst sie bei ihm ein beklemmendes Gefühl der Zweifel aus. Was ist falsch an ihm? Warum hielt es keiner seiner Chefs mehr als zwei Wochen mit ihm aus, wenn er sich doch stets solche Mühe gibt? Yoongi streicht sich ein paar nachtschwarze Strähnen aus seiner feuchten Stirn und fragt sich, weshalb er diesmal seine Arbeitsstelle verliert. Hat er die Burger nicht schnell genug belegt? Die Pommes falsch frittiert?

»Es liegt an deinem Gesicht«, sagt Herr Lim.

»Wie bitte?« Yoongi verschlägt es beinahe die Sprache. Das soll der Grund sein?

»An der Kasse schaust du so griesgrämig drein, dass unsere Kunden Angst davor haben, eine Bestellung aufzugeben«, erklärt Herr Lim. Er sitzt vor ihm an seinem Schreibtisch, hat die Hände auf der schmierigen Oberfläche zusammengefaltet und genießt den winzigen Stoß an Brise, die ihm sein Tischventilator schenkt. Im Sommer, wenn die Luftfeuchtigkeit Südkoreas jedem Bürger seinen Tatendrang aus den Zellen saugt, brutzelt sein Burgerlokal nur vor sich hin. Nur im Kundenbereich gibt es Klimageräte, die für einigermaßen erträgliche Luft sorgen. Die Mitarbeiter dagegen leiden unter der Hitze. Täglich ist ihr Rücken klatschnass vor harter Arbeit. Yoongi kann nicht fassen, dass er da mitgemacht hat, nur damit sein Chef ihn wegen eines so bescheuerten Grundes feuert. Wenn Herr Lim nicht so ernst schauen würde, würde Yoongi das Ganze für einen schlechten Scherz halten. Verdammt, das muss ein schlechter Scherz sein.

»Das ist mein Gesicht! Dafür kann ich doch nichts!«

Herr Lim überhört den Einwand und macht einfach weiter, als hätte er sich schon längst eine mentale Liste von Yoongis vermeintlichen Fehlern angelegt und nur auf den richtigen Moment gewartet, um ihm diese endlich um die zu Ohren klatschen: »Du hast einem Kunden damit gedroht, ihn wegen Belästigung anzuzeigen. Hat das auch mit deinem Gesicht zu tun?«

»Aber Sajangim, dieser Kunde war nicht normal. Er hat siebzehn Minuten lang nicht seine Augen von mir genommen! Siebzehn! Minuten!«, verteidigt sich Yoongi. Müsste sein Chef nicht eigentlich auf seiner Seite stehen? Sich für das Wohlbefinden seiner Arbeiter einsetzen?

»Papperlapapp. Das hast du dir eingebildet. Außerdem gehst du immer viel zu früh nach Hause.«

Angesichts dieser glatten Lüge runzelt der Teenager irritiert die Stirn. Er würde seinen bisherigen Lohn dafür verwetten, nie auch nur eine Sekunde früher nach Hause gegangen zu sein, als ihm zustand.

»Du bist nicht bereit, Überstunden zu machen«, erklärt Herr Lim, was er eigentlich meint.

Daher weht also der Wind. »Weil sie nicht bereit sind, diese zu bezahlen«, erwidert Yoongi ruhig.

Herr Lim seufzt und zieht sich aus seiner Hosentasche ein zerfleddertes Taschentuch heraus. Sein batteriebetriebener Schreibtischventilator befriedigte vielleicht seinen Geiz, aber ausreichen tut der Windhauch des Gerätes definitiv nicht. Er wischt sich über die schweißnasse Stirn, bevor er seinem Gegenüber einen genervten Blick zuwirft. »Jigwon, ich sehe bei dir einfach nicht den Willen eines Mitarbeiters. Du musst lernen, wann es sich gehört, auf jemanden höheren Ranges zu hören. Andere würden mir die Sohlen dafür ablecken, dass ich ihnen Arbeit biete.«

Seelenfrieden | yoonmin || ✓Where stories live. Discover now