kapitel zwölf

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kapitel zwölf
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30. Juni

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ES IST nur eine Frage der Zeit, bis der Tag kommt, an dem Yoongi seinen Besuch ausfallen lassen muss. Nach so vielen Wochen, in denen sie sich täglich sahen, ist der Gedanke seltsam, Jimin zwei Tage nicht treffen zu können. Über das kommende Wochenende wird Yoongi nach viel zu langer Zeit nämlich wieder seine Familie in Yeosu besuchen. Dohwas Geburtstagsfeier steht an und wenn er eines nicht verpassen möchte, dann das.

Trotzdem fühlt es sich an, als würde er Jimin in den Rücken fallen. Vielleicht ist das der Grund, warum er sich bei ihm am Freitag seiner Abreise immer wieder über folgendes erkundigt:

»Ist das wirklich okay für dich?«

Während Yoongi darauf wartet, dass der Jüngere ihm nasses Geschirr zum Abtrocknen überreicht, zwirbelt er das Tuch in seiner Hand wie schon so oft in den vergangenen Minuten immer enger. Sie stehen in Ajins Küche und räumen die letzten Überbleibsel ihres Back-Tages weg.

Jimin rubbelt so fest über den leicht angebrannten Teigrest auf dem Backblech, dass ein paar Wasserspritzer in seinem Gesicht landen. Er hält kurz inne, um sie wegzuwischen und Yoongi mit einer erhobenen Augenbraue zu mustern. Das Schmunzeln auf seinen Lippen zeigt, dass sein Blick nicht arrogant gemeint ist. »Das werde ich überstehen. Und wenn mich zu große Sehnsucht nach deiner Wenigkeit überkommt, so rufe ich dich einfach an«, erwidert er und widmet sich wieder dem Beweis ihres misslungenen Backversuches.

»Es ist ja auch nur das Wochenende«, murmelt Yoongi und rollt das nun viel zu fest gedrehte Tuch in seiner Hand wieder auf. Er weiß nicht, ob diese Worte Jimin beruhigen sollen oder ihn.

»Genau, es sind nur zwei Tage. Die sind nichts gegen die Monate, die ich nur mit Halmeonim verbrachte. Also hör auf, so eine Schnute zu ziehen und trockne bitte das Blech ab, ja?«

»Ich ziehe keine Schnute!«, widerspricht Yoongi und macht sich eifrig ans Trocknen. Merkt man ihm so sehr an, dass er Dohwas Geburtstagsfeier mit gemischten Gefühlen entgegen sieht?

Offensichtlich schon, denn Jimin lehnt sich mit verschränkten Armen an die nun leere Spüle und neckt ihn weiter. »Und wie du das tust! Wenn ich nicht wüsste, wie viel dir deine Cousins bedeuten, würde ich fast schon behaupten, dass du keine Lust hast, deine Familie zu besuchen.«

Seufzend betrachtet Yoongi seine verzerrte Spiegelung im blitzblank polierten Backblech. Was ist nur los mit ihm? Wo bleibt die Euphorie darüber, endlich seine Verwandten wiederzusehen? »Es ist wirklich okay? Du wirst damit klarkommen?«, kann er nicht unterdrücken, ein letztes Mal nachzuhaken.

Jimins Antwort ist ein fassungsloses Schnauben. »Hyung, also echt! Man könnte meinen, ich bin der Ältere von uns beiden, so unsicher wie du dich aufführst.« Kopfschüttelnd wendet er sich ab und macht sich daran, die Kissen auf dem Sofa aufzuplustern. Yoongi schaut ihm verdutzt hinterher.

Abgesehen davon, dass er an jenem Tag beim Heimgehen ausnahmsweise mal nicht »Bis morgen!« sagt, verläuft ihr Abschied aus einem weiteren Grund nicht wie sonst üblich. Denn statt ihm einfach nur von der Tür aus hinterherzuwinken, steht Jimin diesmal mit einer kleinen Schüssel Wasser da.

»Ähm, wofür ist das?«, fragt Yoongi nach.

»Das werde ich dir hinterher schütten.«

»Was? Warum?«

Seelenfrieden | yoonmin || ✓Where stories live. Discover now