teatime

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teatime
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31. August

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NACH ALL der Zeit hat das Bimmeln der Glocke über seinem Kopf ihren heimischen Zauber verloren und ist nur noch die Ankündigung seines Eintrittes statt wie zuvor ein warmer Willkommensgruß. Yoongi schüttelt den Schmerz beim Anblick der Teestube ab. Für den Rest seines Lebens wird er die Stube und die Erinnerungen an seine Zeit hier mit Jimin in Verbindung bringen. Wie auch viele andere Dinge. Spielplätze und Sterne, Regenbogen und Riesenräder, Fahrradtouren und Filme, Blumen und Badminton. Das Leben.

Dongjae ist gerade dabei, eine junge Kundin mit drei Teepaketen zu versorgen. Seine Augen weiten sich bei seinem Anblick, doch er rührt sich nicht von der Stelle, nimmt das Geld an und verstaut es in der Kasse. Die Kundin verabschiedet sich und schiebt sich an Yoongi vorbei nach draußen. Noch ehe das Bimmeln nachlässt, wendet er das Schild an der Tür. Geschlossen.

Als er sich wieder umdreht, ist Dongjae verschwunden. Stattdessen rauscht mit kräftigen Flügelschlägen Aristoteles herein und knallt ihm gegen die Brust. Der Teenager fängt den Papagei auf und tätschelt ihm vorsichtig die weichen Federn. Aristoteles seufzt wohlig auf. »Du bist endlich wieder da. Ich dachte erst, Dongjae verarscht mich, aber du bist es tatsächlich.«

Hinter ihm erscheint wesentlich zögerlicher sein ehemaliger Chef im Hauptraum, wo er zwei Schritte entfernt stehen bleibt. Als sei er sich nicht sicher, wie sehr Yoongi ihn in seine Nähe lässt. »Herzlich willkommen, mein Junge«, sagt er leise und sichtlich gerührt. Er sieht älter aus, als bei ihrem letzten Aufeinandertreffen. Ob wohl das schlechte Gewissen die ein oder andere Falte mehr in sein sanftmütiges Gesicht gezaubert hat?

»Ich wusste nicht, wohin sonst mit mir.« Yoongi setzt sich auf den nächstgelegenen Stuhl und legt Aristoteles auf der Tischfläche ab. Doch der Vogel schmiegt sich von der Kante aus wie eine Katze weiterhin an ihn. Als müsse er all den verpassten Kontakt nachholen. Yoongi krault ihn am Kopf, weil er weiß, wie gerne der Papagei das hat.

»Also hast du den Brief gelesen?«, fragt Dongjae vorsichtig.

Yoongi nickt und als sei damit alles gesagt, verlässt der alte Mann seine steife Position und eilt hinter den Tresen. Schnell ist das Teewasser aufgesetzt. Begleitet vom Rumpeln der auf- und zu geschobenen Schubladen des großen Teeschrankes tauschen sich Aristoteles und Yoongi leise aus.

»Es tut mir wirklich leid«, flüstert der Papagei. »Ich wusste von dem Plan, aber musste Dongjae versprechen, dir nichts davon zu erzählen.«

»Es ist okay«, versichert ihm der Teenager. »Schließlich war all das für Jimin. Ihr hattet eure Gründe. Und sie waren verdammt berechtigt.«

»Aber– aber wir haben dir weh getan damit. Wir hätten dich einweihen müssen. Mit dir zu spielen, war nicht okay.«

»Das ist vergangene Geschichte. Und das Ende wäre ohnehin das Gleiche gewesen.«

»Du hättest dich trotzdem auf Jimin eingelassen?«

»Ja«, antwortet Yoongi ohne zu zögern. »Und ich hätte mich auch sicherlich mit dem Wissen um seinen wahren Zustand in ihn verliebt. Schließlich reden wir hier von Park Jimin. Es ist unmöglich, ihn nicht zu mögen.«

Seine Worte lassen den Papagei zusammenzucken. Aristoteles verzieht das Gesicht. »Wir haben dir so weh getan...«, flüstert er, mehr zu sich selbst.

Seelenfrieden | yoonmin || ✓Where stories live. Discover now